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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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auf?«
    »Mal da, mal da,
nehme ich an, die Kollegen von der Streife müssten das
problemlos beantworten können«, entgegnet Rudolf
Jacobsen.
    »Ja und, worauf
wartest du noch, Rudolf«, blafft Püchel, »geh zu
einem Kollegen und frage ihn. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
Spätestens morgen früh stehen wir alle unter
Dauerfeuer.«
    »Blinder
Aktionismus, für meinen Geschmack«, protestiert Jacobsen
mit ärgerlichem Unterton. »Es ist gleich 3 Uhr. Da
pennen selbst die Penner. Vor morgen Mittag wird da eh
nichts.«
    »Fragen kostet
nichts«, kontert der Polizeirat hartnäckig.
    Jacobsen zieht mit
unverständlich gemurmelten Widerworten davon, geht an dem
gespannten Plastikband entlang und trifft in Höhe des Sandwegs
auf den Streifenpolizisten Paul Richter. Der breitschultrige Mann
reibt sich gerade die Hände, während er von einem Bein
auf das andere tritt.
    »Na, ziemlich
kalte Nacht, wa?«, fragt der Oberkommissar
grinsend.
    Seit seiner Jugend ist
er mit dem älteren Streifenkollegen befreundet. Kennengelernt
haben sie sich im Boxverein TSV Husum, in den Jakobsen 1978, gerade
13-jährig, unbedingt eintreten wollte.
    Husum war zu der Zeit
die Speerspitze des deutschen Boxsports. In der ehemaligen
Viehmarkthalle neben dem Wasserturm fanden internationale
Boxveranstaltungen statt. Sein großes Vorbild war damals
natürlich der Schwergewichtler Uli Ritter, der als erster
Husumer die Deutsche Meisterschaft gewann und der den Belgier Louis
de Bolste in Karlsruhe in der ersten Minute mit einem Leberhaken
auf die Bretter schickte.
    Jacobsens Kollege Paul
Richter kämpfte in der Mittelgewichtsklasse und profitierte
von der Berühmtheit wegen seines ähnlichen Namens. Er
genoss Vorbildfunktion bei allen Anfängern, trainierte auch
den jungen Jacobsen, indem er ihm beibrachte, wie man eine perfekte
Kombination schlägt.
    »Du bist kein
Joe Frazier«, hatte Richter immer zu ihm gesagt, »du
bist der typische Konterboxer, lass dir nichts anderes
einreden.« Dummerweise gehörte der Trainer selbst zu den
Angreifern und traf Jacobsen später bei einem Kampf so
unglücklich, dass sein Nasenbein brach und er seitdem mit
dieser typischen Boxernase herumrennen durfte.
    »Was macht das
Boxen, Paul, trainierst du noch ab und zu?«
    Paul Richter
schüttelt den Kopf. »Nee, nichts mehr für mein
Alter. Ich jogge täglich, einen Sandsack hab ich jahrelang
nicht mehr gesehen.«
    »Warum hast du
aufgehört?«
    »Meine Frau
hatte irgendwann die Schnauze voll, besonders als man mich bei
einer Polizeiboxmeisterschaft grün und blau geprügelt
hatte.«
    »Deine Gerade
damals war jedenfalls ein Hammer, mein Lieber«, grinst
Jacobsen und deutet auf seine schiefe Nase.
    »Das war ein
Zufallstreffer. Du warst gar nicht so schlecht.«
    »Sag mal ganz
was anderes, wir haben entdeckt, dass einer dieser Penner, die sich
immer in der Stadt rumtreiben, regelmäßig im Schlosspark
übernachtet hat. Weißt du vielleicht, an welchem Ort
sich die Bagage meistens aufhält?«
    »Die Penner? Die
scheuchen wir regelmäßig vor der öffentlichen
Toilette im Schlossgang weg. Nützt aber wenig, sowie wir weg
sind, finden die sich alle wieder ein.«
    »Und wo sind die
nachts?«
    »Keine Ahnung,
liegen auf irgendeiner Bank, in Unterständen oder
Abbruchhäusern, wo sie halt Unterschlupf
finden.«
    »Und ab wann
stehen die im Schlossgang rum?«
    Paul Richter zuckt mit
den Achseln. »Keine Ahnung, die halten sich nicht an
geregelte Zeiten.«
    *
    Swensen sitzt steif
hinter dem Steuer des Dienstwagens, schaut stoisch in das
Scheinwerferlicht, unter dem das irreale Grauschwarz der
Straße weggezogen wird. Seit mehr als fünf Minuten hat
der Hauptkommissar kein Wort mehr mit seiner Kollegin gesprochen.
Vor seinem inneren Auge tauchen ab und zu Bilder von Ronja Ahrendts
Mutter auf, die tränenüberströmt den rechten Arm von
Susan Biehl umklammert hält und im nächsten Moment
völlig ruhig ihrem Mann zur Seite steht. Swensen weiß
nicht mehr, wie oft er schon in solchen unangenehmen Situationen
war, denn während seiner Zeit bei der Hamburger
Kriminalpolizei gehörte das Überbringen von
Todesnachrichten beinahe zur täglichen
Routine.    
    Wer einen so
undankbaren Job erledigen muss, ist wirklich nicht zu beneiden,
denkt er und versucht, das unbehagliche Gefühl vor der
näher rückenden Benachrichtigung von Petra Ørsteds
Familienangehörigen wegzudrängen.
    Hinter Finkhaus
führt die Landstraße schnurgerade durch die flache
Marsch, vereinzelt huschen

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