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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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gut und schön. Aber jetzt bin ich froh, daß wieder Ruhe ist.«
    »Aber gar so geschwätzig war Ihre Kühlhausrunde ja nicht.«
    »Das möchte ich denen auch nicht geraten haben! Wenn eine das Wort hat, dann die Obfrau. Und warum kommen Sie zu mir, Herr Polt?«
    »Nur so.« Er zog den Damenstrumpf aus der Tasche. »Übrigens: Den da hat der Sepp Räuschl hier in Brunndorf gefunden.«
    Frau Stirbls Kopf ruckte vor, ihre Augen verengten sich. »Da schaust her! So was Schönes, Feines, Elegantes! Und wir sind in Wollstrümpfen herumgelaufen damals. Die Welt ist ungerecht, wirklich und wahrhaftig, was sagst du, Loisi?« Sie hielt ihm den Strumpf vor die Nase. Der Hund schnupperte und drehte dann den Kopf weg. »Dummerl! Aber du wirst schon noch ein Mann!«
    Polt wollte die Zweisamkeit nicht länger stören, griff nach seinem Beweisstück und trat auf die Straße. Jetzt, gegen Mittag, war die Sonne schon zu spüren. Polt ließ die Winterjacke offen und ging die paar Schritte zum Gasthaus Stelzer.
    »Schweinsbraten?« fragte der Wirt.
    »Schweinsbraten«, bestätigte Polt.
    »Schweinsbraten!« rief Martin Stelzer, damit auch seine Frau in der Küche Bescheid wußte.
    Burgheim war größer als Brunndorf, doch Brunndorf hatte einen größeren Eislaufplatz als Burgheim. Das lag daran, daß die beiden Bürgermeister, dereinst Schulfreunde, inzwischen zu erbitterten Rivalen geworden waren. Karin Walter hingegen kümmerte sich wenig um derlei Kindereien. Sie wollte, daß ihre Schulkinder möglichst viel Spaß hatten, also war Brunndorf das Ziel eines winterlichen Ausflugs. Schon von weitem hörte Polt Lachen und Kreischen, das allerdings wenig später verstummte. Als er näher kam, sah er die Lehrerin von ihrer Klasse umringt. Eindringlich redete sie auf die Kinder ein, die dann, merklich leiser, wieder mit dem Eislaufen begannen.
    Polt versuchte erst gar nicht, sich Gelassenheit aufzuzwingen. Eilig ging er auf Karin Walter zu und wollte sie in die Arme schließen. Doch dann begnügte er sich angesichts der Schulkinder damit, beide Hände auf ihre Schultern zu legen und ihr in die Augen zu schauen. Karin Walter schaute vergnügt zurück. »Simon! Zeit war’s.«
    »Ja. Höchste Zeit. Ich hab schon nicht mehr gewußt, wohin mit mir.«
    »Jetzt auf einmal? Du warst doch immer allein.«
    »Anders allein, Karin, weißt du?«
    »Oje. Da hab ich was angerichtet. Was tun wir denn da?« Sie warf einen raschen Blick auf den Eislaufplatz. »Die sind ziemlich übermütig heute! Na, ich bin’s ja auch, aber mehr innerlich, wie sich das so gehört.«
    Polt schwieg. Er wollte jetzt nicht an den Karl Fürnkranz und an dessen Tochter denken, aber er tat es ja doch.
    Karin wurde ernst. »Den Blick kenn ich, Simon. Frag schon, damit wirs hinter uns haben.«
    »Ach was. Mir ist nur die Monika Fürnkranz eingefallen. Die Frau Hahn meint, du hättest sie besser gekannt.«
    Karin trat wütend gegen einen Schneehaufen. »Irgendwann bring ich das Biest um! Und recht hat sie auch noch. Na gut. Wir waren die besten Freundinnen, die Monika und ich.«
    »Und dann?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »So ungut das klingt, Karin, aber der alte Fürnkranz hat irgendwas mit dem Tod vom Ferdinand Lutzer zu tun. Er weiß, daß ich so denke. Das scheint ihm aber wenig auszumachen. Ich komm einfach nicht an ihn heran. Jetzt versuche ich eben möglichst viel zu erfahren, damit ich ihn besser einschätzen kann.«
    »Du sagst, er spielt den starken Mann, Simon?«
    »Genau das. Nur einmal ist er weich geworden, wie ich ihm den Martin nach einer Schlägerei zurückgebracht hab.«
    »Ja, mit Vätern und Söhnen funktioniert es manchmal noch.«
    »Aber nicht zwischen Vater und Tochter?«
    Karin Walter dachte nach. Dann hob sie entschlossen den Kopf. »Du, Simon, ich geb dir jetzt was in die Hand. Bitte, bitte, geh vorsichtig damit um, ja?«
    »Ja. Ganz bestimmt.«
    »Ich muß ausholen. Die Monika war das fröhlichste und argloseste Geschöpf, das mir je unter die Augen gekommen ist. Sie wollte ihren Spaß an der Welt haben und Freude an den Menschen, an den Männern natürlich erst recht. Eine Mutter, die ihr sagen hätte können, wovor man sich ja doch besser hüten sollte, hat’s nicht gegeben. Und der Vater hat seiner Tochter alles mögliche erzählt, nur nichts Brauchbares, für ein Mädchen in ihrem Alter, mein ich. So ist sie ausgerechnet an den Lutzer Ferdl geraten. Lustig und charmant war er ja.«
    »Du lieber Himmel.«
    »Ein paar Wochen ist sie mit ihm

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