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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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gefüllte Gans da, von gestern.«
    Als der Arzt gegangen war, schüttelte Simon Polt den Kopf und schaute auf Martin Fürnkranz nieder, der sich aufgerichtet hatte. »Irgendwie hab ich das Gefühl, als würde ich einen Blödsinn nach dem anderen machen. Nun gut, dann eben weiter so. Kannst du gehen?«
    »Bestimmt!« Der junge Mann stand rasch auf, taumelte ein wenig, machte dann aber ein paar energische Schritte.
    Polt rief Martins Vater an und bat ihn, das hintere Tor zu öffnen, das war weniger auffallend. Der Gendarm lenkte das Auto in den Hof, Martin stieg verhalten stöhnend aus und hatte nichts dagegen, von seinem Vater heftig umarmt zu werden. Polt betrachtete interessiert das Armaturenbrett, blieb noch eine Weile sitzen und folgte dann den beiden ins Haus. Er gab dem Karl Fürnkranz die Hand. »Wir können später miteinander über alles reden. Ich geh jetzt besser.«
    »Bitte nicht!« sagte der Sohn.
    »Kommt gar nicht in Frage«, sagte der Vater.
    Dann saßen die drei auf den türkischen Lederhockern und schwiegen verlegen. Nach einer guten Weile wandte sich Karl Fürnkranz an Simon Polt. »Was sagt denn der Doktor? Ist es..., ist es sehr schlimm?«
    »Nein. Sonst wär er nicht hier, der Martin.«
    »Ja, stimmt. Mein Verstand läßt aus. Und wie geht es ihm jetzt?«
    Martin hob unwillig den Kopf. »Reden könnt er jedenfalls noch, wenn ihn wer fragen tät.«
    Sein Vater schaute ihn erstaunt an. »Wo er recht hat, hat er recht, der Junior. Also was ist, Martin?«
    »Wie es einem halt geht nach einer Rauferei. Und dann müssen wir über noch was reden, Vater.«
    »Na klar, aus Lust und Laune wird’s ja nicht passiert sein. Magst was essen? Oder magst was trinken? Bist müde?«
    Martin stieß Polt leicht mit dem Ellenbogen an. »Ich geh ins Bett, Vater. Hast Zeit, morgen früh?«
    »So viel du willst.«
    Martin Fürnkranz stand ächzend auf und strich im Vorbeigehen seinem Vater mit der Hand über den Rücken. »Gute Nacht dann!«
    Der Weinbauer schaute seinem Sohn nach, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Wird schon wieder werden«, sagte Polt.
    »So oder so.« Karl Fürnkranz starrte auf seine Hände. »Wissen Sie, ich hab nur den einen.«
    Polt verspürte Magendrücken, lächelte aber freundlich. »Böse Geschichte, läßt sich aber regeln, wenn’s stimmt, was mir der Martin erzählt hat. Leider bin ich mir ganz und gar nicht sicher.«
    »Er sagt nicht viel. Aber beim Lügen habe ich ihn noch nicht erwischt. Harmlosigkeiten ausgenommen.«
    »Ja dann.«
    »Halb so wichtig, aber was ist eigentlich mit dem Mazda los?«
    »Totalschaden, wie es ausschaut. Steht schon beim Mechaniker.«
    »Sie haben viel mehr für uns getan, Herr Polt, als man es verlangen könnte. Eine ganze Menge mehr. Riskieren Sie damit nicht Kopf und Kragen?«
    »Wir werden ja sehen, was mein Dienststellenleiter morgen zu der Sache sagt. Dem muß ich auf jeden Fall berichten.«
    »Natürlich. Wie reagiert er denn auf so etwas gewöhnlich?«
    »Grantig.«
    »Und?«
    »Meistens läßt er ja doch mit sich reden. Aber diesmal kommt ein Problem dazu: Er wird demnächst abgelöst.«
    »Was, der Mank? Und wer kommt nach?«
    »Ein Junger, Scharfer, angeblich.«
    »Den biegen wir auch noch hin, mit der Zeit. Also, eines muß aber klar sein, Herr Polt. Wenn es Schwierigkeiten geben sollte, wegen dieser Sache, dann muß eben alles amtlich werden. Nur etwas: Reden Sie erst einmal mit mir, abgemacht?«
    ,Abgemacht.« Polt gähnte.
    »Und so müde können Sie gar nicht sein, daß wir zwei nicht auf dieses Abenteuer anstoßen sollten. Ich hab zwar kaum Wein im Haus, weil er mir im Keller besser schmeckt, aber ein 95er Traminer vom Höllenbauern könnte Ihnen zusagen.«
    »Wie kommen S’ denn zu dem?«
    Fürnkranz lachte. »Nur der Vergleich macht mich sicher. Ich möchte schon wissen, ob ich es noch besser kann. Nein, im Ernst: wir tauschen häufig, und einer lernt vom anderen.«
    Die Gläser stießen aneinander, die Männer tranken, und irgendwann fiel Polt beinahe vom Hocker, weil er versucht hatte, sich entspannt zurückzulehnen. Dann schaute er wieder auf die vielen Bücher. »Was lesen Sie denn so?«
    »Quer durch den Gemüsegarten. Selbstverständlich Fachbücher zum Thema Wein. Reiseberichte und Bildbände mag ich, weil man ja wenig herumkommt, als Bauer, auch alles, was die Natur betrifft. Ja, und dann natürlich Kochbücher.«
    »Warum natürlich?«
    »Erst einmal bin ich ein alleinerziehender Vater mit Hausmannspflichten, auch

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