Pommes rot-weiß
bestanden, die lärmende Öffentlichkeit des Schwimmbadbistros gegen die diskrete Intimität dieses Lokals einzutauschen.
»Ermordet?«, stellte ich richtig. »Ich habe niemanden ermordet.«
»Na schön. Es war Notwehr. Ich meine Klemens. Den Mann, den Sie gestern in Ihrer Wohnung…«
»Er war schon mausetot, als ich kam. Dabei hätte ich ihn gerne noch das eine oder andere gefragt.« Ich lächelte. »Um ein paar Dinge zu klären, die Ihr Mann uns aufgetischt hat.«
Ina winkte ab. »Sie glauben, der schwarze Mann vor unserem Haus klagt meinen Mann dafür an, dass er einen Erpresser aus dem Weg geräumt hat.«
»Durchaus möglich.«
»Haben Sie sich nicht gefragt, ob davon jemand profitieren könnte? Ich meine, davon, dass dieser Demonstrant glaubt, dass Guido schuldig ist?«
»Und wer?«
»Derjenige natürlich, der es wirklich war.«
»Wer könnte das sein?«
Der Kellner platzierte eine weiße Kanne auf dem weiß gedeckten Tisch, dann folgte eine Untertasse mit einem hauchdünnen blauen Rand und dieser eine Tasse mit tiefschwarzem Kaffee darin. Ina bekam eine besondere Teemischung mit Kräutern und Essenzen, die ihrem Körper nützten.
»Heino beispielsweise hat auch das eine oder andere zu verbergen.«
Ich lachte. »Heino, der Dichterfürst? Er soll den Mann auf meinem Klo ausgeknipst haben?«
Mit ihrem Blick bat sie mich, leiser zu sprechen. Der Herr Ober hatte sichtlich Mühe, sich nicht um Sachen zu scheren, die ihn nichts angingen.
»Natürlich nicht. Schrader tat alles, was Heino von ihm verlangte.«
Im selben Moment fiel mir schlagartig das Bild ein, das ich in Melanie Storcks WG am schwarzen Brett entdeckt hatte. »Also doch«, sagte ich.
»Also doch, was?«
»Ich hatte mir schon so etwas gedacht. Aber dann sagte mir Hendrix ausdrücklich, dass Schrader der Laufbursche Ihres Mannes sei. Und da…«
»Ich hatte angenommen, Sie sind Profi.« Inas Stimme kam von oben herab und hatte denselben Tonfall, mit dem sie eine zusätzliche Zitronenscheibe zum Tee verlangt hatte. »Ist es Ihnen noch nie vorgekommen, dass Sie den Mörder gefragt haben und der hat gelogen, nur damit Sie nicht rauskriegten, dass er’s war?«
»Wenn Sie schon so genau über meinen Job Bescheid wissen, dann erzähle ich Ihnen wohl auch nichts Neues damit, dass man Gründe braucht, wenn man jemanden beschuldigt. Und ich frage mich, wieso ausgerechnet Sie wissen wollen, was ich nicht…«
»Ganz einfach«, unterbrach sie mich. »Ich war seine Geliebte.«
»Ich dachte, Ihre Tochter Kim ist mit ihm zusammen.«
Urplötzlich hatte sich ihre Miene verdüstert. Zum Glück sah sie mir nicht ins Gesicht, sondern fixierte ihren tödlichen Blick auf einen Punkt unterhalb meines Halses.
»Ich war zuerst da«, verkündete sie eisig. »Ich habe ihn in den Tennisclub eingeführt, in den er sonst niemals hineingekommen wäre. Da hat er dann den Star gespielt, der die Frauen um den Finger wickelt.«
»Darunter auch Kim?«
»Ohne mich hätte er sie überhaupt nicht kennen gelernt. Und ohne sie hätte ich sein wahres Wesen nie kennen gelernt. Ein alternder Playboy, der ständig neue Miezen braucht, die ihm sagen, wie toll er ist, bis sie herauskriegen, was wirklich mit ihm los ist.«
»Und was?«, fragte ich neugierig.
»Nichts.«
Ich goss Milch in den Kaffee, um ihn trinkbar zu machen. Sie verschwand spurlos darin wie in einem schwarzen Loch. Ich rührte, aber sie blieb verschwunden.
»Kurz gesagt, Sie hassen ihn.«
»Er hat mich erniedrigt. Ich bin ihm nichts mehr schuldig.«
»Na schön, Sie haben mir erklärt, warum Sie ihn am liebsten umbringen würden. Aber eigentlich wollten Sie mir etwas über die Leichen erzählen, die er im Keller hat.«
Ina hob ihr Teeglas an die Lippen, aber sie trank nicht, roch nicht einmal an dem Getränk. Sie sah es lediglich an und stellte das Glas wieder zurück. »Vor ein paar Jahren noch war Heino ein Niemand. Irgendeiner von Tausenden durchschnittlichen Reportern, die den Traum von der goldenen Story träumen. Ein Niemand. Mölling sorgte für die Storys und Heino betätigte sich als erfolgloser Möchtegern-Schriftsteller. Eines Tages schwätzte er einem ehemaligen Strafgefangenen aus seiner Therapiegruppe dessen biographische Aufzeichnungen ab und schickte sie aus Jux an eine Hand voll Verlage. Angeblich nur, um zu beweisen, wie dämlich die sind. Alles wurde schön verpackt und mit einem Vertrag versehen, der neben dem eigentlichen Honorar auch teuere Reisen und einen schicken Sportwagen
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