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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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rot. Und dann haben sie uns auch noch provoziert, diese blöden Lackaffen.«
    »Mh«, sagte Polt einsilbig und dachte an die liebevoll gepflegten und speziell bei Kirtagen ausführlich ausgelebten traditionellen Feindschaften, die es früher zwischen den Burschen der verschiedenen Dörfer gegeben hatte. Er dachte aber auch an jene Fußballspiele des von ihm so geschätzten FC Brunndorf gegen die Mannschaft von Stinkenbach, die fast immer ohne Schiedsrichter mit den Fäusten beendet wurden. »Es gibt doch allerhand, was mehr Spaß macht als Schlägereien«, sagte er dann halbherzig.
    »Hören Sie einmal, Inspektor.« Mike Hackl war ernst geworden. »Allzu viel gibt es da nicht. Sollen wir uns im Wirtshaus neben ein paar grindigen Gruftis vollaufen lassen? Oder vielleicht im Kameradschaftsverein vor dem Kriegerdenkmal strammstehen? Von den paar Mädels, die hier bei uns in Ordnung sind, hat längst jede einen festen Freund und noch zwei, drei Kandidaten, die darauf warten, daß der Freund einmal wegschaut. Die Weinkeller, na gut. Da ist schon einmal der Bär los, aber eben auch nur selten. Aber ein Bike, Mensch, das ist schon ein Stück Freiheit, ein Tier zwischen den Beinen. Und dann die Disco: Techno, Floordance, Hip-Hop, bis du nur mehr Rhythmus bist; da hebst du wenigstens für ein paar Stunden ab. Wenn aber dann diese Ölis aus Breitenfeld kommen und dich auch noch anstinken, kriegst du eben auch einmal die blanke Wut, o.k.?«
    »O.k. ist das nicht«, sagte Polt seufzend, »aber ich kann’s irgendwie nachvollziehen.«
    »Was wird jetzt mit Bernie?« fragte Mike fast schüchtern. »Er ist in Ordnung, nur jähzornig, wissen Sie.«
    »Ich rede morgen mit ihm«, antwortete Polt ausweichend. »Nach Dienstschluß.«
     
    Hackls Erzählungen
     
    Polt schlief sich erst einmal richtig aus. Gegen Mittag suchte er Franzgreis auf, aß ein Paar von jenen Bratwürsten, die der Wirt in einer kleinen Selchkammer hinten im Hof selbst räucherte, trank ein kleines Bier und ging dann zu Fuß durch Burgheim, bis er das Haus der Familie Wild erreicht hatte.
    Das große Hoftor war offen. Polt trat ein und klopfte an die Küchentür. Frau Wild, groß und stämmig, öffnete und schaute ihn aus verschreckten, schwarzen Augen an. »Ich habe gewußt, daß Sie kommen müssen«, sagte sie. »Der Bernhard sitzt vor dem Fernseher.«
    »Na also«, brummte Polt freundlich und folgte Frau Wild ins Wohnzimmer.
    Bernhard schaute zur Tür, als er Schritte hörte, schaltete den Fernseher ab und ging Polt entgegen. »Ich komme schon mit«, sagte er mit Trotz in der Stimme. »Warum haben Sie mich nicht gleich gestern kassiert?«
    Polt hatte inzwischen auf der Bettbank Platz genommen. »Bernie«, sagte er nach einer Weile, »du bist ein Esel.« Als er sah, daß sein Gegenüber zornig auffuhr, fügte er rasch hinzu: »Du bist vorbestraft. Ein tätlicher Angriff auf einen Gendarmen hat dir gerade noch gefehlt, damit du endgültig in der Scheiße steckst.«
    »Weiß ich. Und warum erzählen Sie mir das?«
    »Weil ich dich von klein auf kenne, Bernie. Du warst schon immer ein jähzorniger Hitzkopf. Das steckt in dir, dafür kannst du nichts.«
    Bernie schwieg eine Weile. »Ich hab mich inzwischen schon ganz gut im Griff, eigentlich. Außerdem gibt’s keinen Alk mehr für mich. Tut mir nicht gut. Aber gestern nacht in der Disco, da habe ich nur noch an meine Vorstrafe gedacht und an eine drohende Anzeige wegen der Rauferei, die alles noch schlimmer gemacht hätte. Und plötzlich bin ich eben explodiert.«
    »Ich weiß.« Polt tastete nach seiner Kinnspitze. »Wie soll ich es sagen, Bernie«, der Inspektor suchte nach Worten, »ich meine, für dich wär’s manchmal einfach besser, du würdest ausweichen, wenn du merkst, daß es kritisch wird - zum Beispiel gestern nacht, als die Burschen aus Breitenfeld aufgetaucht sind.«
    »Davonrennen meinen Sie, mich drücken? Mich verspotten lassen, weil ich nicht sauf?«
    »Ausweichen«, beharrte Polt, »das ist manchmal mutiger, als ins offene Messer rennen.«
    Ein verlegenes, doch in gewisser Weise auch einträchtiges Schweigen folgte. Dann sagte Simon Polt leichthin: »Außerdem habe ich nur einmal so ein schlechtes Gedächtnis, o.k.?«
    »O.k.«, sagte Bernie, ohne sein Gegenüber anzuschauen.
    In der Küche verabschiedete sich Polt von Frau Wild, die eben einen Berg gebackener Schnitzel ins Rohr schob, um sie warm zu halten. »Ich muß danke sagen, Herr Inspektor.«
    »Hat sich was mit Inspektor«, entgegnete

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