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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Brückenhaus und brüllt mit
unverständlichen Worten zu einigen Männern hinüber,
die am Bug des Schiffes zusammenstehen. Die eilen sofort
geschlossen zu den beiden Beamten hinüber.
    »То,
чего они
хотят! Was wollen hier?«, ruft
einer, als er bis auf wenige Meter heran ist.
    Swensen streckt ihm
den Dienstausweis entgegen und brüllt: »Police! Stopp,
Police!«
    Die Worte wirken wie
ein Zauberspruch, die Männer halten abrupt inne und bleiben in
gebührendem Abstand stehen. Mielke geht zu ihnen und zeigt die
beiden Fotokopien der Phantomzeichnungen.
    »Капитан!
Kapitän! Gehen zu Kapitän! Der wissen!«, sagt eine
Stimme, die sich aus dem allgemeinen Gemurmel heraushebt. Swensen
zuckt verständnislos mit den Achseln, worauf mehrere Finger
zur Brücke deuten. In der Ferne hallt der schrille Ton
mehrerer Martinshörner.
    »Mach keinen
Alleingang«, mahnt Mielke, als Swensen in Richtung
Brücke davoneilt. »Warte wenigstens so lange, bis die
Kollegen von der Streife vor Ort sind.«
    Doch seine Worte
verklingen ungehört. Hauptkommissar Swensen ist bereits im
Jagdfieber und stuft seinen Kollegen als übertrieben
vorsichtig ein. Vorausgesetzt, die Gesuchten sind wirklich an Bord,
denkt er wie in Trance, was wollen die schon noch unternehmen, es
gibt schließlich weit und breit keine
Fluchtmöglichkeit.
    Swensen schnellt mit
großen Schritten die Treppe zur Brücke hinauf, und im
selben Moment, als sein Kopf über den letzten Absatz
hinausragt, blickt er in die Mündung einer Pistole. Das rosige
Babygesicht des Mannes mit der Waffe gleicht eindeutig einem der
Phantombilder. Der zweite Mann dahinter hat ein faltiges,
längliches Gesicht mit starren blauen Augen. Unser zweites
Phantombild, denkt Swensen, bleibt auf der Treppe stehen und hebt
vorsichtig die Arme.
    »Machen Sie
keine Dummheiten«, versucht er mit beruhigender Stimme auf
die Russen einzuwirken. »Das bringt doch nichts
mehr.«
    Mit einer
Aufwärtsbewegung der Waffe macht das Babygesicht dem
Kriminalisten deutlich, ganz nach oben zu steigen. Gleichzeitig
rasen zwei Streifenwagen auf die Schleusenanlage, bremsen scharf,
die Beamten springen heraus und gehen hinter den Fahrzeugen mit
gezogenen Waffen in Deckung. Das blaue Blinklicht zuckt bedrohlich
über die Szenerie. Die beiden Russen haben Swensen gegen die
Reling gepresst, und das Babygesicht hält ihm die Waffe an den
Kopf. Der Hagere gibt mit fuchtelnden Handbewegungen zu erkennen,
dass die Polizei sich augenblicklich zurückziehen soll. Als es
an Land keinerlei Reaktionen gibt, spricht er hysterisch auf seinen
Partner ein. Der andere Mann scheint immer starrer zu werden,
Schweiß bildet sich auf der Stirn und Swensen spürt,
dass die Hand, die ihn hält,
zittert.    
    »Исчезает!-verschwindet«,
brüllt es plötzlich aus ihm heraus, und er hebt die Waffe
in die Luft und feuert.
    Jetzt geht alles
blitzschnell. Ein zweiter Schuss reißt seine Hand mit der
Waffe zur Seite. Das Babygesicht jault vor Schmerz auf, starrt
entsetzt auf die fehlenden Finger der blutigen Hand, während
die losgelassene Waffe auf das untere Deck knallt. Die Beamten der
Streifenwagen springen sofort hinter ihrer Deckung hervor und
stürmen mit ihren Waffen im Anschlag zum Frachter
hinüber. Der hagere Russe hebt die Arme in die Höhe und
Swensen steht da, als wäre er gerade aus einem Albtraum
erwacht. Die unmittelbare Gefahr ist vorbei, und dem Hauptkommissar
fällt es wie ein Schleier von den Augen, dass er seine Rettung
nur Stephan Mielke zu verdanken hat.
    Der Kollege ist aus
dem Nichts plötzlich hinter ihm aufgetaucht, klopft ihm auf
die Schulter und schiebt seine Waffe grinsend in das Holster
zurück. Swensens Knie zittern noch, und er rekonstruiert
innerlich, dass der Oberkommissar sich in der allgemeinen
Verwirrung von der anderen Seite herangeschlichen haben muss und
genau zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle war. Das hätte voll
ins Auge gehen können, geht es Swensen durch den Kopf. Das
kannst du drehen und wenden, wie du willst, das war völlig
unprofessionell von dir, und Stephan Mielke hat dir in letzter
Sekunde das Leben gerettet.
    Er sucht den Blick von
seinem Kollegen und nickt ihm dankend zu.
    *
    Silvia Haman
trägt grundsätzlich nur flache Schuhe, doch selbst ihre
leichten Halbschuhe klacken rhythmisch, als sie über den
Krankenhausflur geht. Vor Zimmer 618 steht ein leerer Holzstuhl.
Von dem Beamten, der hier für Sören Ørsted
abgestellt wurde, ist weit und breit nichts zu

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