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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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mich
nicht alles täuscht, hat der sich gerade
abgesetzt!«
    »Du meinst
getürmt? Vor uns?«
    »Siehst du noch
jemand anderen?«
    »Wenn der vor
uns getürmt ist, würde das ja bedeuten
…«
    »Dass uns gerade
unser Mörder durch die Lappen gegangen ist«,
ergänzt Swensen.
    »Und was machen
wir jetzt?«
    »Ich rufe erst
mal in der Inspektion an und lasse den Kerl zur Fahndung
ausrufen«, sagt Swensen, zieht sein Handy aus der Tasche und
tippt eine Nummer ein.
    »Da müssen
doch noch die beiden Kinder im Haus sein«, stellt Silvia
fest.
    »Dann klingle
bitte so lange, bis die aufmachen«, entgegnet Swensen und
beginnt mit einem Kollegen aus Husum zu sprechen, um ihm die Lage
vor Ort zu beschreiben.
    »Wir brauchen
hier sofort jemanden vom Jugendamt«, hört Silvia noch,
als sie durch die Gartenpforte zur Haustür zurückeilt.
»Irgendjemand muss sich hier sofort um zwei verwaiste
Jugendliche kümmern. Der Vater hat sich eben abgesetzt, als er
hörte, dass wir von der Polizei sind.«
    *
      »Hab ich Sie richtig
verstanden, Dr. Keck?«, fragt Stephan Mielke. »Sie
haben also die Schüsse gehört?«
    »Schüsse?
Da draußen hat’s geknallt? Das hab ich nicht als
Schüsse verbucht, dachte nur, da treiben sich Jugendliche im
Schlosspark rum und machen irgendwelchen Blödsinn. Zwei- oder
dreimal hat’s gescheppert, würde ich sagen, kann das
aber nicht beschwören. Hab’s sowieso nur nebenbei
wahrgenommen.«
    »Nebenbei? Wie
ist das zu verstehen?«
    »Ich bin
aufgewacht!«
    »Sie haben
geschlafen, während der Arbeit?«
    »Ich hab
Bereitschaft, Herr Kommissar, im Krankenhaus gibt es so was wie
Bereitschaft. In der Nacht schlafen selbst die Patienten. Gegen 10
Uhr wurden von mir die letzten Infusionen angehängt und dann
bin ich gegen halb elf hier in diesen Raum, um mich aufs Ohr zu
legen«, resümiert der Oberarzt und zeigt auf das schmale
Bett, das die Hälfte des winzigen Raums ausfüllt.
»Die Schüsse haben mich unsanft aus dem Schlaf
gerissen.«
    »Sie sagten
doch, für Sie wären das keine Schüsse
gewesen?«
    »Nun drehen Sie
mir nicht das Wort im Mund um, Sie reden schließlich dauernd
von Schüssen.«
    »Erinnern Sie
sich daran, wie spät es war, als Sie das Geknalle gehört
haben?«
    »Viertel nach
elf, ich hab auf den Wecker geguckt.«
    »Waren Sie die
ganze Zeit in diesem Raum?«
    »Wo denn sonst?
Warum fragen Sie das?«
    »Routine, Dr.
Keck, reine Routine! Gibt es jemanden, der bezeugen kann, dass Sie
den Raum zwischenzeitlich nicht verlassen haben?«
    »Was sollen
diese merkwürdigen Fragen?«
    »Es geht um
Mord, Dr. Keck, die Polizei hat dazu routinemäßige
Fragen.«
    »Wenn Sie alle
verdächtigen wollen, die Geknalle gehört haben, haben Sie
aber viel zu tun.«
    »Sie werden in
keinster Weise verdächtigt, Herr Doktor. Das war auch schon
alles! Ich danke Ihnen vielmals und hoffe, dass Ihre Bereitschaft
ohne weitere Störung zu Ende geht.«
    Der Oberkommissar
lächelt übertrieben freundlich, verlässt den Raum
und geht zügig über den langen Krankenhausflur. Durch die
Fenster fällt das erste Dämmerlicht. Die Stationstür
öffnet sich automatisch.
    Wie ausgestorben hier
drinnen, denkt Mielke, als er im Fahrstuhl ins Erdgeschoss
fährt. Die ganze Zeit ist mir kein Mensch auf den Fluren
begegnet. Hier könnte jeder andere nachts durchs Haus
schleichen, ohne gesehen zu werden. Jedenfalls hab ich alle
Schwestern und Ärzte nur auf Stühlen sitzend in
irgendwelchen Räumen angetroffen.
    Die Befragungen haben
nichts Neues ergeben, fasst Stephan Mielke innerlich zusammen,
während er auf den Haupteingang zusteuert. Nur vier Schwestern
glaubten auch, ein Knallen gehört zu haben, konnten aber keine
Zeitangabe machen. Hinter der Rezeption döst ein Mann, an dem
der Oberkommissar unbemerkt vorbei ins Freie marschiert.
Draußen empfängt ihn kühle Luft. Er atmet tief ein,
als sein Handy in der Jackentasche klingelt.
    »Mielke!«,
meldet er sich erstaunt, als er das Gerät herausgefingert
hat.
    »Jacobsen hier!
Wo treibst du dich gerade rum?«
    »Ich komm soeben
aus dem Krankenhaus. Hat rein gar nichts
gebracht.«
    »Colditz hat
mich angespitzt, mit dir die Wohnung der Lechner zu
checken.«
    »Noch kein
Feierabend? Wir haben bereits die ganze Nacht auf dem
Buckel!«    
    »Du bist
Kripobeamter, die kennen keinen Schlaf!«
    »Wo müssen
wir denn hin?«
    »Süderstraße
66!«
    »Wo bist du
gerade?«, fragt Mielke.
    »Am Marktplatz,
sollte nach Obdachlosen Ausschau halten. Püchel ist
völlig durchgedreht,

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