Ponyhof Kleines Hufeisen - 12 - Der neue Reitlehrer
durfte doch einfach nicht sein! Stumm blieb sie neben dem Telefon stehen, während ihre Mutter den Tierarzt anrief.
„Er ist gerade in der Nähe und wird bald hier sein“, sagte die Mutter ernst.
Als Sabine wieder hinausging, führte Stefan Nora gerade in den Stall.
Die braune Stute konnte das Vorderbein jetzt etwas tiefer halten, aber noch nicht auf dem Boden aufsetzen. Mühsam hoppelte sie die wenigen Schritte in ihre Box und stand dann mit hängendem Kopf da, das Vorderbein noch immer seltsam abgespreizt.
„O Stefan, es ist alles meine Schuld!“, schluchzte Sabine auf. Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich hab alles falsch gemacht! Wenn ich sie doch nur nicht losgelassen hätte!“
Stefan legte ihr schnell den Arm um die Schultern. „Du kannst nichts dafür“, tröstete er sie. „Ein Pferd, das derartig scheut, hätte ich wahrscheinlich auch nicht halten können. Schau dir doch deine Hände an. Du hast feuerrote Striemen!“
Das stimmte. Der Führstrick hatte auf den Innenflächen von Sabines Händen wunde Streifen hinterlassen, die sehr wehtaten. Sie lehnte sich an Stefan und schluchzte hemmungslos. Hier im Stall waren sie ja allein. „Es ging alles so wahnsinnig schnell“, stieß sie hervor.
Der große Junge strich ihr zärtlich übers Haar. „Weiß ich doch“, sagte er. „Pferde reagieren oft blitzschnell, da kommt man gar nicht mit.“
Sie hörten Janosch im Hof bellen. „Das wird Doktor Schröder sein“, vermutete Stefan und ließ Sabine los.
Tatsächlich ging gleich darauf die Stalltür auf und der Tierarzt kam mit seiner schwarzen Tasche herein.
Nora legte misstrauisch die Ohren zurück, als sie ihn sah, und humpelte in die entfernteste Ecke der Box.
Stefan ging als Erster in die Box, ihn kannte die Stute inzwischen am besten. Er hielt Nora am Halfter, während Dr. Schröder vorsichtig ihr verletztes Bein abtastete.
Mit klopfendem Herzen stand Sabine in der Stallgasse und sah zu. Wenn es nur nichts wirklich Schlimmes war! Nora würde mit der Zeit sicher zutraulicher werden, sie war ja erst seit kurzer Zeit auf dem Ponyhof. Vor Aufregung kaute Sabine an den Fingernägeln.
Endlich richtete der Tierarzt sich auf. „Gebrochen ist nichts“, stellte er fest, und Sabine atmete erleichtert auf. „Soweit ich das ohne Röntgenaufnahme sagen kann“, fuhr er fort.
„Aber warum kann sie nicht auftreten und hält ihr Bein so eigenartig nach vorn?“, fragte Cornelia. Ihre Stimme zitterte ein bisschen.
„Ich vermute eine schwere Muskelzerrung in der Schulter“, sagte Dr. Schröder. Er erklärte, dass solche Muskelverletzungen sehr schmerzhaft seien und Nora ihr Bein in den nächsten Wochen kaum benutzen konnte. „Oft haben Muskelzerrungen langwierige Lahmheit zur Folge“, sagte er zögernd.
„Aber sie wird doch wieder gesund?“ Sabine stieß die Frage atemlos hervor.
„Das glaube ich schon!“ Der Arzt nickte. Er gab Nora eine krampflösende Spritze und ließ eine Dose einer stark riechenden Salbe da. „Zweimal täglich sanft einmassieren“, sagte er. „Massieren hilft bei Muskelzerrungen gut. „Sie befassen sich doch mit der TTEAM-Methode“, fuhr er zu Cornelia gewandt fort. „Ich hatte neulich erst einen Fall, bei dem die Besitzerin eines Pferdes mit diesem Kreisen nach Tellington-Jones ein wahres Wunder bei einer ähnlichen Verletzung bewirkte. Ihre große Oldenburger Stute war noch schlimmer dran als Ihre Braune hier. Sie wurde täglich nach der TTEAM-Methode behandelt und war nach erstaunlich kurzer Zeit wieder fast ganz gesund.“ Er schrieb die Telefonnummer dieser Pferdebesitzerin für Cornelia auf und verabschiedete sich.
„Ich rufe dort gleich an“, beschloss Cornelia. „Bitte, macht inzwischen die Pferde für den Ausritt fertig, Kinder.“
Sabine sattelte ihr geliebtes Pflegepferd Wolkenmähne besonders sorgfältig. Aber obwohl das Wetter schön war und sie sich so auf diesen Ausritt gefreut hatte, war sie nun niedergeschlagen und deprimiert. Die arme kleine Nora, die sowieso schon so ängstlich war! Die Hände taten ihr weh, sie wusste kaum, wie sie die Zügel halten sollte.
Da kam Stefan mit einem Paar Reithandschuhe. „Die wirst du heute brauchen“, sagte er und nickte ihr zu. „Hier, nimm!“
„Du denkst aber auch an alles“, sagte Sabine dankbar. Schnell griff sie nach dem Hufkratzer, weil sie spürte, dass sie in Stefans Nähe wieder einmal feuerrot wurde. Sie hatte Wolkenmähnes Hufe zwar schon ausgekratzt, aber das wusste
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