Poppenspael
ehemaliger
Physiker, der sich als Puppenspieler verdingt. Das zweite
Verhältnis hatte sie mit dem Puppenspieler Peter Pohlenz aus
Karlsruhe.«
»Pohlenz? Bist
du dir da ganz sicher, Jan?«, fragt Silvia Haman dazwischen.
»Den hab ich nämlich gestern routinemäßig
befragt, und da hat er jede Form von Intimitäten
abgestritten.«
»Ich bin mir
mehr als sicher, Silvia«, bestätigt Swensen. »Ich
hab meine Info direkt von unserer Kollegin Susan. Frau Biehl war
mit dem Mordopfer Ronja Ahrendt seit Langem
befreundet.«
»Das glaub ich
jetzt nicht, hat mich dieser Schwerenöter doch richtig
auflaufen lassen. Das hätte ich nicht gedacht, der machte so
einen ehrlichen Eindruck.«
»Das ging mir
mit Bender genauso«, äußert Swensen
überzeugt. »Ein wirklich außergewöhnlicher
Mensch, überaus intelligent. Ich kann mir beim besten Willen
nicht vorstellen, dass der irgendetwas mit diesen Morden zu tun
haben könnte.«
»Hey, was
passiert denn hier gerade?«, unterbricht Colditz. »Ich
möchte Tatsachen hören und keine Vermutungen, Jan. Da
lief also ein klassisches Beziehungsdrama. Wenn ein Dritter
auftaucht, ist bekanntlich einer zuviel. 80 Prozent aller
Männer und Frauen neigen zu Eifersucht. Das hat in der ganzen
Menschheitsgeschichte schon immer für Mord und Totschlag
gesorgt und ist eines unserer häufigsten
Motive.«
»Die Ergebnisse
unserer Ermittlungen bestehen nicht aus Prozenten, Jean-Claude, es
kommt darauf an, welchen Eindruck wir uns vor Ort machen«,
hält Swensen dagegen. »Sonst könnten wir ja gleich
einen Statistiker losschicken.«
»Mir scheint,
die vielen Überstunden haben deine Sinne getrübt,
Jan«, kontert Colditz scharf, »oder was willst du mir
damit sagen?«
»Ich will nur
sagen, dass deine gewünschten Tatsachen nur eine Illusion
sind. Wir geben immer nur subjektive Einschätzungen ab«,
verteidigt sich Swensen.
Vielleicht hat Bender
auch nur deine Sympathie errungen, weil du so begeistert von seinem
Wissen gewesen bist. Dabei hast du sein Tatmotiv leichtfertig aus
den Augen verloren. Mehr Achtsamkeit, Swensen, mehr Achtsamkeit.
Wahrscheinlich fühltest du dich von Jean-Claude nur belehrt
und musstest gleich zurückschießen. Was sagte Lama
Rinpoche immer: Unser Geist gleicht einem Spiegel, der genau das
wiedergibt, was ihm entgegengehalten
wird.
»Okay, Marcus
Bender und Peter Pohlenz sind selbstverständlich
verdächtig«, lenkt Swensen ein, kann sich aber gegen
alle Vernunft einen Seitenhieb nicht verkneifen. »Aber dann
gehört der ominöse Rebinger auch in den Kreis der
möglichen Täter.«
»Rebinger? Meint
ihr Staatsanwalt Rebinger?«, fragt Silvia Haman verdutzt.
»Ist mir da etwas Wichtiges entgangen?«
»Ein ziemlich
sensibles Thema«, erklärt Colditz, deutlich unter
Zugzwang. »Heinz Püchel bittet darum, dass wir die
Ermittlungsergebnisse mit äußerster Diskretion
auswerten.«
»Das klingt
ziemlich mysteriös«, stochert Silvia Haman in gewohnter
Penetranz. »Kann mir das jemand
erklären?«
»Der Chef
möchte unter keinen Umständen, dass unausgegorene
Gerüchte an die Öffentlichkeit kommen«,
erklärt Colditz.
»In einem
Notizbuch, das wir bei dem Mordopfer Lechner gefunden haben, taucht
mehrmals der Name Rebinger auf«, ergänzt Mielke, wohl
wissend, dass seine Kollegin sowieso keine Ruhe geben wird.
»Die Frau hat anscheinend mit einem Opernglas aus ihrem
Fenster Puffbesucher beobachtet und Namen, Datum und Uhrzeit
dokumentiert. Bei dem Namen Rebinger muss es sich also nicht
notgedrungen um unseren Staatsanwalt handeln.«
»Hat ihn denn
noch niemand gefragt?«, lässt Silvia Haman nicht locker.
»Das wäre doch wohl das Einfachste, finde
ich!«
Lähmendes
Schweigen erfüllt den Raum. Die meisten Beamten schauen
erwartungsvoll auf Colditz, doch der wirkt wie abwesend.
»Wenn du es gern
übernehmen möchtest, tu dir keinen Zwang an«,
scherzt Mielke mit süffisanter Stimme. »Dann
könnten wir nämlich weitermachen. Wir sind übrigens
im Moment bei dem Mordopfer Ahrendt, Rebinger gehört zum
Mordopfer Lechner. Lass uns bitte eine Person nach der anderen
durchgehen.«
»Das ist nicht
so einfach, Stephan«, fährt Swensen fort. »Der
Name Rebinger überschneidet sich mit zwei Personen. Ronja
Ahrendts Liebesleben ist weitgehend komplizierter, als bis jetzt
besprochen. Nach meinen Informationen soll es vor oder sogar
gleichzeitig zu den Affären mit den Puppenspielern noch ein
Verhältnis mit einem verheirateten Mann gegeben haben, einem
Arzt aus dem
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