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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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einen hören, Simon?«
    »Lieber nicht.«
    »Weil du sowieso schon alle kennst, nicht wahr? Männer, sag ich, Männer! Aber weiter: Es muß gegen Mitternacht gewesen sein, da ist die Kimmel Maria von einem Auto aufgeweckt worden, besser gesagt, von der Musik, was heißt Musik, wie in einer Fabrik hat’s geklungen. Sie ist zum Fenster, hat nichts gesehen. Und dann war’s auf einmal auch mit der Musik aus.«
    »Noch was, Frau Stirbl?«
    »Du läßt mich ja nicht ausreden, Simon. Die Maria wohnt in der Nähe vom Kühlhaus, wollt ich noch sagen. Ja, und nach diesem Lärm hat sie nicht mehr so recht schlafen können und hat sich einen bequemen Sessel ans Fenster gerückt. So gegen ein Uhr früh hat sie dann den Bruno Bartl gesehen.«
    »Betrunken?«
    »Gemerkt hat man nichts. Aber eilig hat er es gehabt. Und immer wieder zurückgeschaut hat er.« Kathi Stirbl schaute ins Leere. »Jetzt hat er’s nicht mehr eilig, der Bruno. Weißt du, wie alt der war? Vierundfünfzig. Er hätt was machen können aus seinem Leben. Aber er war halt ein Mann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wegschauen, wenn’s Probleme gibt, wegrennen, wenn’s weh tut, und saufen, wenn die Verzweiflung kommt.«
    »Und wie machen es die Frauen?«
    »Anders. Und auch nicht viel gescheiter. Das meiste Unglück im Leben müßt nicht sein. Aber wenn man erst einmal begriffen hat, worauf es ankommt, ist man zu alt fürs Bessermachen. Und dann gibt’s natürlich welche, die leben dumm und sterben blöd. Magst Beispiele hören, Simon?«
    »Nicht jetzt. Tun wir weiter. Was war sonst noch, in den anderen Nächten?«
    Frau Stirbl blätterte mit gichtigen Fingern im Notizheft. Donnerstag auf Freitag war nichts Besonderes. Der junge Fürnkranz und seine Freundin haben im Auto gestritten, vor dem Kriegerdenkmal ist es gestanden, so gegen halb zehn. Ganz verheult ist sie nachher ausgestiegen. Und die Frau Hahn hat späten Besuch gehabt, hat sie ja öfter. Ja, am Wochenende dann halt das Übliche: die jungen Herrschaften, laut beim Wegfahren und noch lauter beim Heimkommen.«
    »Und wie war das am Weihnachtsabend?«
    »Da haben wir gefeiert und nicht aus dem Fenster geschaut. Aber nachher, auf dem Heimweg, es muß gegen neun gewesen sein, hat die Hofer Erna noch ein weißes Auto Richtung Kellergasse fahren gesehen.«
    »Aufs Kennzeichen wird sie ja nicht geschaut haben, was?«
    »Die Erna schaut auf alles. Aber da war nichts zu sehen. Mit Schnee verpickt.« Kathi Stirbl faßte die Vereinsmitglieder streng ins Auge. »Alsdann, das war’s für heute. Und jetzt gibt es eine Christtagsjause. Besoffener Kapuziner! Steht auf dem Küchentisch. Bringst ihn uns, Simon? Mir ist er fast zu schwer.«
    Simon Polt ging in die Küche und erblickte dort eine Waschschüssel. Er trat näher und sah im flüchtig gesäuberten Porzellan eine rundliche Kuchenmasse, die in einem See trüben Weines schwamm. Vorsichtig trug er das beunruhigende Gericht in die Stube, wo Frau Stirbl bereits kleine Schüsseln und Löffel ausgeteilt hatte. »Weich, süß, nahrhaft und mit Alkohol. Da hat jeder was davon. Nimm dir ordentlich, Simon!«
    »Danke, nein, Frau Stirbl. Ich bin am Abnehmen.«
    Sie winkte drohend mit dem Schöpfer. »Es schmeckt dir also nicht bei mir, Simon?«
    »Oja, schon. Natürlich.«
    »So bist ein Braver. Kriegst auch eine doppelte Portion.«

 

Schneeglatt
     
    Es wurde dann noch recht lustig. Frau Stirbl, vom ungewohnten Wein beflügelt, erzählte von früheren Zeiten und wußte erstaunlich genau über das nicht immer gottesfürchtige Vorleben ihrer Vereinsmitglieder Bescheid. Diese blieben stumm, doch ab und zu wehte ein kleines Gelächter über den Tisch. Zu seinem Erstaunen sah sich Polt noch eine Portion nehmen, und allmählich begann er sich in dieser seltsamen Runde wohl zu fühlen. Erst gegen Mittag verließ er das Haus und ging ins Gasthaus Stelzer. Der Wirt, damit beschäftigt, Kleingeld zu zählen, warf Polt einen flüchtigen Blick zu. »Essen gibt es heute keines. Meine Frau will nicht kochen. Für wen auch? Wahrscheinlich werd ich nachmittag zusperren, kommt ja kein Mensch.«
    »Bin ich keiner?«
    »Wie man’s nimmt. Was darf’s denn sein?«
    »Kaffee bitte.«
    »Ruhiger Dienst heute, wie?«
    »Wird nicht mehr viel los sein, bis zum Abend. Den Fürnkranz Karl möchte ich noch besuchen. Schwierige Zeit für ihn.«
    »Ist doch nicht dein Problem, oder?«
    »Frag mich was Leichteres.«
    »Und laß dir nichts vormachen von dem. Tüchtig ist er ja, und hat allerhand

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