Ponyhof Kleines Hufeisen - 09 - Wolkenmaehne hat Geburtstag
Wochen“, beruhigte Cornelia sie. „Das wirst du schon aushalten. Für die Fohlen wird es eine gute Zeit. Stell dir vor, deine Mutter hätte dich nicht mit auf den Wanderritt gelassen, nur weil sie dich ein paar Tage vermisst hätte! Fohlen brauchen Altersgenossen und viel Platz zum Laufen und Spielen.“
„Hast du’s schon gehört?“, platzte Sabine heraus, als ihre Freundin Katrin später auf den Ponyhof kam. „Die Fohlen kommen auf die Alm!“ Hastig berichtete sie der Freundin von Cornelias Plan. Die Scherers hatten zugestimmt und auch der Senn der Wirtner-Alm hatte eingewilligt. „Nächste Woche kommen sie rauf! Mit zwanzig anderen Absatzfohlen in die Berge!“
Katrin fand die Idee gut. Aber Sabine machte sich doch Sorgen um die kleine Stella. Ob sie ihre Mutter und die vertraute Umgebung nicht sehr vermissen und unglücklich sein würde?
Gemeinsam mit Cornelia trennten sie Mutter und Tochter nun mehrmals am Tag. Zuerst immer nur für ein paar Minuten und dann immer länger. Anfangs waren beide sehr aufgeregt; sie wieherten schrill und liefen ängstlich hin und her, aber bald wurden sie ruhiger und gewöhnten sich an die Trennungen.
Nach ein paar Tagen ließ Cornelia Wolkenmähne und Stella mit dem kleinen Moritz in getrennten Boxen übernachten. „Nun darf Wolkenmähne kein Kraftfutter mehr haben!“, schärfte sie Sabine ein, die beim Füttern half. Sie erklärte ihr, dass sich die Milch der Stute zurückbilden musste und sie deshalb kein Kraftfutter mehr bekommen sollte. Statt -dessen legten sie Wolkenmähne reichlich Heu und etwas Stroh zum Knabbern vor. So war die Stute beschäftigt. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass die kleine Stella ganz in ihrer Nähe war, begann sie ihr Heu zu fressen und schien ganz beruhigt zu sein.
„Kommst du am Samstag mit zum Almabtrieb?“, fragte Stefan Sabine, als sie gerade ihr Fahrrad an die Wand des Stalles lehnte. Sie war von der Schule direkt zum Ponyhof gefahren. Seit ihre Mutter halbtags auf dem Hof arbeitete und jeden Mittag für alle kochte, zog es Sabine noch stärker zum Ponyhof als vorher schon.
„Klar komme ich mit. Ein Almabtrieb ist etwas Tolles!“, rief Sabine. „Die Kühe sind prächtig geschmückt und tragen alle ihre Glocken. Allerdings nur, wenn im Sommer auf der Alm kein Unglück geschehen ist.“
„Wie meinst du das?“, fragte Stefan erschrocken. „Manchmal verunglücken Kühe auf der Alm. Kälber stürzen ab oder werden von einem Erdrutsch verschüttet. Wenn eine Kuh stirbt und die Herde nicht vollzählig wieder nach Hause kommt, werden die Kühe nicht geschmückt. Nur wenn alle gesund zurückkommen, putzen die Senner sie zum Dank für einen guten Almsommer so schön heraus.“
„Ich hab das noch nie gesehen“, sagte Stefan. „In Niedersachsen gibt es das ja nicht.“ „Leonhardi-Ritte kanntest du auch nicht“, erinnerte Sabine sich. „Es wird dir bestimmt gefallen!“ Sie lief ins Haus zu ihrer Mutter. „Ich darf mit!“,
schrie sie, als sie wieder herauskam. „Wann geht es denn los?“
„Morgen früh um neun. Cornelia und Volker wollen die Senner der Wirtner-Alm kennen lernen. Die werden schließlich ein Auge auf unsere Fohlen haben, wenn sie auf der Alm sind!“
Pünktlich am nächsten Morgen fuhr Cornelias grüner Volvo vor dem Haus der Familie Kleine vor.
Sabine war noch dabei sich zu kämmen. „Ich komme gleich!“, rief sie, machte sich schnell einen Pferdeschwanz, mit dem sie nicht zufrieden war und rannte die Treppe hinunter.
Die Fahrt nach Rottau war nicht weit. Es ging ein Stück am Chiemsee entlang, nahe am Ufer hatten sich Stockenten, Wasserhühner und Schwäne versammelt. Große Wolken standen am Himmel, draußen über dem See lagerten Nebelschwaden. „Ich hätte den Bauern wirklich besseres Wetter zu ihrem Almabtrieb gewünscht“, sagte Volker.
„Immerhin regnet es nicht!“, stellte Cornelia fest. „Das hab ich auch schon erlebt. Da lösen sich die schönen Kränze und Blumengestecke im Regen auf!“
In Rottau parkten sie den Wagen auf dem Parkplatz am Ortsende. Es waren bereits viele Leute da, Bauern aus der Nähe und eine Menge Touristen. Einige Bauern hatten ihre Kühe auf der Alm gehabt und wollten sie nun heimholen. Die Frauen trugen reich bestickte Trachten, weiße Strümpfe und Schnallenschuhe, die Männer Janker mit Silberknöpfen und die traditionellen Chiemgauer Hüte. Auch die Kinder, sogar die Kleinsten, trugen Tracht. Staunend standen Touristen am Straßenrand, auch die Presse
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