Ponyhof kleines Hufeisen - 8 - Eine heisse Spur
wir uns nicht gesehen!“, sagte er gerührt.
„Ich freue mich so, dass du endlich gekommen bist!“ Stefan drehte sich um und stellte Sabine vor. Mit seinen hellen scharfen Augen musterte der
Großvater das Mädchen. „Du bist also die Sabine, die sich viel um die Pferde kümmert“, sagte er und lächelte ein wenig.
Was hatte Stefan wohl alles über sie gesagt? Sabine sah neben dem Koffer einen schwarzen Kasten stehen, der fast so aussah wie ein Gitarrenkasten.
Stefans Großvater hatte Sabines fragenden Blick bemerkt. „Das ist meine Balalaika“, erklärte er mit einem breiten Lächeln.
„Eine Balalaika!“ Sabine war verdutzt. Sie hatte schon von diesem russischen Instrument gehört, aber sie kannte niemanden, der es spielte.
„Ohne meine Balalaika verreise ich nicht“, sagte der alte Herr. „Schlimm genug, dass ich die Tiere zu Hause lassen musste, aber meine Balalaika nehme ich mit. Ich habe in Russland spielen gelernt. Hat Stefan dir das nicht erzählt?“
„Kein Wort!“ Sabine stieß Stefan den Ellenbogen in die Rippen. „Alter Geheimniskrämer!“
„Das darfst du ihm nicht übel nehmen, Geheimnisse und Überraschungen liegen bei uns in der Familie!“ Der Großvater lachte.
„Das kann man wohl sagen!“ Stefan zwinkerte Sabine zu. Der Großvater wusste noch nicht, welche Überraschung vor dem Bahnhof auf ihn wartete!
„Wo habt ihr geparkt?“, fragte der Großvater.
„Na, dort, unter der Linde!“
Der alte Herr stellte seine Reisetasche ab und eilte zu den Pferden hinüber. Er begrüßte Volker kurz und dann Nordlicht und Wolga ausgiebig. Mit seinen abgearbeiteten Händen fuhr er den Friesen über den Hals und die Mähne. Er maß mit den Augen Rücken, Kruppen und Beine und nickte endlich anerkennend. „Da haben Sie zwei prächtige Pferde!“
„Und mit denen fahren wir dich jetzt zum Ponyhof!“, rief Stefan triumphierend und verstaute das Gepäck. „Ich dachte, das macht dir mehr Spaß als mit einem Auto zu fahren!“
„Du scheinst ja sowieso im Stall zu Hause zu sein, Junge“, sagte der Großvater und klopfte Stefan liebevoll auf die Schulter.
Kaum waren sie auf dem Ponyhof angekommen und hatten Cornelia begrüßt, da zog Stefan seinen Großvater schon zu den Pferden auf die Weide.
Der alte Mann sah sich die Herde an, die ruhig graste. Endlich fragte er: „Wer ist denn das?“ Er zeigte auf Florentine. „Sie sieht wie ein Don-Pferd aus!“
„Sie ist eins!“ Stefan nickte.
Schon öffnete der Großvater das Gatter und ging langsam auf die rotgoldene Stute zu. Ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und rief halblaut: „Tara!“
Da flog Florentines Kopf hoch, sie schnaubte und trabte auf den Großvater zu. Leise sprach der
Alte auf Russisch zu der Goldfuchsstute und streichelte lange ihren edlen schmalen Kopf.
Sabine blickte Stefan überrascht an. Kannte er Florentine?
„Er spricht Russisch mit ihr“, flüsterte Stefan.
Nach einigen Minuten wandte der Großvater sich um. „Ja, ich war im Krieg in russischer Gefangenschaft“, erklärte er. „Weil ich reiten konnte, freundete ich mich mit den Kosaken an. Sie nahmen mich in ihre Bruderschaft auf, ich lernte ihre Sprache und reiten wie sie. Daher kenne ich Pferde wie eure schöne Florentine hier.“
„Meinst du, sie versteht Russisch?“, fragte Stefan.
„Aber sicher!“ Der Großvater nickte. „Tara heißt: Komm her, und ihr seht, sie ist gleich gekommen. Wenn sie in Russland gezüchtet wurde, kennt sie natürlich die russischen Laute. Wurde sie dort auch eingeritten?“, wandte er sich an Cornelia.
„Ich glaube schon.“ Cornelia lächelte dem Großvater zu. „Sie können Florentine gern reiten, wenn Sie wollen!“
„Ich habe eine Idee“, sagte er schmunzelnd. „Aber die bereden wir besser unter vier Augen! Später.“
„Großvater!“ Stefan legte dem alten Mann lachend den Arm um die Schultern. „Was hast du vor? Bitte sag es uns!“
„Etwas Vorhaben? Junge, wie kommst du auf die
Idee?“ Der Großvater zwinkerte Cornelia zu. „Abwarten und Tee trinken!“
Stefan behielt Recht. Sabine und sein Großvater mochten sich auf Anhieb. Es gefiel ihm auf dem Ponyhof und er lobte alles. Sabine verbrachte jede freie Minute mit Stefan und seinem Großvater. Der alte Herr wusste eine Menge über die Zucht und das Reiten, wenn ihm auch die Offenstallhaltung nicht so vertraut war wie den Bewohnern des Ponyhofes.
„Tölten möchte ich einmal ausprobieren“, sagte er, als Sabine ihm
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