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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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die Stirn gerutscht ist, trägt seinen Teil dazu
bei.
    »Es ehrt mich
natürlich, wenn sich das Publikum für meine Arbeit
interessiert«, sagt der Puppenspieler. »Was
möchten Sie wissen? Geht es um das Stück oder haben
…«
    »Jan Swensen,
Herr Bender, Kripo Husum«, unterbricht der Hauptkommissar,
»ich ermittle im Umfeld der
Schlossparkmorde.«
    »Kriminalpolizei? Wie soll
ich Ihnen denn dabei weiterhelfen?«, fragt der Puppenspieler
sichtlich nervös.
    »Nun, Sie
kannten die Opfer, oder?«
    »Die drei Damen
haben das Festival organisiert, da lernt man sich ganz automatisch
kennen.«
    »Aber eines der
Opfer kannten Sie näher, Ronja
Ahrendt.«    
    »Wir haben
öfter miteinander gesprochen und einen Kaffee zusammen
getrunken, das ist alles.«
    »Wirklich alles?
Wenn Sie uns etwas verheimlichen, kann das sehr unangenehm für
Sie werden, Herr Bender. Es gibt eine Aussage, die von einem
intimen Verhältnis berichtet.«
    »Pohlenz! Das
war sicher dieser Pohlenz, stimmts?«
    »Das tut nichts
zur Sache!«
    »Aber das kann
nur dieser Pohlenz sein, der so was behauptet. Dabei war der doch
selbst die ganze Zeit hinter der Ahrendt her.«
    »Also, lief da
etwas mehr als nur Händchenhalten, Herr
Bender?«
    Eine tiefe Röte
überzieht das Gesicht des Puppenspielers. Unter dem Zylinder
treten kleine Schweißtropfen hervor. Er nimmt die
Kopfbedeckung ab und wischt sich mit der Hand über die
Stirn.
    »Das war nur ein
kurzes Strohfeuer. Außerdem ist die Sache von Frau Ahrendt
ausgegangen.«
    »Wann haben Sie
Frau Ahrendt denn das letzte Mal gesehen?«
    »Das war gestern
Abend. Nach der Aufführung von ›Portugiesischer
Backalau‹ im Husumhus sind wir noch ein wenig spazieren
gegangen und haben noch kurz im meinem VW-Bus gesessen, um zu
reden.«
    »Und
dann?«
    »Dann haben wir
uns getrennt. Frau Ahrendt hatte einen Termin, hat sie mir
zumindest gesagt.«
    »Und wann war
das?«
    »Weiß ich
nicht. Ich bin danach in meine Pension. Da war es halb zwölf,
das weiß ich noch genau, weil ich auf den Wecker geschaut
habe, bevor ich ins Bett ging.«
    »Haben Sie
jemanden, der das bestätigen kann?«
    »Um halb
zwölf in Husum? Da werden die Bürgersteige hochgeklappt.
Wer sollte mir das wohl bestätigen?«
    »Jemand in der
Pension vielleicht?«
    »Ich wüsste
niemanden. Wieso fragen Sie mich das eigentlich alles? Bin ich etwa
verdächtig?«, fragt der Puppenspieler
aufgebracht.
    »Reine Routine,
Herr Bender«, beruhigt der Hauptkommissar. »Ich frage
nur, um mir ein Bild von der Toten zu machen. Ist Ihnen an Frau
Ahrendt noch irgendetwas aufgefallen, war sie vielleicht
verstört, unruhig oder hat von irgendeiner Bedrohung
gesprochen?«
    »Nein, das
genaue Gegenteil war der Fall. Frau Ahrendt war völlig
ausgelassen und fröhlich. Eher überdreht, würde ich
sagen.«
    »Okay, das
war’s schon. Wenn wir noch Fragen haben, kommen wir noch mal
auf Sie zurück. Schreiben Sie mir bitte Ihre Adresse und
Telefonnummer auf«, sagt Swensen und reicht dem Puppenspieler
Zettel und Kugelschreiber. Der hockt sich auf die Bühnentreppe
und schreibt das Gewünschte.
    »Besten
Dank«, sagt Swensen und nimmt den Zettel in Empfang.
»Eine Frage hätte ich noch, die ist allerdings privater
Natur. Es geht um Ihre Geschichte von Schrödingers Katze.
Entsteht dort nicht ein ähnliches Paradox wie bei der Frage:
Was war zuerst da, das Huhn oder das
Ei?«    
    »In gewisser
Weise schon, Herr Swensen, solange niemand in die Kiste blickt,
bleibt die arme Katze ewig in einem halb toten und halb lebendigen
Zustand. Um aus der Endlosschleife eines solchen Paradoxons
herauszukommen, muss man aus dem geschlossenen System springen. Die
Kiste wird geöffnet, und das Bewusstsein entscheidet, was
drinnen passiert ist.«
    »Das Bewusstsein
entscheidet das? Das glaube ich nicht! Das würde ja bedeuten,
dass unser Bewusstsein auf den Zustand der Katze einwirken
könnte.«
    »Nach den
Gesetzen der Quantenmechanik ist das so. Mir ist klar, dass ein
materialistisch geprägter Mensch damit seine Schwierigkeiten
haben muss, denn er sieht das Bewusstsein nur als ein
Randphänomen der Materie. Das liegt daran, dass jemand, der so
denkt, sich sein eigenes Bewusstsein als etwas Getrenntes
vorstellt, etwas, das von anderen Menschen separiert
existiert.«
    »Aber mein
Bewusstsein kann doch nicht gleichzeitig auch Ihr Bewusstsein
sein.«
    »Warum nicht?
Ich stelle mir das Bewusstsein als etwas nicht Lokales vor,
sozusagen als einen Quantengeist, der nicht in unserem

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