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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Schlimmes erlebt. Aber Heiliger ist er auch keiner, was man so hört.«
    »Und was hört man so?«
    »Recht oft in Znaim ist er halt.«
    »Günstig einkaufen wahrscheinlich...«
    »Am Sonntagabend?«
    »Seine Sache jedenfalls, möchte ich sagen. Also, schönen Christtag noch!«
    Simon Polt begab sich in die Dienststelle, zwang sich dazu, Verwaltungsarbeit zu erledigen, die in den letzten Tagen liegengeblieben war, und dachte nach. Doch keine seiner Überlegungen konnte ihn überzeugen. Nach Dienstschluß ging er zum Haus von Karl Fürnkranz, es war ja nur wenige Minuten entfernt. Schon am Nachmittag hatte es wieder angefangen zu schneien. Jetzt fielen die Flocken sehr dicht, das kam selten vor im niederschlagsarmen Wiesbachtal. Das Hoftor war verschlossen, aber Polt sah Licht in einem der Fenster und klopfte gegen das Glas. Fürnkranz öffnete. »Ah, Sie, Herr Inspektor! Ich komm gleich zur Tür.«
    Der Weinbauer führte den Gendarmen durch die Küche in einen zur Straße hin gelegenen Raum, der auf den ersten Blick nüchtern wirkte: Ein Schreibtisch aus hellem Holz, an den Wänden Regale voll mit Aktenordnern und Büchern. Dann aber sah Polt einen niedrigen Glastisch mit orientalisch anmutenden Lederhockern. Fürnkranz hatte sein Erstaunen bemerkt. »Arger Kitsch, nicht wahr? Aber meine Frau und ich haben sie aus der Türkei mitgebracht. Hochzeitsreise. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, das Zeug wegzuwerfen. - Was führt Sie zu mir, Inspektor?«
    »Nichts Besonderes, und den Inspektor sparen Sie sich bitte. Ich habe nur gedacht..., naja, Christtag, und was so passiert ist in letzter Zeit, das kann einem schon zuviel werden, alles miteinander.«
    »Simon Polt, der Sozialhelfer! Entschuldigen Sie, ich fang schon wieder an, mich schlecht zu benehmen. Nett, daß Sie da sind! Darf’s was zu trinken sein?«
    »Lieber nicht. Ich hab bei der Frau Stirbl einen besoffenen Kapuziner essen müssen, und der liegt mir schwer im Magen, vom Alkohol ganz zu schweigen.«
    »Mein Gott, die Kathi! Die war schon alt, als ich noch jung war. Was haben Sie denn gesucht bei ihr?«
    »Was ein Gendarm eben so sucht: Informationen. Gut möglich, daß sie und die anderen von diesem Kühlhausverein nachts was bemerkt haben, das uns weiterbringen könnte.«
    »Und?«
    »Erstaunlich, was sie alles sehen, unsere werten Greisinnen und Greise. Aber die Sensation war nicht darunter.«
    »Wenigstens haben Sie den Kühlhausverein noch erlebt, Herr Polt. War eine interessante Zeit, als diese Organisationen gegründet worden sind. Mit Raiffeisen haben die dörflichen Gemeinschaften vor vielen Jahren damit angefangen, sich zu organisieren. Als dann die Technik das Landleben erobert hat, ist es mit anderen Genossenschaften und Vereinen weitergegangen. Wissen Sie eigentlich, daß die Lichtleitungen in der Burgheimer Kellergasse noch immer einer Stromgenossenschaft gehören?«
    »Nein. Ist ja interessant!«
    »Nicht wahr? Und mit den Kühlhäusern hat die moderne Lagerwirtschaft angefangen, was das Fleisch angeht. Jetzt sind sie nutzlos geworden. Dafür gibt’s was anderes, Maschinenringe, die es heute auch kleineren Bauern möglich machen, teures Gerät einzusetzen. Miteinander geht’s eben besser. Nur Dummköpfe und Angeber begreifen das nicht.«
    Polt lachte. »Wenn Sie schon von Dummköpfen reden, die Stirbl hat heute was Gescheites gesagt, über die Männer. Warten Sie, vielleicht bring ich’s zusammen. Ja, doch: Wegschauen, wenn’s Probleme gibt, wegrennen, wenn’s weh tut, und saufen, wenn die Verzweiflung kommt.«
    »Trifft ins Schwarze, die alte Vettel, wie?«
    Polt schaute interessiert um sich. »Also, so viele Bücher auf einem Fleck hab ich überhaupt noch nie gesehen. Nicht einmal bei Herrn Frieb.«
    »Frieb?«
    »Ein Wiener, wohnt am Wochenende in seinem Haus in der Siedlung. Pensionierter Generaldirektor. Zwei Söhne, die ihm nicht wirklich Freude machen.«
    »Das haben die meisten Söhne so an sich.« Fürnkranz stand auf, warf einen Blick durchs Fenster und wandte sich dann einem der Regale zu. »Die Bücher da, Herr Polt, sind mein Familienleben, reden mit mir und sind mit mir still.«
    »Wo ist eigentlich der Martin? Drüben in seinem Zimmer?«
    »Nein. Er ist weg.« Fürnkranz hatte wieder Platz genommen und schaute Polt ins Gesicht. »Vielleicht sollt ich froh sein, daß Sie da sind. Vielleicht auch nicht.«
    »Gibt’s Probleme?«
    »Möglicherweise.«
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Natürlich nicht. Also, mit mir

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