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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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vergessen.“
    „Welche Mädchen?“, frage ich verwirrt. Großvater wohnt allein.
    „Drei IFIS-Anwärterinnen. Ihre Zimmer sind durch ein Erdbeben vorübergehend unbewohnbar geworden. Ich habe ihnen bis zur Wiederherstellung hier Unterkunft gewährt. Selbstverständlich wohnte ich so lange woanders.“
    „Das war sehr großzügig von dir“, erwidere ich. „Eine von ihnen muss sehr klein gewesen sein.“
    Er nickt zustimmend. „Aber kräftig genug, um zukünftig die Sicherheit der Stadt zu gewähren.“ Großvater atmet tief ein. „Die Instanz hat eine neue und sehr wichtige Aufgabe für dich. Du bist vorübergehend vom Unterricht befreit.“
    Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, und strahle ihn nur an.
    Er legt den Arm um meine Schultern. „Komm, Tori. Wir werden in der Raglan Avenue erwartet.“
    Wir steigen in den Aufzug. Großvater drückt den Knopf zum Erdgeschoss. Im Sato-Tower gibt es sechsundfünfzig Stockwerke. Der Bürgermeister bewohnt die zweithöchste Etage. Der Knopf des 56. Stockwerks fehlt. An seiner Stelle klafft ein Loch in der Leiste. Großvater hat mir erklärt, dass es dort oben vor geraumer Zeit gebrannt hat. Eine Instandsetzung sei zu aufwendig.

    Großvater und ich sitzen in Mr. Landinos Büro. Ich brauche einen Moment, um festzustellen, was sich an dem alten Mann verändert hat. Es sind die weißen Haarbüschel, die aus seinen Ohren wuchsen. Er muss sie rasiert oder vielleicht sogar ausgerissen haben.
    Mr. Landino und Großvater Howard haben sich in einer Form begrüßt, als würden sie einander schon sehr lange kennen. Zwischen ihnen herrscht eine beinahe freundschaftliche Atmosphäre. In ihrem Gespräch erwähnen sie ein paar Mal Commander Ekeroth. Obwohl sie es nicht klar ausdrücken, kommt es mir so vor, als würden sie die Offizierin nicht besonders schätzen.
    Eine junge Frau, der ich bei meinen bisherigen Besuchen nie zuvor begegnet bin, serviert den Männern Kaffee und bringt mir ein sprudelndes Getränk, dass von ihr als Limonade bezeichnet wird. Es schmeckt ein wenig sauer und prickelt im Mund.
    „Das mit den Fleischbänken war ein Versehen“, wendet sich Mr. Landino an mich. „Wir brauchen dich hier, Tori.“
    „Vielen Dank“, sage ich und kann meine Neugierde einfach nicht mehr zügeln. „Darf ich fragen, was meine neue Aufgabe ist?“
    „Wir benötigen deine hohe Auffassungsgabe und deine Geduld.“
    Ich sehe Mr. Landino fragend an. Er lächelt verkniffen. „Mehr darf ich dir nicht verraten. Du musst absolut unvoreingenommen an deine Aufgabe herangehen.“ Mr. Landino erhebt sich. Irgendwelche Gelenke knacken in seinem Körper und ich frage mich, wie alt er ist. Großvater Howard wirkt neben ihm beinahe wie ein junger Mann. Mr. Landino kommt um den Schreibtisch herum. Er und mein Großvater umarmen sich kurz. Sie müssen wirklich Freunde sein.
    „Gib auf meine Kleine acht. Wir leben in schweren Zeiten“, sagt Großvater zu ihm, küsst mir zum Abschied auf die Stirn und geht.
    „In verdammt schweren Zeiten“, murmelt Mr. Landino, obwohl Großvater ihn längst nicht mehr hören kann.
    Bisher habe ich ihn immer nur am Schreibtisch sitzen sehen. Jetzt stelle ich fest, dass Mr. Landino das rechte Bein nachzieht.
    „Ein Andenken an vergangene Kämpfe“, erklärt er und klopft mit der Faust gegen sein Bein. Der Oberschenkel hört sich hohl an.

- 6 -
    Wir verlassen das Bürogebäude durch einen Hintereingang und gehen über einen leeren Hof zu einem hundert Meter entfernten Haus, das einen verwahrlosten Eindruck macht. Mülltüten stapeln sich neben dem Eingang. Einige weisen Löcher auf, aus denen Unrat – leere Dosen und Plastikverpackungen – herausragt. Eine ganze Armee von Greybugs macht sich darüber her. Es sind so viele, dass man ihr emsiges Krabbeln und Rascheln schon von weitem hören kann.
    Mr. Landino kommt nur sehr langsam voran. Er atmet angestrengt. Jeder Schritt scheint ihm Schmerzen zu bereiten.
    „Zum Glück müssen wir nur in die erste Etage“, sagt er mit angespanntem Gesicht. Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn. Er öffnet die Haustür, blickt in den Flur und hält einen Moment inne. „Wenigstens haben sie hier drinnen aufgeräumt.“ Er stößt einen einzelnen Greybug mit der Schuhspitze an. Der Käfer wirbelt über den Boden, bleibt mit zuckenden Gliedmaßen auf dem Rücken liegen und bringt sich mit ein paar schaukelnden Bewegungen seines Körpers wieder in die richtige Position. Eilig verschwindet er in einer Ritze in der

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