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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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»Niekirk denkt sich Schlagzeilen aus.«
    »Wenn er fällt, fallen wir mit, und für Typen wie uns wird das ein verdammt tiefer Fall«, bemerkte Mansell nüchtern.
    Riggs’ Hand schnellte vor und seine Finger umschlossen Mansells Unterkiefer. »Aber so weit wird’s nicht kommen, nicht wahr, alter Junge? Hä? So weit kommt es nicht.«
    Er starrte Mansell von der Seite an. Nach einer Weile ließ er ihn los. Mansell zuckte weg und zog die Schultern hoch. Während der nächsten Stunde wechselten sie kein Wort. Missmutig starrte Riggs ins Dunkel jenseits dessen, was sich am Straßenrand abzeichnete, und Mansell konzentrierte sich darauf, den Range Rover durch die Serpentinen zu lenken.
    Sie hatten einen weiten Weg. Nachts war der Flughafen geschlossen, und sie mussten damit rechnen, dass die Morgenflüge, aber auch abgehende Busse und Züge überwacht wurden. Also war die Fahrt mit dem Auto die beste Wahl — nicht für den gesamten Weg nach Sydney, aber zumindest für die Strecke nach Benalla. Dort wollten sie den Range Rover abstellen, die Abendanzüge aus- und normale Klamotten anziehen, dann per Zug nach Sydney fahren. »Keine Jobs im eigenen Revier«, wie Niekirk immer zu sagen pflegte. Mansell leuchtete das ein. Dreimal waren sie jetzt hinunter nach Victoria gefahren, hatten eine Bank ausgeraubt, waren wieder zurückgefahren und hatten jedes Mal fünfundzwanzigtausend Dollar netto verdient. Er wünschte nur, er könne wie jeder x-beliebige Einbrecher über sein Handeln, über sein Kommen und Gehen frei entscheiden.
    Drei Stunden fuhren sie nun schon ohne zu reden. Mansell brach als Erster das Schweigen. Sie waren inzwischen ziemlich weit nördlich auf dem Hume Highway, der sie jetzt durch die feuchten Ebenen Zentral-Victorias führte. In dem Gefühl, ein wenig entspannen zu können, sagte er: »Was hältst du von Niekirk?«
    Riggs regte sich in seinem Sitz. »Ein Arschloch.«
    Mansell grunzte zustimmend. »Was, glaubst du, macht er mit der Kohle?«
    »Bringt es unter die Leute, denk ich.«
    »Komm schon, mal im Ernst, da steckt doch noch jemand dahinter, oder?
    »Klingt wie ’ne Platte, die ’nen Sprung hat, diese Unterhaltung. Wir kriegen doch unsern Anteil.«
    »Klar, fünfundzwanzig Riesen. Nicht gerade viel, wenn man das Risiko bedenkt. Du kannst sicher sein, Niekirk kriegt mehr.«
    Sie verfielen wieder in Schweigen. In Benalla gab es einige Verkehrsampeln, nach dem Hochland, wo einst Ned Kelly umhergestreift war, Vieh gestohlen und die Polizei genarrt hatte, ein seltsam heimelig anmutendes Zeichen von Zivilisation.
    Mansell parkte den Range Rover in einer Seitenstraße, hinter einem Wohnblock, wo die Straßenlaternen in weiten Abständen aufgestellt waren, und dort zogen sie sich auch um. Hier im Norden gab es keine Wolken. Einige Wochen zuvor war der Fluss über die Ufer getreten, hatte sich wieder zurückgezogen und nicht nur eine schlammverkrustete, feuchte kleine Stadt zurückgelassen, sondern auch den Geruch von durchtränkten Wiesen und faulendem, dank des Frühlings munter sprießendem Unkraut.
    Sie machten sich auf den Weg durch breite, ebene Seitenstraßen. »Die Frage ist doch die, Manse«, sagte Riggs, »wo bekommt er seine Information her? Scheiße, letztes Jahr um diese Zeit hatte Niekirk für uns nur diesen einen Gelegenheitsjob.«
    »Die Frage ist die«, gab Mansell über die Schulter hinweg zurück, »wie viel springt dabei für uns heraus?«

Riggs nickte. »Außerdem.«
    Sie gingen schweigend weiter. Als sie sich dem helleren Teil der Stadt näherten, nahmen sie erst einmal alles in Augenschein. Keine Uniformierten, keine Streifenwagen, keine auffällig-unauffälligen Autos, an denen Antennen blitzten. Als dreißig Minuten später der Bus hielt, standen Riggs und Mansell mehrere Meter voneinander entfernt und man hätte sie für Fremde halten können.

    SIEBEN

    Wyatt sah auf seine Armbanduhr: Liz Redding war mehr als pünktlich. Er rückte auf der Bank zur Seite, sie setzte sich, rutschte ein wenig hin und her, suchte nach einem Auftakt. Schließlich sagte sie: »Ich habe mit Frank telefoniert. Er hörte sich wieder ganz stabil an.«
    Wyatt nickte. Doch er spürte, dass das nicht genug war, also sagte er: »Ich möchte Ihnen danken, Liz, dass Sie ihm gestern geholfen haben.«
    »Das war nicht der Rede wert«, erwiderte sie sanft, wandte den Blick ab und richtete ihn auf den Fluss.
    Sie unterhielten sich und allmählich wich die Anspannung zwischen ihnen. Den meisten Menschen gab Wyatt

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