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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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dem
Westerheversand, braut sich ein Gewitter zusammen. Schwarze Wolken
werden zusammengeschoben und verdunkeln den blauen Himmel. Hinter
dem Seedeich im Watt steht der rot-weiße Leuchtturm noch im
Sonnenlicht, flankiert von seinen beiden
Wärterhäuschen.
    »Seitdem die
Tagesschau den Leuchtturm öfter im Abspann zeigt, ist der
bestimmt in ganz Deutschland bekannt«, versucht die
Hauptkommissarin ein Gespräch anzufangen. Oberkommissar Mielke
reagiert nicht. Der Wagen fährt durch einen Innendeich in den
Augustenkoog. Die flache Wiesenlandschaft ist geformt von den
Sturmfluten aus vergangenen Zeiten. Noch heute stehen links und
rechts der Straße verstreute Gehöfte auf erhöhten
Warften. In der Ferne zieht die Backsteinkirche St. Stephanus
vorbei, die ebenfalls einsam auf einem dieser kreisrunden
Erdhügel steht. Das ehemalige Gebäude wurde bei der
großen Mandränke (Sturmflut) von 1362 komplett
zerstört und 1370 wieder aufgebaut. Aus der Zeit ist nur der
massive Turm mit den dicken Stützpfeilern erhalten. Das
Kirchenschiff wurde 1804 auf den heutigen Stand
verkleinert.    
    »Der ehemalige
Pfarrer von der Kirche da drüben, das war der Mann, der im
letzten Jahr die Leiche im wilden Moor gefunden hat«,
versucht es Silvia Haman erneut. »Hat sich dabei so
erschreckt, dass er mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus
kam.«
    »Ja,
und?«, knurrt Mielke.
    »Nur so! Ist mir
eben eingefallen. Ich dachte nur, ich sag mal was. Du scheinst
heute wenig gesprächig, Kollege Mielke.«
    »Wir kurven
nicht zum Quatschen rum, wir ermitteln wegen der
Einbruchsserie.«
    »Dann reden wir
eben über unsere Ermittlung. Ist dir schon irgendetwas
aufgefallen, heute?«
    »Nein! Ich halte
das Ganze sowieso für vergeudete Zeit. Wir haben doch schon
alles mit den Leuten ausführlich
durchgekaut.«
    »Was sollen wir
sonst machen? Vielleicht haben wir den entscheidenden Hinweis nicht
beachtet. Fällt dir was Besseres ein?«
    »Frag mich was
Leichteres!«
    Der Dienstwagen
passiert das Ortsschild von Westerhever, und Silvia Haman bremst
den Polo herunter. Das Dorf ist nicht besonders groß. Einige
Gehöfte, ein paar Einfamilienhäuser, im Nu hat das
Fahrzeug den Kern durchquert. Die Hauptkommissarin steuert den Polo
kurz vor dem Ortsausgang nach rechts in eine kleine Straße.
50 Meter weiter stoppt sie den Wagen vor einem großen,
viereckigen Reetdachhaus. Stephan Mielke setzt sein lustloses
Gesicht auf. Silvia Haman schwört beim Aussteigen, sich vom
Kollegen nicht runterziehen zu lassen. Sie öffnet ihm
demonstrativ das Gartentor und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Die
beiden Kripobeamten sind kurz vor der Haustür, als die
aufgerissen wird und drei kleine Mädchen herausstürmen.
Mielke kann nur mit einem schnellen Ausfallschritt zur Seite den
Aufprall verhindern. Das Trio stoppt und stellt sich wie die
Orgelpfeifen in einer Reihe auf.
    »Wer seid
ihr?«, fragen sie im Chor.
    »Ich heiße
Silvia«, sagt die Hauptkommissarin, »und das ist
Stephan. Wir sind von der Polizei aus Husum.«
    »Stimmt gar
nicht«, protestiert die Kleinste. »Ihr habt ja gar kein
Polizeiauto!«
    »Nicht alle
Polizisten fahren in einem Polizeiauto«, versucht Silvia zu
erklären.
    »Ist eure Mutter
zu Hause?«, fragt Stephan Mielke genervt.
    Im selben Moment
taucht eine dürre Frau in der offenen Haustür auf. Sie
stutzt kurz, ruft aber ungeniert mit kräftiger Stimme:
»Sintia, Saskia, Nele, ihr habt euer Pulver vergessen! Los,
kommt sofort wieder rein und nehmt es jetzt
gleich!«
    »Der Mann und
die Frau sind von der Polizei«, kommt die Antwort von der
Größten.
    »Rein hab ich
gesagt«, kommandiert sie energisch. Die Mädchen
verschwinden quakend im Haus, und die Frau wendet sich Silvia Haman
und Stephan Mielke zu. »Sie sind von der
Polizei?«
    »Ja, Kripo
Husum«, sagt die Hauptkommissarin.
    »Wir sind noch
mal wegen des Einbruchs da!«, ergänzt der
Oberkommissar.
    »Haben Sie den
Einbrecher erwischt?«
    »Nein, leider
nicht, Frau Dircks«, antwortet Silvia Haman. »Wir
würden gern noch ein paar Fragen stellen.«
    »Ich hab doch
schon alle Ihre Fragen beantwortet!«
    »Das ist
richtig«, bestätigt Silvia Haman mit ruhiger Stimme.
»Aber wir gehen mittlerweile von einem Serientäter aus.
Deswegen möchten wir alle Aussagen erneut
überprüfen.«
    »Mami, Mami,
Saskia will das braune Pulver nicht in ihre Milch tun!«, ruft
eine Mädchenstimme aus dem Inneren des Hauses. Die Frau guckt
flehend nach oben.
    »Kommen Sie
bitte rein. Drei Mädchen sind

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