PopCo
englischen Sprache ist
the
. Gibt es in unserem Text Wörter mit drei Buchstaben, die aussehen, als könnten sie
the
lauten? Wenn man eine monoalphabetische Chiffre entschlüsseln will, ohne ihren Schlüssel zu kennen, muss man sich als Wortdetektiv
betätigen. Man muss nach Mustern suchen, Buchstaben einsetzen, die man erkannt zu haben glaubt, und sehen, ob sich daraus
etwas ergibt. Auf diese Weise hat man irgendwann die ganze Nachricht dechiffriert.
Alternativ kann man auch mit der Häufigkeitsanalyse arbeiten, was sich vor allem bei verschlüsselten Texten als nützlich erweist,
die nicht so komfortabel in Wörter unterteilt sind. Um eine Häufigkeitsanalyse durchzuführen, muss man sich notieren, wie
oft sämtliche Buchstaben im Geheimtext auftauchen, und eine Liste des häufigsten und des zweithäufigsten bis hinunter zum
seltensten Buchstaben erstellen. Dann beschafft man sich eine Häufigkeitstabelle (davon gibt es etliche, einige stehen inzwischen
auch im Internet), die die Häufigkeit aller Buchstaben im allgemeinen englischen Sprachgebrauch verzeichnet. Man nimmt den
häufigsten Buchstaben aus dem verschlüsselten Text und ersetzt ihn durch den häufigstenBuchstaben des Englischen, den die Häufigkeitstabelle angibt. Dann nimmt man den zweithäufigsten Buchstaben und ersetzt ihn
durch den zweithäufigsten des Englischen und immer so weiter. Von wenigen kleineren Korrekturen abgesehen, funktioniert das
meistens erstaunlich gut. Zumindest gibt einem diese Methode fast immer genügend Informationen an die Hand, um die Nachricht
selbst zu entschlüsseln. Während die Mustererkennung eher an die Methode von Sherlock Holmes erinnert, ist die Häufigkeitsanalyse
vergleichbar mit den forensischen Ermittlungen des 21. Jahrhunderts.
Wenn man also die obige Nachricht dechiffriert, erhält man folgenden Schlüssel:
Die erste Fassung meines KidCracker-Sets enthielt eine Alberti-Chiffrierscheibe, ein Jefferson-Rad, eine batteriebetriebene
Mini-Enigma-Maschine und ein Vigenère-Quadrat aus Plastik. Leon Battista Alberti, ein Architekt aus dem 15. Jahrhundert, gilt als der eigentliche Urvater der heutigen westlichen Kryptologie. Seine Chiffrierscheibe wurde zur Grundlage
aller späteren polyalphabetischen Chiffriertechniken, einschließlich des Enigmas. Um die Apparate nachbauen zu können, tat
ich mich mit zwei jungen Ingenieuren aus der Mechanikabteilung von PopCo London zusammen. Wir wälzten zahllose Primärtexte
in der British Library und begutachteten Ausstellungsstücke in den verschiedensten Museen – mit dem Ergebnis, dass mein Codeknacker-Set
für Neun- bis Zwölfjährige funktionierende Miniaturversionen der größten kryptologischen Errungenschaften aller Zeiten enthielt.
Diese Originale erzielen unter Sammlern inzwischen Preise, die den ursprünglichen Verkaufspreis um ein Hundertfaches übersteigen,
und üben aufvolljährige Hobbykryptologen etwa denselben Reiz aus wie die berühmte Super- 8-Kamera von Fisher Price auf erwachsene Cineasten. Dass das Set in einigen Ländern verboten wurde und schließlich ohne die interessanten
Extras, die den ganzen Aufstand verursacht hatten, neu herausgebracht werden musste, hat sicher auch nicht geschadet. Ich
rechnete damals fest damit, Riesenärger zu bekommen, weil ich mir ein Spielzeug ausgedacht hatte, das mit Verboten belegt
wurde, und so wäre es wahrscheinlich auch gekommen, wenn sich das alles nicht letztlich als Vorteil für uns erwiesen hätte.
So aber veröffentlichten diverse Zeitungen kurze Artikel darüber, und die daraus resultierende Aufmerksamkeit überwog schließlich
jeden durch das Verbot entstandenen Schaden. Trotzdem musste ich mir einen längeren Vortrag von Carmen der Ersten anhören,
in dem sie mir unter anderem Recherchetipps für Rechtsfragen gab und mir viele Anekdoten über Produktstarts erzählte, die
durch die Dummheit betriebsblinder Kreativer verunglückt waren. (Das augenfälligste Beispiel war der Versuch, ein Auto namens
Nova
in Spanien zu lancieren:
No va
heißt auf Spanisch so viel wie «läuft nicht».)
Nach der «Überarbeitung» enthielt das Set nur noch das Vigenère-Quadrat. Die Amerikaner hatten den allergrößten Aufstand wegen
der ursprünglichen Version veranstaltet und kategorisch erklärt, sie verstoße gegen irgendein Gesetz, das die Ein- und Ausfuhr
ausgefeilter Verschlüsselungsgeräte verbiete. (Aus demselben Grund sind auch manche Internetbrowser
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