Poppenspael
was haben sich schon ganz
andere Leute die Finger verbrannt.«
»Sie sind
natürlich von Natur aus pessimistisch, nehme ich
an?«
»Das hat mit
Erfahrung zu tun, Herr Hagedorn. Viele Täter kommen gerade aus
dem engsten Umfeld. Sie sprachen von Arbeitskollegen, wo arbeiten
Sie?«
»Bei der Firma
Asmussen in Husum. Ich bin der Leiter der
Buchhaltung.«
»Asmussen?
Kraftfutter GmbH, Gebrüder Asmussen?«
»Sie kennen die
Firma?«, fragt Hagedorn erstaunt.
»Herbert
Ketelsen?«
»Ist unser
Geschäftsführer. Was ist hier los, woher wissen Sie das
alles?«
»Am Freitag
wurde bei Ihrem Kollegen ebenfalls eingebrochen.«
»Was, bei
Ketelsen ist auch eingebrochen worden?«, platzt es aus
Hagedorn heraus. Er sieht erschrocken zu seiner Frau hinüber,
die ihn ratlos anblickt. »Meinen Sie, dass es da einen
Zusammenhang gibt?«
»Langsam, Herr
Hagedorn, ich hab die Tatsache ja nun gerade erst erfahren.
Natürlich macht mich so etwas stutzig. Kennen Sie Herrn
Ketelsen privat?«
»Wie man sich
halt so kennt. Wir sind nicht gerade besonders eng befreundet, aber
es wird schon mal zusammen gefeiert.«
»Das
heißt, Sie waren schon bei den Ketelsens zu Hause und die
waren bei Ihnen?«
»Das ist
vorgekommen, ja, aber höchstens zweimal, solange ich dort
beschäftigt bin.«
»Ist vielleicht
in letzter Zeit ein Fremder hier im Haus gewesen, Vertreter,
Handwerker oder Ähnliches?«
»Nein, nicht
dass ich wüsste. War da jemand an der Tür,
Marion?«
Die zierliche Frau
schüttelt den Kopf.
»Sind Sie sich
da wirklich sicher, Frau Hagedorn?«, hakt Mielke nach,
»auch niemand, der Ihnen ein Nahrungsergänzungsmittel
verkaufen wollte?«
»Nein, ich kaufe
nichts an der Tür.«
Stephan Mielke reibt
seinen Zeigefingerknöchel an der Nase. Die Antwort
verärgert ihn zutiefst. Alles, was er sich die letzten Tage
zurechtgelegt hat, zerplatzt damit wie eine Seifenblase. Die
schöne Idee, ein Vertreter für
Nahrungsergänzungsmittel spioniert die Einbruchshäuser
vorher aus, weiß deshalb auch, wann alle Besitzer einen
Urlaub planten, und schlägt jedes Mal zu, wenn sie abgereist
sind, ist so nicht mehr zu halten.
Letzten Freitag hatte
er die Liste der Betroffenen noch einmal abtelefoniert und nach
diesem ominösen Vertreter gefragt. Dabei wurde sein Verdacht
fast durchgehend bestätigt, bis auf eine Ausnahme, der
Einbruch in Horstedt am letzten Donnerstag. Nur beim Ehepaar
Ketelsen gab es keinen Vertreter.
Und heute wieder kein
Vertreter, denkt er verstimmt, blöde, so was, damit ist meine
Theorie wohl erst mal im Eimer. Dafür kennen sich die beiden
Opfer, äußerst merkwürdig. Da stimmt was nicht,
aber was, aber was?
»Entschuldigung,
kann ich kurz unterbrechen?«, fragt eine bekannte Stimme im
Rücken des Oberkommissars. Es ist Hauptkommissar Swensen, der
hinter der halbgeöffneten Haustür hervorlugt.
»Unser Mann von der Spurensicherung ist gerade eingetroffen.
Es wäre notwendig, dass Sie uns zeigen, an welcher Stelle der
Einbrecher gestürzt ist.«
»Direkt hinter
der Türstufe! Ich hab den Kerl am Fuß zu fassen
bekommen, als er herausgestürmt kam«, berichtet Dettmar
Hagedorn lebhaft und marschiert zu Jan Swensen vor die Tür.
»Ich stand da, als er raus kam«, erklärt er und
deutet auf eine Stelle auf der Gehwegplatte. »Als er mich
sah, hat er mir mit einer Tragetasche voll ins Gesicht geschlagen,
so ’ne Leinentasche, die man zum Einkaufen benutzt. Ich bin
richtig in die Knie gegangen, für einen Moment, hab ihn aber
doch erwischt. Da ist er voll hingeknallt.«
Peter Hollmann wartet
mit seinem Alukoffer an der Gartenpforte und fingert geduldig an
seinem Schnauzer. Swensen winkt seinen Kollegen heran und
erklärt ihm in wenigen Worten, was sich hier abgespielt hat
und wo es wahrscheinlich DNA-Spuren geben könnte. Mehrere
tropfenförmige Flecken deuten auf verkrustetes Blut hin.
Hollmann öffnet gemächlich seinen Spurensicherungskoffer,
nimmt ein Wattestäbchen heraus und reibt damit über die
vermeintlichen Blutspuren. Danach steckt er es in eine der
durchsichtigen Pergamintüten aus dem Kofferinneren. Swensen
steht daneben und beobachtet jeden Handgriff, als würden sie
den entscheidenden Durchbruch in die verfahrene Einbruchsserie
bringen.
Der Schnauzer wird
immer riesiger, denkt er amüsiert, hat bald Nietscheformat
erreicht. Der Hauptkommissar wartet eine Weile, weil Hollmann es
erfahrungsgemäß hasst, gleich nach Ergebnissen gefragt
zu werden, bis er seine Neugier nicht mehr im Zaum halten
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