Ponyhof kleines Hufeisen - 8 - Eine heisse Spur
einen Freund hätte, der ihr wichtiger war als die Pferde?
Hatte Katrin nicht neulich erst von Hanna, einem Mädchen aus ihrem ehemaligen Reitstall erzählt, die das Reiten ihrem Freund zuliebe aufgegeben hatte und nun nur noch mit ihm Tennis spielte?
Wolkenmähne war eine recht wertvolle Stute, die Sabines Eltern bestimmt nicht kaufen würden. Mil einem Mal bekam Sabine Angst Wolkenmähne zu verlieren. Ihre Fantasie ging mit ihr durch, schon sah sie die geliebte Isländerin an einen rücksichtslosen Turnierreiter verkauft.
„Was machst du für ein Gesicht?“, fragte Katrin.
„Da reiten wir heute zum ersten Mal wieder aus und du schaust drein, als gingen wir zu einer Beerdigung. Ich dachte, dass du dich freust!“
„Tu ich ja auch“, sagte Sabine und klang nicht sehr überzeugt. „Es ist nur“, sie stockte. „Ach vergiss es“, sagte sie dann. „Du hast ja Recht.“
„Nun sag schon!“ Katrin ließ nicht locker.
„Es ist wegen Wolkenmähne“, sagte Sabine leise. „Weil sie mir nicht gehört. Wenn Michaela sie vielleicht nicht mehr will! Ich mag sie so unheimlich gern. Es ist, als ob sie zu mir gehörte. Ich bin sicher, dass sie gern bei mir ist. Ich wollte, ich könnte sie jeden Tag reiten!“
„Du kannst das sowieso nicht. Denk doch mal nach: die Schule und außerdem das Wetter! Sie braucht dir doch gar nicht zu gehören, um Freude an ihr zu haben. Melissa gehört mir schließlich auch nicht und ich mache deshalb kein solches Gesicht! Und kein Mensch außer dir denkt daran, Wolkenmähne zu verkaufen! Sei lieber froh, dass Michaela so großzügig ist!“
„Abteilung Trab!“, kam da Cornelias Kommando von vorn und unterbrach ihr Gespräch.
Der Wind blies Sabine ins Gesicht, die Sonne wärmte und. allmählich kehrte ihre gute Laune zurück. Die Pferde waren wieder gesund und das war das Wichtigste, egal wem sie nun gehörten!
Wolkenmähne töltete taktklar und warf übermütig den Kopf hoch. Sie war frisch und munter und drängte energisch vorwärts. Sabine gelang es nur mit Mühe sie hinter Sternchen zu halten, die vor ihr trabte.
Stella lief brav als Handpferd mit, aber Sabine wünschte sich, sie hätte beide Hände frei für Wolkenmähne. Die vorwärts drängende Stute nur mit einer Hand in ruhigem Tempo zu halten, war nicht einfach.
Sabine genoss den Tölt, der nicht so warf wie ein Arbeitstrab, sondern sich weich aussitzen ließ.
Katrin trabte auf Melissa leicht, sie lächelte Sabine fröhlich zu. Obwohl Katrin eine ehrgeizige Reiterin war, die Turniere ging, ritt sie auch gern aus, streifte durch den Wald und über Feldwege und ließ sich den frischen Sommerwind um die Nase wehen.
Cornelia ließ die Reitergruppe am Ende des Weges wieder Schritt gehen, denn ein paar hundert Meter weiter mussten sie die Hauptstraße überqueren. Sie hob die Hand und alle hielten an. Auch Sabine sah sich nach allen Seiten um: Die Straße war frei. Sie ritten den Weg durch das Moor zurück zum Ponyhof. Hier gab es keine Autos, auf den Wegen waren nur Reiter, Radfahrer und Spaziergänger zugelassen. Es gab sogar ein paar Wege, auf denen Reiten verboten war, und Cornelia hielt sich genau an die Vorschriften.
Die Pferde griffen fleißig aus, die Sonne schien vom blassblauen Himmel. Manchmal war es im
Moor richtig unheimlich, wenn Nebel über den schwarzen Tümpeln aufstieg und die Bäume geisterhaft aus ihnen hervorragten. Aber im hellen Tageslicht hatte das Moor nichts Gefährliches an sich, solange man nicht vom Weg abkam. Sabine wusste, wie leicht ein Pferd auch nur ein paar Schritte abseits des befestigten Weges im Moor versinken konnte und hielt Stella nahe bei Wolkenmähne.
Nach ein paar Minuten kamen sie an das schöne gerade Wegstück, an dem Cornelia ihre jungen Reiter oft galoppieren ließ. Sabine sah, dass Franz schon die Zügel aufnahm und sich in die Bügel stellte, um sofort loszugaloppieren. Er ritt sein Lieblingspferd Lauser; der Haflingerwallach mit der dichten weißen Mähne tänzelte unruhig. Er hatte die Veränderung des Sitzes gespürt und kannte die Galoppstrecke gut.
Aber da wandte Cornelia sich im Sattel um. Mit einem Blick auf den tänzelnden Lauser sagte sie: „Heute galoppieren wir hier nicht!“ Als sie Franz’ enttäuschten Gesichtsausdruck sah, erklärte sie: „Es ist nicht gut, immer an der gleichen Stelle zu galoppieren. Seht nur, wie aufgedreht Lauser ist. Ich möchte nicht, dass er sich jedesmal aufregt, wenn wir hierher kommen. Es kann dann leicht passieren, dass
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