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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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davon.«
    »Fährst mit uns zurück, Simon?« fragte ein Kollege.
    »Nein, ich schau mich noch um hier.«
    Die Kellergasse war wieder menschenleer, als Polt Bruno Bartls Hütte erreichte. Er öffnete die Tür, trat vorsichtig in den stockdunklen Raum und tastete nach dem Tisch. Bei Kerzenlicht sah er dann, daß in einer Spalte zwischen Brettern ein kleiner Baum mit kahlen Ästen steckte, ein Laubbaum offenbar, denn am Grünberg wuchsen nun einmal keine Nadelbäume. Eine Flasche Wein, die Bartl wohl irgendwo geschenkt bekommen hatte, stand auf dem Tisch, daneben ein leidlich sauberes Glas. Polt setzte sich auf den Matratzenstapel, öffnete die Flasche, goß wenig Wein ins Glas, prostete einem unsichtbaren Gegenüber zu und trank. Er wollte schon gehen, als ihm ein schmutziges Blatt Papier auffiel, das auf dem Boden lag. Polt glaubte eine Bleistiftzeichnung zu erkennen, faltete das Blatt und steckte es ein. Er verließ die Hütte, verschloß die Tür und ging zurück in die Kellergasse.
    Obwohl es hier Straßenleuchten gab, stand Schachingers Preßhaus fast im Dunkeln. Polt blieb unter einem Nußbaum stehen. Weit entfernt waren die Lichter von Brunndorf zu erkennen, verwischt vom Schneegestöber. Es war sehr still hier. Einen ganz kleinen Augenblick spürte Simon Polt Sehnsucht, sich in den Schnee zu legen, die Beine angezogen, den Kopf zwischen den Knien, und einfach liegenzubleiben. Dann suchte er zwischen Weingärten und Feldern den Weg zurück nach Burgheim.

 

Feiertag
     
    Es war noch dunkel, als Polt tags darauf seinen Morgenkaffee trank und die Geschenke betrachtete. Er fügte die beiden Hälften der Walnuß wieder zusammen und nahm sie für ein paar Augenblicke fest in die Hand. Dann erinnerte er sich an das Papier aus Bartls Hütte. Er holte es, strich es glatt und erkannte tatsächlich eine unbeholfene Zeichnung. Eine nackte Frau war dargestellt, und über den Brüsten und auf der Scham sah Polt ein Gewirr von Händen. Er dachte an sein letztes Gespräch mit Bartl. »... haben sie geheiratet«, hatte er gesagt. Rechts oben war in Blockbuchstaben ein Wort mehrfach hingeschrieben, wie ein Echo. »Bitscha«, entzifferte Polt.
    Pünktlich um acht kam er in die Dienststelle.
    »Morgen, Simon!« Harald Mank griff nach einem mit Pelz verbrämten Wintermantel, das vorjährige Weihnachtsgeschenk seiner Frau. »Im Besprechungszimmer steht eine Thermoskanne mit Früchtetee. Und Nervenkekse sind auch noch da. Ich geh dann.«
    An solchen Tagen fühlte sich Polt recht wohl in der Dienststelle. Seit die Gendarmen keine eigenen Schreibtische mehr hatten und sich Arbeitsbereiche teilen mußten, ging es hier recht unpersönlich zu. Doch wenn es einmal ruhiger lief, weil die Wiesbachtaler lange schliefen, ausführlich aßen und im übrigen friedfertig waren, wurde die Dienststelle wieder zur guten alten Wachstube, in der man auch Zeit füreinander hatte.
    Ernst Holzer ließ das Illustrierte Heimatblatt sinken. »Ausgeschlafen, Simon?«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Der Doktor Eichhorn hat uns übrigens schon Bescheid gegeben wegen dem Bartl. 3,2 Promille. Eine ganze Menge, auch für einen geeichten Trinker.«
    »Das kannst laut sagen. Außerdem hab ich gelesen, daß so einer immer weniger verträgt mit der Zeit. Ich kann mir fast nicht vorstellen, daß er sich freiwillig so zugeschüttet hat.«
    »Weihnachtsabend, Simon. Da gibt’s jedes Jahr ein paar Alkoholleichen im Wiesbachtal.«
    »Und anderswo auch. Aber der Bartl hat einen Weihnachtsbaum in der Hütte gehabt und eine volle Flasche Wein. Also wollt er sich’s schön machen am Abend. Da ist übrigens noch was.« Polt holte die Zeichnung hervor und schob sie Holzer hin. »Irgendwie hängt das mit einer Beobachtung zusammen, die Bartl gemacht hat, in der Nacht, als dieser Lutzer ums Leben gekommen ist. Und dann dieses komische Wort, gleich ein paar Mal hingeschrieben...«
    Holzer lachte verlegen auf. »Also doch ein wilder Hund gewesen, der Bartl. Bitscha, Bitscha..., klingt irgendwie tschechisch, Simon. Weißt was? Wir fragen den Herrn Sedlacek!«
    »Sedlacek? War der nicht einmal Postenkommandant hier?«
    »War er. Mein Vater ist ganz gut mit ihm. Und das Wichtigste: Er kann Tschechisch, weil er zweisprachig aufgewachsen ist in seinem Heimatort.« Holzer blätterte im Telefonbuch. »Da ist er: Peter Sedlacek.« Er wählte. »Guten Morgen, Herr Sedlacek, entschuldigen Sie die frühe Störung, noch dazu am Christtag. Aber ohne Sie sind wir wieder einmal hilflos.« Er

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