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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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die sich über seinen Kopf hinweg über die Avantgarde-Funktion linker Kader stritten.
    »Er hat mit Thorsten Theuerzeit zusammengewohnt, als ich dazustieß. Zu dritt haben wir dann versucht, das bürgerliche Bewusstsein zu verändern. Na ja, Guido hatte wohl eher vor, es auszulöschen. Guido hasste schon damals alle, die sich anpassten. Als ich Bulle wurde, hat er mich allen Ernstes als Verräter verstoßen. ›Wenn du damit wirklich Ernst machst‹, hat er gesagt, ›dann weiß ich nicht, wofür wir die ganze Zeit gekämpft haben.‹ Tja, und dann habe ich ihn erst wieder getroffen, als ich in der Nordrhein-Geschichte ermittelt habe. Auf einmal waren wir drei wieder zusammen.«
    »Einer als Bulle und einer als Verdächtiger.«
    »Und einer als Toter.«
    »Stimmt.«
    »Guido ist gut. Ein richtiges Ass. Jemand wie er brauchte nicht lange bei Nordrhein-Stahl zu schnüffeln, um auf Thorstens Betrug zu stoßen. Jede Wette. Und dann hat er mit ihm ein ernstes Wort geredet.«
    »Sie meinen, er hat ihm damit gedroht, alles auszuposaunen, wenn Theuerzeit es wagen sollte, noch einmal das Maul aufzureißen.«
    Mattau zuckte mit den Schultern. »Dieser Mann lässt nicht locker. Das hat er nie getan. Er hat immer so lange geredet, bis die Frauen in Tränen ausbrachen und die Typen sich auf ihn stürzen wollten. Und selbst dann hat er oft nicht aufgehört. Er macht eben keine Gefangenen.«
    »Und Sie meinen, so ähnlich ist das auch mit Theuerzeit gelaufen?«
    »Wissen Sie, Kittel, eigentlich habe ich keine Ahnung. In dem Punkt muss ich Martens leider Recht geben.« Mattau beugte sich zu unserer Tischnachbarin herüber und schwatzte ihr eine Zigarette ab. »Er hat ihm klargemacht, dass er erledigt ist, wenn er weiter den Robin Hood spielen will. Für Thorsten, die empfindsame Seele, war das wohl zu viel.«
    »Wie wollen Sie das beweisen?«
    »Das kann man nicht beweisen.«
    »Vielleicht ist es ja auch ganz anders gewesen.«
    Mattau kippte seinen Ouzo und hielt das leere Glas zum Nachfüllen hoch, allerdings in Richtung Nebentisch.
    Die Frau, die ich für Henk gehalten hatte, prostete zurück.
    »Guido war damals mein Vorbild, ehrlich. Der ist vor keinem zurückgewichen. Faule Kompromisse waren mit dem nicht drin.«
    »Auch heute noch«, bestätigte ich. »Pass dich niemals an! Das predigt er seinem missratenen Söhnchen bei jeder Gelegenheit.«
    Der Kommissar gluckste. »Das ist doch so, als würde einer sagen, ich lass mich nicht einsperren, und nimmt einen Job als Aufseher an. Er ist einer der wenigen, die die anderen für sich tanzen lassen, aber er spielt das gleiche Spiel. – Wissen Sie was, Kittel? Ich glaub, ich muss schon wieder aufs Klo.«
    Er richtete sich mühsam auf und winkte mir zu. »Guido war der Beste, das können Sie mir glauben. Wenn er es nicht schafft zu gewinnen, dann schafft es keiner. Sie nicht, Kittel, und auch ich nicht.«
    Der Kommissar hatte Recht. Die alten Zeiten, sollte es sie jemals gegeben haben, waren vorbei. Jedenfalls die, wo ein Polizist im Dienst selbst einen winzigen Schluck Alkohol abgelehnt hatte, weil er im Dienst war.
    »Heh!« Jemand rüttelte an meiner Schulter, dass es mich beinahe vom Stuhl riss. Die Frau vom Fischerhafen stand neben mir und grinste. »Dat is ja ‘n richtig scharfer Typ, dein Kumpel. Kannste mir vielleicht die Nummer von dem jeben?«
    »Die Dienstnummer, oder was?«
    »Quatsch, nää! Die Telefonnummer, du Tünnes!«

21
     
     
     
    Ina Martens konnte es sich leisten, einen Bikini zu tragen, der bis auf zwei dünne, wie mit Filzstift gezogene Linien im Profil praktisch gar nicht vorhanden war. Sie hatte immer noch die Figur dafür, aber die hatte ihr niemand zu ihrem dreißigsten geschenkt. Im Gegensatz zu ihrer Konkurrentin und Stieftochter, die ihren Body leichtfertig durch Leistungssport ruinierte, hatte Ina frühzeitig begriffen, dass Aussehen nicht nur eine Einstellung, sondern auch eine Tätigkeit war. Glücklicherweise konnte sie es sich leisten, Tag und Nacht für ihren Körper da zu sein und ihre Zeit ausschließlich auf dem Tennisplatz, in der Sauna und im Fitnesscenter zuzubringen. Und Privatdetektive, die sie sprechen wollte, in Restaurants einzuladen, in denen es weiße Kerzen gab auf Tischdecken ohne jeden Wachsflecken und keine Studenten, die ständig nur das Billigste bestellten, oder Eltern mit Kindern, die sich nicht benehmen konnten. Denn die konnten sich das nicht leisten.
    »Sie haben den Falschen ermordet.«
    Deshalb hatte sie darauf

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