Ponyhof kleines Hufeisen - 8 - Eine heisse Spur
gab Stefan zu, „aber ich will es eben machen. Er soll mit mir zufrieden sein!“
Das sah Sabine ein, obwohl sie fand, dass Stefans Großvater sowieso stolz auf seinen Enkel sein konnte. Der junge Mann war auf dem Ponyhof unentbehrlich. Er ging liebevoll und verantwortungsbewusst mit den Pferden um und gab sehr gute Reitstunden. Cornelia nannte ihn oft ihre „rechte Hand“, und allein darauf konnte Stefan sehr stolz sein. Cornelia war da recht anspruchsvoll.
„Morgen früh kommt er an?“, fragte Sabine.
„Stimmt!“ Stefan sah sich in der Sattelkammer um. Sie blitzte buchstäblich vor Sauberkeit, alles war an seinem Platz, selbst Leos Futternapf war ausgewaschen.
„Na, dann bis morgen!“, rief Sabine, als sie ihre Mutter im Hof rufen hörte.
„Ich möchte mitfahren, um deinen Großvater abzuholen!“, rief Sabine atemlos und lehnte ihr Fahrrad gegen die Wand der Sattelkammer.
Volker und Stefan hatten die Friesen bereits geputzt. Ihre üppigen Schweife fielen gewellt fast bis auf den Boden, die Mähnen schimmerten seidig und die dichten Stirnschöpfe der beiden reichten ihnen fast bis zu den Nüstern hinunter. Nordlicht und Wolga ließen sich gern putzen. Ganz ruhig standen sie da. Stefan war dabei, die Hufe zu säubern und die Fesselbehänge zu kämmen. „Du kannst natürlich mitfahren, wenn du möchtest“, sagte er, als er sich aufrichtete. „Opa wird sich freuen, dich kennen zu lernen. Ich hab ihm schon von dir erzählt.“
„Hast du?“ Sabine wurde feuerrot. Wenn man ihr doch nur nicht gleich jede Verlegenheit anmerken würde! Zum Teufel mit dem dauernden Rotwerden! Schnell beugte sie sich vor, um einen Striegel aufzuheben, der aus dem Putzkasten gefallen war. Sie hoffte inständigst, dass Stefan nichts merkte. „Mag dein Großvater überhaupt Ponys?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Er mag alle Pferde!“ Stefan lachte. „Keine Angst, er ist nicht einer von denen, die außer ihrer Lieblingsrasse keine anderen Pferde gelten lassen.“
„Na hoffentlich! Es gibt ja viele Leute, die nur Großpferde mögen oder nur Isländer und alle anderen Pferde schlecht machen.“
„Opa nicht! Du wirst ihn bestimmt mögen!“ Stefan holte das Geschirr; gemeinsam mit Volker spannte er die prächtigen Rappen vor den Wagen.
Sabine sah mit einem Blick, dass Stefan den Wagen auch schon geputzt hatte. Die Deichseln glänzten lackschwarz, die Polster der Sitze waren gebürstet, die silbernen Beschläge blitzten im hellen Licht. Die ganze Kutsche sah aus, als habe sie jemand wie zu einem großen Empfang vorbereitet. Und obwohl Stefan schon oft von seinem Großvater erzählt hatte, wurde Sabine erst jetzt klar, wie wichtig dieser Besuch für den Jungen war. Endlich konnte Stefan ihm sein neues Leben zeigen, den Ponyhof und natürlich alle Ponys und Pferde. Es war ein großer Tag für Stefan.
Bald schon rollte die Kutsche mit den prächtigen Pferden nach Prien. Die herrlichen Rappen wurden von allen Leuten bewundert und schienen ihre Hufe heute noch höher zu heben als sonst. Oder kam es Sabine nur so vor? Stefan saß scheinbar tief in Gedanken auf dem Kutschbock, er war vor Aufregung ganz still geworden.
Sabine ging es meistens umgekehrt: Wenn sie aufgeregt war und sich auf etwas freute, redete sie viel und wild drauflos. „Weiß dein Opa, dass wir ihn abholen?“, fragte sie.
„Das weiß er“, erwiderte Stefan mit einem Lächeln. „Aber nicht wie! Wahrscheinlich denkt er, dass wir mit dem Auto kommen. Bestimmt erwartet er keine Kutsche mit Friesen.“
Langsam bogen sie in die Bahnhofsstraße ein. Neben den Parkplätzen gab es eine weit ausladende alte Linde, dort hielt Volker die Pferde an. „Ich bleibe bei den Pferden“, schlug er vor. „Geht ihr beide doch an den Bahnsteig!“
Stefan rannte beinahe, obwohl sie früh dran waren und der Zug erst in ein paar Minuten kommen sollte. Endlich wurde der Eilzug aus München angekündigt. Schon kam die Lokomotive, der Zug fuhr ein. Die ersten Türen wurden geöffnet, Stefan ging gespannt den ganzen Zug ab. „Da ist er!“, rief er plötzlich und rannte auf einen schlanken alten Herrn in einem grauen Mantel zu.
Sabine stutzte. Sie hatte sich Stefans Großvater einfach immer wie Stefan vorgestellt, ebenso groß und schlank. Stefan hatte eine ideale Reiterfigur; sein Großvater war ein gutes Stück kleiner, aber ebenso schlank wie der Enkel.
Stefan umarmte den Großvater und der alte Mann drückte ihn fest an sich.
„Na Junge, wie lange haben
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