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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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Panik. Das war Milanos Handschrift! Aber was hatten der oder seine Gorillas mit Schrader zu tun? Wenn der Übelriechende einer von den italienischen Totschlägern war, wieso hatte er das beim letzten Mal nicht erwähnt?
    Jetzt bist du dran, Voß.
    Die Nachricht wandte sich nicht an mich, sondern an Henk. Wie kam Schrader auf die Idee, dass Henk hier wohnte, wo er mich doch schon angetroffen hatte?
    Ich machte einen vorsichtigen Schritt über den Totenkranz und nahm auf Zehenspitzen Kurs auf mein Schlafzimmer.
    Der Geruch wurde stärker. Für einen Moment durchfuhr mich der Gedanke, dass ich dabei war, auf einen teuflischen Trick der Italiener hereinzufallen. Dass sie sich irgendwie eine Flasche künstliches Schrader-Aroma besorgt hatten, um mir seine Anwesenheit vorzugaukeln. Aber wozu der Aufwand?
    Ich passierte die Toilette und bückte mich nach einem sorgfältig gefalteten Zettel. Ich hob ihn auf, entfaltete ihn und las einen einzigen Satz, der in der mühevollen Schönschrift eines Schreibungeübten gemalt war:
    Scusi, wir haben das Licht brennen lassen. Aber dafür haben wir deinen Partner ausgeknipst.
    Mein Blick fiel auf die Toilettentür. Sie sah anders aus als sonst. Außer dem Schlüsselloch hatte sie noch eine Menge anderer Löcher. Jemand musste in unmittelbarer Nähe schwere Artillerie in Stellung gebracht und gnadenlos das Feuer eröffnet haben.
    Jetzt bist du dran, Voß.
    Mir wurde heiß. »Ihr Scheißkerle!«, schrie ich und riss an der Tür. Sie kam mir entgegen, ich stolperte rückwärts an die Wand, und die Tür, als wollte sie mir den Anblick mit Gewalt ersparen, stürzte auf mich. Ich stieß sie beiseite und machte mich auf alles gefasst.
    Jedenfalls hatte es nicht Henk erwischt. Ich atmete auf.
    Mein Besuch war immer noch da. Und er würde aus eigener Kraft die Wohnung nicht mehr verlassen. Und schwitzen würde er auch nicht mehr.
    Schrader würde mir nie mehr verraten, was er mit ›Zeuch‹ gemeint hatte. Er sah traurig aus, irgendwie überrascht. Wer hätte das gedacht, man geht aufs Klo und sieht die Welt da draußen nie wieder? – Dabei war er selbst schuld. Weder stand sein Hosenstall offen, noch hatte er die Hosen heruntergelassen. Er hatte auf dem geschlossenen Klodeckel gesessen und das einzige Bedürfnis, das ihn hergelockt hatte, war seine Absicht gewesen, mir einen besonderen Empfang zu bereiten.
    Mit zitternden Knien checkte ich die Wohnung. Es gab keine weiteren Überraschungen. Noch bevor ich einen klaren Kopf bekam, begriff ich die Bedeutung der Nachricht auf dem Leichenkranz: Die Betonung lag nicht auf dran, sondern auf du. Erst Kittel, dann Voß.
    Im selben Augenblick, als ich den Hörer abnehmen wollte, um Mattau anzurufen, schrillte das Telefon los. Ich zuckte zusammen und stieß das Ding dabei um ein Haar zu Boden. Also ließ ich es notgedrungen klingeln, bis sich meine Hand so weit beruhigt hatte, dass sie den Hörer halten konnte.
    »Henk?«
    »Hier ist Ina Martens. Kann ich Sie sprechen?«
    »Im Moment passt es nicht so gut. Ich habe Besuch und es ist einer von der Sorte, der von selbst nicht geht. Es handelt sich um Schrader. Der Mann, der für Ihren Mann gewisse Dinge erledigt. Und gewisse Leute.«
    »Mein Mann hat damit nichts zu tun.«
    »Das ist mir klar.«
    »Ich habe mir alles noch mal überlegt. Ich glaube, ich kann Ihnen doch noch etwas sagen.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Nicht am Telefon. Wir sollten uns treffen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch Fragen an Sie habe. Immerhin ist jetzt alles so, wie Ihr Mann es wollte. Das einzige Loch in seiner Konstruktion hat er soeben gestopft.«
    »Mölling war ein Erpresser.«
    »Und Ihr Mann hat was zu verbergen.«
    »Da ist er nicht der Einzige.«
    »Bestimmt nicht. Aber könnten Sie vielleicht deutlicher werden?«
    »Morgen Vormittag habe ich Tennisunterricht und danach bin ich im Hallenbad. Das ist kurz vor dem Industriegebiet. Neben den Becken ist ein Bistro. Wenn Sie gegen eins da sind, können wir uns treffen.«
    Ich musste Mattau ganz schön überreden, bis er sich herabließ, sich in Richtung Tatort in Bewegung zu setzen. Er behandelte mich, als wäre ich Tilo Martens.
    Als er bei mir auf dem Flur stand, änderte er seine Meinung. »Endlich mal was Handfestes«, sagte er.
    »Der Mann heißt Schrader.«
    »Interessant, Kittel. Und warum haben Sie ihn umgebracht?«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Wer sonst?«
    »Hören Sie, Kommissar, ich kenne den Mann doch überhaupt nicht. Ich bin herein

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