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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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schlimmer, als einen Sack
Flöhe zu hüten.«
    »Da gebe ich
Ihnen recht«, grinst Stephan Mielke und folgt mit Silvia
Haman der Frau ins Haus. »In meinem Elternhaus gab es vier
davon.«
    In der Küche
stehen die Mädchen vor den Gläsern, zwei mit brauner
Brühe und eins mit strahlendweißer Milch.
    »Was ist los,
Saskia?«, fragt die Mutter
scharf.    
    »Ich will heute
kein Pulver in die Milch.«
    »Das ist aber
gut für dich! Willst du als Einzige nicht groß und stark
werden?«
    »Ich will nicht
groß werden!«
    »Stell dich
nicht so an, Saskia! Du zickst hier nur rum, weil Besuch da
ist!«
    »Ich mag das
Pulver aber nicht!«
    Die Mutter schnappt
sich eine runde Pappdose auf dem Küchentisch und schüttet
etwas von dem braunen Pulver in die Milch. Das Mädchen heult
und stampft mit dem rechten Bein auf.
    »Wenn du das
ganz schnell trinkst, gibt es für alle einen
Fruchtzwerg!«
    »Los, trink die
blöde Milch!«, feuern die anderen Mädchen ihre
Schwester an. Die nimmt das Glas, schließt die Augen und
trinkt die Milch angewidert in einem Zug aus. Die Mutter holt drei
kleine Plastikbecher aus dem Kühlschrank und drückt sie
den Kindern in die Hand. Mit lautem Gejohle stürmen sie
davon.
    »Tut mir
leid«, entschuldigt sich die Mutter. »Setzen wir
uns.«
    Die Kriminalisten
nehmen am Küchentisch Platz. Die Hauptkommissarin
übernimmt die Befragung.
    »Es gibt
mittlerweile acht Einbrüche in der Umgebung und noch keine
verwertbare Spur. Deshalb fragen wir überall nach, ob den
Betroffenen im Nachhinein noch irgendetwas eingefallen
ist.«
    »Nein, ich hab
damals alles gesagt, was ich weiß.«
    »Überlegen
Sie doch noch mal, ist in der Zeit vor dem Einbruch ein Fremder
hier gewesen, ein Handwerker zum Beispiel, Vertreter oder wollte
Ihnen jemand ein Zeitungsabo verkaufen?«
    »Nee, hier kommt
nur der Postbote, und den kennen wir
persönlich.«
    »Was ist das
für ein komisches Pulver, was die Mädchen gerade bekommen
haben?«, fragt Mielke dazwischen.
    Die Mutter guckt den
Beamten erstaunt an. Silvia Haman wirft ihm einen genervten Blick
zu, beugt sich zum Kollegen hinüber und fragt mit leiser
Stimme: »Was soll das werden, Stephan?«
    »Ich hab da so
’ne intuitive Eingebung, Kollegin«, stellt Mielke
trocken fest.
    »Das ist ein
Nahrungsergänzungsmittel«, sagt die Mutter. »Das
sind Mikroalgen mit natürlichem Vitamin E und einiges
mehr.«
    »Ungewöhnliche Packung,
hab ich noch nie gesehen, zumindest nicht im meinem Supermarkt. Wo
gibt’s die denn?«
    »Die kaufen wir
bei einem Gesundheitsberater, auf Vorrat. Wenn die Packungen leer
sind, rufen wir den Mann an und er bringt uns persönlich die
Bestellung vorbei.«
    »Sie sagten uns
doch, dass hier keine Vertreter waren.«
    »Der Mann ist
doch kein Vertreter, der ist von einer Firma für gesunde
Ernährung.«
    »Das war kein
Vorwurf, Frau Dircks. Wahrscheinlich ist der Gesundheitsberater gar
nicht so wichtig. Trotzdem kann uns jede Information
weiterhelfen.«
    »Da hat der
Kollege recht«, beteuert Silvia Haman. »Denken Sie
bitte noch mal in Ruhe nach. Wenn Ihnen doch noch was
einfällt, rufen Sie uns einfach an.«
    Die Hauptkommissarin
reicht der Frau eine Visitenkarte, zehn Minuten später steuert
sie den Wagen am Seedeich entlang. Der letzte Ort auf ihrer Liste
ist Uelvesbüll. Auf den Wiesen stehen schwarz-weiße
Kühe und grasen. Stephan Mielke ist ins Schweigen
zurückgesunken.
    »Ich störe
deine innere Ermittlungsarbeit nur ungern, Kollege«, kann
Silvia Haman ihre Neugier nicht zurückhalten, »aber das
interessiert mich jetzt doch, dieses Nahrungsergänzungszeug
und der Vertreter. Wie bist du nur darauf
gekommen?«
    Stephan Mielke grinst
hintergründig und blickt spöttisch zu Silvia Haman
hinüber: »Der Geist weht, wo er will, sagt schon Volkes
Mund. Es kommt nur darauf an, die Augen offen zu halten,
Kollegin.«
    »Kannst du nicht
einfach eine Frage beantworten?«
    »Es liegt
vielleicht daran, dass der süffisante Unterton nicht zu
überhören ist.«
    »Ich denke, du
fühlst dich grundsätzlich von Frauen im Polizeidienst
angepinkelt.«
    »Wer zuviel
spekuliert, verliert die Übersicht!«
    »Dito!
Schätze nur, dir sind deine vier Schwestern nicht
bekommen.«
    »Vorsicht,
Silvia! Aus meinem Privatleben hältst du dich
raus!«
    Die weitere Fahrt
verläuft in beklemmender Stille. Der Himmel wird langsam
bedrohlich schwarz. Vereinzelt zieht ein lang gezogenes Grollen
quer über den Himmel. In der Ferne kommt die Uelvesbüller
Kirche in Sicht.

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