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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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durchsuchen, werdet ihr
nichts finden. Und ich verspreche dir schon jetzt, dass ihr mich zu
keiner Aussage zwingen könntet. Also, versucht es lieber gar
nicht erst, besonders, wenn du keinen Ärger mit mir haben
willst.«
    »Mensch, Anna,
was ist denn in dich gefahren?«, fragt Swensen unsicher.
»So kenne ich dich noch gar nicht.«
    »Du unterliegst
selbst der Schweigepflicht. Du weißt genau, wovon ich rede.
Nimm meine Arbeit bitte genauso ernst wie ich deine, Jan, sonst
bekommen wir uns noch vor deinem Umzug zu mir in die
Haare!«
    »Ach du Schreck,
der Samstag!«
    »Jan
Swensen!«
    »Wir haben hier
den schrecklichsten Mordfall, den Husum je erlebt hat, Anna. Es ist
im Moment schwer abzuschätzen, ob ich mich am Samstag hier
rauseisen kann. Das heißt natürlich nicht, dass ich
nicht umziehe, aber vielleicht musst du es bei dir vor Ort allein
durchziehen.«
    »Jan, ich
erwarte von dir, dass du dir etwas einfallen lässt, hörst
du! Ich habe keine Lust, das ohne dich zu machen und werde das auch
nicht tun!«
    Es klickt in der
Leitung, und der Hauptkommissar ist wieder hellwach. Das ist die
Situation, die du die ganze Zeit vermeiden wolltest, sagt er zu
sich. Jetzt sitzt du voll zwischen den Stühlen. Der
Hauptkommissar erhebt sich aus seinem Bürostuhl und tritt an
das Fenster, aber der gewohnte Blick nach draußen hat seinen
Reiz verloren. Die wunderschönen alten Eichen, die den Garagen
weichen mussten, fehlen einfach. Als er gerade an seinen
Schreibtisch zurück will, wird seine Bürotür
aufgerissen und Stephan Mielke steht im Türrahmen und schwenkt
zwei Kopien von den Phantomzeichnungen der beiden
Russen.
    »Es gibt dieses
Getreideschiff im Hafen!«, ruft er Swensen zu. »Die
Argroprom, ein russischer Frachter, liegt seit Samstag hier, hat
mir der Zoll gerade bestätigt. Was meinst du, wollen wir beide
uns den Kahn mal aus der Nähe anschauen?«
    »Spricht nichts
dagegen, oder?«, meint Swensen, zieht die
Schreibtischschublade auf und nimmt seine Sig-Sauer heraus. 20
Minuten später parkt er den Dienstwagen im Schatten eines der
Getreidesilos. Doch wohin sie auch schauen, im Hafen liegt kein
Frachter, der auf den Russen hinweist.
    »Wo ist denn die
Argroprom geblieben?«, ruft Mielke einem Hafenarbeiter
zu.
    »Die hat gerade
vor … schätze, knapp zehn Minuten abgelegt!«,
ruft der zurück.
    »Mist!«,
schimpft Mielke. »Und das Küstenwachboot ist auch nicht
da. Wer weiß, wo die gerade rumschippern. Am besten, ich frag
mal in der Einsatzzentrale nach.«
    »Vergiss das
Boot!«, drängelt Swensen. »Bis die zurück
sind, ist der Russe über alle Meere. Order in der Inspektion
ein paar Einsatzwagen, die sollen zur Seeschleuse rauskommen. Wenn
wir uns sputen, erwischen wir die Argroprom da draußen
noch.«
    Die beiden
Kriminalbeamten laufen zum Dienstwagen zurück, springen
hinein, und wenig später rasen sie die Simonsberger
Straße hinunter. Mielke spricht per Handy mit der
Einsatzzentrale. Die Fahrt geht über die Klappbrücke auf
die andere Seite des Außenhafens, dann links auf die
Dockkoogstraße und immer geradeaus durch die flache Marsch,
die sich neben der Straße bis an die Küste zum offenen
Meer hinzieht. Die Seeschleuse ist schon als kleine Erhebung auf
der Mitte der Strecke zu erkennen. Swensen steuert den Wagen direkt
darauf zu. Der Umriss des Schleusenhauses zeichnet sich innerhalb
der Betonanlage ab, ein vierkantiger Turm mit einem geschlossenen
balkonartigen Vorbau am oberen Ende. Die Ampel der
Wasserstraße steht auf Grün, und die beiden
Schleusentore sind weit geöffnet. Der Frachter ist bereits
halb in die Schleusenkammer gefahren.
    Hauptkommissar Swensen
bringt den Dienstwagen unmittelbar neben der Kaimauer zum Stoppen.
Die beiden Beamten springen heraus und eilen an den Rand, der sich
auf gleicher Höhe mit der Reling des Frachters befindet.
Swensen tastet mit der rechten Hand unter seine linke
Jackenhälfte. Er packt den Griff der Dienstwaffe, die im
Schulterholster steckt, kann sich aber nicht entschließen,
sie herauszuziehen. Stephan Mielke steht keine drei Meter neben
ihm, sucht seinen Blickkontakt. Swensen deutet mit einer kurzen
Handbewegung an, dass er beabsichtigt, aufs hintere Deck zu
springen, sobald die Bordwand des Frachters dicht genug an die
Schleusenwand herangedriftet ist. Mielke wartet das Kommando des
Hauptkommissars ab, sie springen gleichzeitig und setzen federnd
auf dem Metalldeck neben der Ladeluke auf. Sofort erscheint ein
Mann an der Reling neben dem

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