Poppenspael
mit ihr gehabt.
Silvia Haman knirscht
mit den Zähnen und drückt genervt aufs Gaspedal. Der
Wagen schießt an dem Getränkelaster vorbei, der ihr
schon geraume Zeit die Sicht versperrt. Doch kaum ist sie vorbei,
muss sie schon wieder abbremsen, denn die Ortschaft Augsburg taucht
vor ihr auf. Jetzt sind es noch knapp fünf Kilometer bis
Husum, denkt sie, und gleichzeitig ist ihr Entschluss gereift,
Peter Pohlenz noch einen weiteren Besuch abzustatten. Die
Hauptkommissarin fährt über die Flensburger Chaussee in
Husum ein, sucht sich einen Parkplatz am Rand der Straße,
kramt in ihrer Jackentasche nach der Visitenkarte des
Puppenspielers und ruft ihn an. Es klingelt mehrmals, bevor sich
eine Männerstimme meldet.
»Haman, Kripo
Husum. Herr Pohlenz, es gibt noch einige Fragen, wo kann ich Sie
antreffen?«
»Ich bin auf dem
Sprung, will gerade abfahren, muss das noch sein?«
»Selbstverständlich, wo
kann ich Sie antreffen?«
»Vor dem Husumer
Schloss, aber beeilen Sie sich, ich möchte heute noch in
Karlsruhe ankommen.«
»Sie bleiben an
Ort und Stelle, ich bin sofort da!«
Keine fünf
Minuten später lenkt Silvia Haman den Dienstwagen in den
Schlosshof und hält vor dem rostigen, weißen Mercedes
mit der Aufschrift ›Seelenfaden-Puppentheater
Karlsruhe‹. In der geöffneten Schiebetür sitzt
Peter Pohlenz mit grimmigem Gesichtsausdruck.
»Ich hab Ihnen
bereits alles gesagt«, rüffelt er die Kriminalistin
an.
»Wenn das so
wäre, wäre ich nicht hier«, kontert Silvia Haman
scharf. »Ich weiß mittlerweile, dass Sie bei Ihrer
Aussage entscheidende Details weggelassen haben. Warum haben Sie
Ihr Techtelmechtel mit Ronja Ahrendt
verschwiegen?«
»Weil das meine
Privatsphäre ist!«
»Frau Ahrendt
ist ermordet worden, da pfeif ich auf Ihre Privatsphäre! Sie
sind auf der Rangliste der Verdächtigen ganz nach oben
gerutscht, lieber Mann!«
»Ich war nicht
der Einzige, an den diese Frau sich rangemacht
hat!«
»Sie können
also nichts dafür? Verstehe! Ich ahnte schon immer, dass
Männer den Frauen einfach willenlos ausgeliefert sind. Herr
Bender hat uns seine Liaison aber freiwillig gebeichtet. Was sagen
Sie nun, Herr Pohlenz?«
»Ich meine nicht
meinen Kollegen, es gibt noch jemanden!«
»Der große
Unbekannte? Leider kennen wir auch den bereits! Bleibt die Frage,
woher wussten Sie von dem Mann?«
»Rein
zufällig, ehrlich«, versichert Pohlenz, dem die
Befragung immer unangenehmer wird. »Am Samstag, vor dieser
Aufführung von ›Geschichten aus 1001 Nacht‹,
stand ich in der Eingangstür zum Rittersaal. Direkt davor
stand ein Büchertisch, an dem Frau Ahrendt verkaufte. Da kam
ein Mann auf sie zu, blond war der, ziemlich dünn, und dann
haben beide miteinander gestritten.«
»Sie wollen doch
nur von Ihrer Person ablenken. Warum sollte ich Ihnen das jetzt
noch glauben?«
»Es ist aber
wahr! Bender müsste das bestätigen können, der war
auch dort und hat den Streit bestimmt auch mitbekommen. Ich hab ihn
nämlich bei den Stellwänden mit den Plakaten stehen
gesehen, viel dichter an den beiden dran als ich.«
»Ausgerechnet
Bender, Sie haben sich nicht zufällig
abgesprochen?«
»Der kann mich
gar nicht gesehen haben, und außerdem kannten wir uns zu
diesem Zeitpunkt noch gar nicht persönlich. Ich bin ihm dort
das erste Mal begegnet.«
»Dann
erzählen Sie mal, worum ging es bei diesem
Streit?«
»Das kann ich
nicht sagen, ich hab mich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten.
Ich wollte nicht, dass Frau Ahrendt mich
entdeckt.«
»Wieso
das?«
»Nun, wie Sie ja
bereits wussten, hatte Frau Ahrendt mit mir eine kurze Affäre,
zu diesem Zeitpunkt. Ich hab sofort auf höchste Alarmstufe
gestellt, denn betrogene Männer sind immer
unzurechungsfähig, besonders wenn sie ihrem Widersacher
begegnen. Und alles deutete darauf hin, als würde dieser Mann
ihr Ex sein, der sie wegen ihrer Affäre zur Rede stellen
wollte. Frau Ahrendt hat am Ende mit ihm Schluss gemacht, so kam es
mir jedenfalls vor.«
»Hieß
dieser streitbare Mann zufällig Keck, Michael
Keck?«
»Namen habe ich
keinen gehört, aber da Sie gerade den Namen Keck
erwähnen, fällt mir dazu ein, dass ich denselben Mann an
dem Abend noch einmal gesehen habe. Er stand ziemlich eng mit einer
der Frauen aus dem Förderkreis zusammen, einer gewissen Frau
Keck, Nicole Keck. Das kann doch kein Zufall
sein.«
11
»Was habt ihr
euch bloß dabei gedacht, Jan?«, donnert Heinz
Püchel und stürzt wie eine Furie aus seinem Büro,
als Swensen
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