Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
Tätigkeit.“
„Danke“, sage ich leise.
„Allerdings nur, wenn man stets aufmerksam ist und nicht die wirklich wichtigen Dinge übersieht. Du hättest von dem Plan wissen müssen.“
„Welchen Plan?“ Dabei ahne ich, worauf Mrs. Dare-Sato hinaus will.
„Durch dein Versäumnis ist mein Enkel verschwunden. Das ist die Folge von Nachlässigkeit. Hervorgerufen durch Selbstherrlichkeit.“ Sie bemerkt, dass ich etwas erwidern möchte und hebt die Hand wie zu einem Schlag. Die geballte Faust verharrt in der Luft zwischen uns.
„Das bedarf einer Korrektur. Commander Ekeroth bringt dich zu deinem neuen Aufgabengebiet.“
Der IFIS-Transporter fährt mich durch Porterville. Die Scheiben sind getönt, so dass die Außenwelt ihre Farben verliert und düster wirkt.
Ich bin allein. Der Fahrer – es ist ein Mann und nicht Commander Ekeroth – ist von mir durch eine ebenfalls getönte Barriere aus Glas getrennt.
Ich kenne die Strecke, die wir fahren. Sie führt zur Raglan Avenue. Da, wo ich Mr. Landino regelmäßig Bericht erstattete. Vielleicht bringt man mich zu ihm. Damit er mich tadelt. Doch wir halten nicht vor dem Gebäude, in dem er sein Büro hat.
Ich versuche, mich zu beruhigen. Was soll mir schon geschehen? In Porterville gibt es Regeln und Gesetze. Vielleicht hätte ich mich wirklich mehr bemühen müssen, um etwas über Emilys und Jonathans Pläne in Erfahrung zu bringen. Hätte so tun müssen, als wäre ihr unkeusches Verhältnis halb so wild. Als wäre Körperkontakt zwischen den Geschlechtern anregend. Oder doch zumindest normal.
Das Fahrzeug wird langsamer, biegt ab und hält vor einem Tor. Ein junger Mann der IFIS lässt sich vom Fahrer ein Papier zeigen, dann können wir passieren.
Ich sehe einen große asphaltierte Fläche mit weißen Linien, die langsam verblassen und früher die Parkplätze der Autos markiert haben. Heute sind sie verwaist. Bis auf einen riesigen Lastwagen. Auf seine Seite ist ein grinsendes Schwein gemalt.
Der IFIS-Transporter bremst vor einem riesigen Gebäude. Die Wand, die ich überblicken kann, muss mindestens zweihundert Meter lang und fünfzig Meter hoch sein. Der Fahrer steigt aus und öffnet die Tür.
„Komm, Kleine“, fordert er mich zum Aussteigen auf. Ich versuche, möglichst viel Distanz zwischen uns zu wahren.
„Was soll ich hier?“, frage ich.
Er deutet mit einem Kopfnicken auf zwei Gestalten, die langsam näher kommen. Zumindest eine von ihnen ist eine Frau. Das erleichtert mich ein wenig. Sie tragen weiße Kittel und hohe Stiefel aus Gummi. Der Kittel des Mannes weist am rechten Ärmel und in Brusthöhe braune und rote Flecken auf.
„Tori Brenner?“, fragt er.
Ich nicke.
„Du wirst hier einige Zeit arbeiten.“
Er wirkt freundlich und mit seinem gebräunten Gesicht und dem grauen Haar, den wachen Augen und den weisen Fältchen erinnert er mich an meinen Großvater Howard. Die Frau ist noch älter als er und wirkt gelangweilt. Ihre Haut ist irgendwie ganz grau.
Ich lege den Kopf in den Nacken und erkenne einen Schriftzug im oberen Bereich der Mauer.
HOT – Home of Toys
Daneben ist noch undeutlich eine grüne Fratze zu erkennen. Sie erinnert an die Figur auf Mr. Landinos Schreibtisch. Dieses Sport-Maskottchen. Er nannte es den ... Green Goblin .
Der Mann im Kittel folgt meinem Blick. „Spielzeug wird hier nicht mehr hergestellt. Wir haben heutzutage Wichtigeres zu tun.“
Die Frau führt mich durch einen langen Gang. Obwohl wir erst wenige Minuten in dem Gebäude unterwegs sind, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Die Helligkeit des Tages ist mit einem Mal unerreichbar. Ich fühle mich wie eine Gefangene.
Die Betonwände sind glatt und schmucklos. Hin und wieder werden sie von langen Rissen durchzogen. Spuren der immer wieder auftretenden Erdbeben. Besonders breite Risse hat man mit einer dunkelblauen Masse zugespachtelt.
Wir stoppen vor einer Metalltür.
„Darin findest du deine Arbeitskleidung“, sagte die Frau mit müder Stimme. „Zieh dich um. Ich hole dich in einer Viertelstunde wieder ab.“
„Was muss ich denn hier tun?“, frage ich.
Die Frau im Kittel sieht an mir vorbei. „Das wirst du noch früh genug erfahren.“
Ich öffne die Tür und jemand ruft überrascht und erleichtert zugleich: „Tori!“
Es ist Debra. Sie hat geweint. Die Frisur ist zerzaust, als hätte sie versucht, ihre Haare auszureißen.
Debra stürzt auf mich zu und umarmt mich. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Als sie zu
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