Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
sehen.
    Elende Schlamperei,
schimpft die Hauptkommissarin innerlich und spricht eine
Krankenschwester an, die gerade aus dem Zimmer kommt:
»Schwester, wo ist der Polizeibeamte geblieben, der hier
eigentlich sitzen sollte?«    
    »Keine Ahnung,
meine Schicht hat eben erst angefangen«, antwortet die junge
Frau. »Und wer sind Sie, wenn ich fragen
darf?«
    »Silvia Haman,
Kriminalpolizei Husum«, erwidert die Hauptkommissarin,
»ich bin hier, um mit Sören Ørsted zu
sprechen.«
    »Das muss aber
erst der diensthabende Arzt absegnen. Herr Ørsted hat eine
schwere Gehirnerschütterung. Würden Sie bitte hier
draußen warten?«
    Das geht ja gut los,
denkt Silvia Haman, während die Krankenschwester über den
Flur davoneilt. Die Hauptkommissarin lässt sich leicht genervt
auf den Holzstuhl plumpsen, und es dauert geschlagene zehn Minuten,
bis die Krankenschwester mit einem Weißkittel im Schlepptau
zurückkommt.
    »Darf ich Ihren
Ausweis sehen?«, fragt der jungdynamische Mann und wirft nur
einen flüchtigen Blick auf die Karte, die Silvia Haman aus der
Tasche zieht. »Herr Ørsted hat eine schwere
Gehirnerschütterung, und die rechte Hand ist gebrochen. Er ist
noch ziemlich ruhebedürftig, sollte nicht unnötig
überanstrengt werden.«
    »Ich ermittle in
einem Mordfall«, poltert die Hauptkommissarin los. »Das
Ruhebedürfnis eines hochgradig Verdächtigen geht mir,
gelinde gesagt, am A… vorbei!«
    »Medizinisch hab
ich hier das Sagen, liebe Frau!«, kontert der Arzt.
»Ich gebe Ihnen maximal eine halbe Stunde und dann sind Sie
wieder verschwunden!«
    »Geht doch! Mehr
wollte ich ja gar nicht«, Silvia Haman lächelt den Arzt
übertrieben an. »Besten Dank, Doktor.«
    Sie bleibt vor der
Tür stehen, bis der Arzt das Feld geräumt hat, betritt
das Zimmer, geht schnurstracks zum einzigen Bett und lässt
sich geräuschvoll auf dem Stuhl daneben nieder. Unter der
Bettdecke schaut ein blasses Gesicht mit unzähligen
Sommersprossen hervor. Die Augen sind geschlossen.
    »Herr
Ørsted, warum haben Sie Ihre Frau umgebracht?«, fragt
Silvia Haman mit lauter Stimme.
    Die Augenlider klappen
auf, und die feuchten Augen blicken die Kriminalbeamtin feindselig
an.
    »Ich hab
niemanden umgebracht«, faucht er. »Haben Sie
überhaupt keinen Funken Pietät im Leib? Meine Frau wurde
ermordet, und Sie unterstellen mir, ich soll das gemacht haben?
Woher nehmen Sie bloß diese
Unverfrorenheit!?«
    »Warum sind Sie
dann geflüchtet, als wir bei Ihnen waren, Herr
Ørsted?«
    »Ich hatte einen
Autounfall … sagen die hier … und eine
Gehirnerschütterung … ich kann mich an nichts
erinnern.«
    »Na, dann werde
ich Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen. Sie haben hier in
Flensburg versucht, gestohlene Sachen zu verkaufen, Sachen, die Sie
bei Ihren Raubzügen auf Eiderstedt erbeutet haben. Ihre Frau
ist Ihnen auf die Schliche gekommen, hat gedroht, die Polizei zu
informieren, und da sind Sie durchgedreht, haben ihr aufgelauert
und sie erschossen. Und das Perfide daran ist, dass Sie ohne
Skrupel auch noch zwei unschuldige Frauen ermordet haben, um von
Ihrer Tat abzulenken.«
    »Ich habe
niemanden ermordet!«
    »Ich dachte, Sie
sagten, Sie können sich an nichts erinnern?«
    »Ich weiß
genau, dass ich niemanden ermordet habe!«
    »Und die
Einbrüche auf Eiderstedt, das waren Sie wohl auch nicht? Dumm
nur, dass Sie sich beim letzten Bruch in Welt auf die Fresse gelegt
haben und wir Ihre Blutspuren gefunden haben. Spätestens, wenn
der DNA-Test vorliegt, sind Sie
überführt.«
    »Okay, okay, die
Brüche, die nehm ich auf meine Kappe. Das ist aber auch alles!
Ich lass mir keinen Mord anhängen!«
    »Dann packen Sie
mal aus, warum Sie Ihre Kasse mit Einbrüchen aufmotzen
mussten.«
    »Weil die mich
betrogen haben, diese Ganoven von FOOD Plus. Überhaupt kein
Problem, haben die mir versprochen, dieses
Nahrungsergänzungszeug an den Mann zu bringen. Ständig
steigende Provisionen sollte ich bekommen, für jeden Kunden,
dem ich ihr Produkt aufschwatze. Aber das ist eine Sklavenfirma!
Ich musste mehr Geld für Benzin ausgeben, als ich an Provision
kassieren konnte.«
    »Mir kommen
gleich die Tränen! Und da haben Sie gedacht, wenn das nichts
einbringt, brech ich einfach bei meinen Kunden ein, dann stimmt die
Kasse wieder. Bleibt nur die Frage, wieso die beiden Einbrüche
bei Leuten, denen Sie vorher keine Nahrungsergänzungsmittel
angedreht haben?«
    »Ich kannte die
Häuser durch meine Frau, die Besitzer waren Kunden von ihr und
haben uns ab

Weitere Kostenlose Bücher