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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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nicht?«, argwöhnte
er an Silvias Entdeckung herum.
    »Was ist
heutzutage schon unwahrscheinlich? Das hör ich doch
ständig aus deinem Mund. Es würde zumindest genauso
erklären, warum sich unser Mann so Hals über Kopf aus dem
Staub gemacht hat!«
    »Meinst du
wirklich? Das glaube ich erst, wenn der Mann das auch
gesteht«, hatte er, ohne ersichtlichen Grund, auf seinem
Standpunkt beharrt.
    »Wann glauben
wir, dass etwas so oder so ist?«, spricht die Stimme seines
Meisters zu ihm, als der Hauptkommissar den ersten Stock erreicht
hat. »Auch wenn wir gelegentlich eine intuitive Einsicht
haben, erliegen wir immer wieder unseren unreflektierten
Vorurteilen. Wir wünschen nur das zu sehen, was unserem
Begehren entgegenkommt.«
    Mielke! Der Name ist
plötzlich in seinem Bewusstsein, als er über die Mahnung
von Rhinto Rinpoche nachgrübelt. Er fragt sich erstaunt, was
die Worte wohl mit Mielke zu tun haben könnten.
    Der Hauptkommissar
erahnt einen Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Kollege sich
in letzter Zeit sehr darum bemüht hat, seine fürsorgliche
Obhut zu ignorieren.
    Vermute ich da etwa
eine Konkurrenz? Nicht gänzlich von der Hand zu weisen, lieber
Swensen. Du siehst in Ørsted vielleicht doch etwas voreilig
den Mörder, obwohl Mielke rausbekommen hat, dass er auch nur
unser Serieneinbrecher sein könnte.
    Swensen merkt, dass
die Gedanken ihm unangenehm sind. Doch sie folgen ihm in die kleine
Küchennische und beschäftigen ihn weiter, während er
einen grünen Tee aufbrüht. Erst als er mit Kanne und
Tasse im Konferenzraum am Tisch sitzt, setzt der Ermittlungsalltag
ein. Er begrüßt Colditz und sein Flensburger Team, die
vor der Pinnwand stehen, an der die Fotos der drei ermordeten
Frauen hängen. Die Husumer Kollegen kleckern einer nach dem
anderen ein und reihen sich unauffällig in die Runde. Colditz
schaut demonstrativ auf die Uhr, sagt aber nichts.
    »Es gibt eine
Verbindung zwischen den drei ermordeten Frauen. Sie waren alle
ehrenamtlich im Förderkreis dieses Puppenspiel-Festivals
tätig, das gerade in der Stadt stattfindet«, beginnt
Colditz mit erhobener Stimme die Frühbesprechung. »Da
sollten wir ansetzen, das heißt, wir rekonstruieren so
schnell wie möglich die Leben unserer Opfer, um die
Gemeinsamkeiten aufzuspüren, die alle mit dieser Tat in
Beziehung bringen.«
    »Vielleicht gibt
es diesen Zusammenhang aber gar nicht«, meldet sich Mielke.
»Vielleicht hatte der Mörder nur eine Frau im Visier und
die beiden anderen waren nur zur falschen Zeit am falschen
Ort.«
    »Klar, auch das
ist eine Möglichkeit«, unterbricht Colditz, »doch
bevor wir mit diesem Gedankenspiel beginnen, sollten wir uns erst
um das Verbindende kümmern.«
    »Es gibt einen
begründeten Verdacht für meine Theorie«, beharrt
Mielke. »Der Ehemann von Petra
Ørsted.«
    Alle Augen richten
sich auf den Oberkommissar. Mielke aalt sich genussvoll in den
gespannten Blicken der Kollegen.
    »Der
Ehemann?«, fragt Colditz mit Nachdruck. »Nun mach es
nicht so spannend, sag endlich, was du sagen
willst!«
    »Vor unserem
Mordfall waren wir wochenlang hinter einem Serieneinbrecher her.
Die Ermittlungen stehen zurzeit hintenan. Kurz vorher ist mir dabei
etwas aufgefallen. Bei mehreren Einbruchsopfern standen die
gleichen Pappdosen mit Nahrungsergänzungspulver herum. Sie
hatten das Zeug von einem Vertreter, der von allen ähnlich
beschrieben wurde. Silvia hat mir heute Morgen erzählt, dass
Jan und sie in der Nacht im Küchenschrank des Mordopfers
Ørsted etliche dieser Dosen gefunden haben. Das hat mir
keine Ruhe gelassen, und ich hab die holländische
Vertriebsfirma angerufen. Die haben mir gesagt, dass es für
ganz Schleswig-Holstein nur drei Vertreter für dieses Produkt
gibt. Und nun ratet mal, einer davon ist Sören Ørsted,
der Ehemann.«
    »Silvia, Jan,
ihr wart heute Nacht dort.«
    »Ziemlich
spektakuläre Sache«, bestätigt Swensen. »Als
wir die Todesnachricht überbringen wollten, ist der Mann vor
unserer Nase abgehauen.«
    »Wie, der Mann
ist abgehauen? Wie konnte das passieren?«
    Auf die Frage von
Colditz zuckt Swensen nur lakonisch mit den Achseln.
    »Der hat uns
vertröstet, sich etwas anzuziehen und ist dann mit seinem Auto
auf und davon«, sagt Silvia Haman trocken. »Zumindest
spricht das Ganze für Stephans Theorie.«
    »Die Fahndung
nach dem Mann ist natürlich schon eingeleitet«,
ergänzt Swensen.
    »Jetzt geht es
nicht mehr um Einbruch, jetzt geht es um Mord!«, triumphiert
Stephan Mielke. »Ich

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