Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
Offensichtlich mag er kein Supreme .
Weg ist er.
Zwar habe ich vergessen, die Uhr neu zu starten, aber ich bin mir sicher, dass es wieder vierzehn Sekunden waren. In einer so kurzen Zeitspanne kann ich nicht viel machen.
„Ich brauche etwas, das Hunde mögen!“, rufe ich in die unsichtbaren Mikrofone. „Fleisch oder so!“
Man scheint mich verstanden zu haben, denn kurz darauf öffnet sich die Tür. Man wirft einen Plastikbehälter und ein Netz in den Raum.
Das Netz ist aus elastischem Leichtmetall. Man spannt sie über kleine Kinder oder Kranke, um sie vor den Angriffen der Greybugs zu schützen. Die Käfer schrecken nicht davor zurück, hilflose Menschen anzunagen.
Aber was soll ich mit dem Netz?
Der Behälter enthält braune Kugeln, die ziemlich unangenehm riechen. Ich glaube nicht, dass sich der wählerische Hund damit anlocken lässt.
Ich halte das Netz in die Höhe und mache ein ratloses Gesicht.
Es knirscht und knackt in einer Ecke des Zimmers. Auf halber Höhe zur Decke entdecke ich ein kreisrundes Gitter. Es hat einen Durchmesser von vielleicht drei Zentimetern. Da es in der Farbe der grauen Wand gestrichen ist, habe ich es bisher übersehen. Die Stimme, die daraus hervordringt, hört sich verzerrt an.
„Du sollst den Hund fangen!“, schnarrt sie. Ich kann nicht erkennen, ob Dr. Neville oder jemand anderes mit mir spricht.
Noch einmal: „Du sollst den Hund fangen!“
„Ich versuche es!“, erwidere ich. Obwohl mir diese Aufgabe überhaupt nicht behagt. So werden wir wohl kaum das Vertrauen des Tieres erlangen. Und was geschieht, wenn ich den Hund festhalte, während er wieder verschwinden will? Kann das gefährlich sein?
Ich halte ein paar der übel riechenden Futterkugeln in der linken Hand. Die rechte Hand umklammert die Stoppuhr. Das Netz liegt griffbereit neben dem Stuhl.
Langsam verliere ich mein Zeitgefühl. Vielleicht ist es draußen schon dunkel. Von der Wirkung des Beruhigungsmittels ist nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, ich fühle mich hellwach.
Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf einen Punkt, der etwa einen Meter vom Zentrum des Zimmers entfernt ist. Wenn ich mich recht erinnere, ist der Hund immer an dieser Stelle aufgetaucht.
Da ist er wieder!
Ich starte die Stoppuhr. Vierzehn Sekunden bleiben mir.
Ich versuche den Hund mit dem Futter zu locken. Er scheint interessiert und kommt auf mich zu. Ich greife nicht nach dem Netz, sondern hocke mich vor dem Hund auf den Boden. Seine Nasenspitze berührt meine Hand. Sie ist feucht. Jetzt weiß ich, wie der Fleck an meiner Strumpfhose entstanden ist. Der Hund hat an mir geschnüffelt, während ich schlief.
Von dem Futter ist er genauso wenig begeistert wie von den Knabberstangen. Das Ding auf seinem Rücken summt. An der Vorderseite blinkt ein rotes Licht.
Ich greife nach dem Hund und umklammere ihn mit beiden Armen. Er windet sich und knurrt. Ich wende mein Gesicht ab, falls er versucht nach mir zu schnappen.
Plötzlich kribbeln meine Hände. Dann erfasst das Gefühl meinen ganzen Körper. Meine Augen drohen aus den Höhlen zu quellen und doch ist mein Blick scharf wie nie zuvor. Das Fell des Hundes verwandelt sich in einen Wald aus schwarzen und weißen Borsten. Ich nehme einen intensiven Geruch wahr. Feucht und würzig. Animalisch.
Dann falle ich ungebremst auf mein Gesicht.
Der Hund ist verschwunden. Ich kann ihn nicht halten. Ob mit oder ohne Netz. Er kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück. Wo immer der sich auch befindet.
Ich höre ein fernes Heulen. Zuerst nehme ich an, dass es nur Einbildung ist. Eine Reaktion meiner angespannten Sinne auf die Geschehnisse. Doch das Geräusch ist Realität. Es ist so laut, dass es durch die Mauern des Gebäudes dringt.
Ich hocke noch immer auf dem Fußboden und sehe zu, wie Blut aus meiner Nase in den Staub tropft. Es geht mir gar nicht gut.
Die Tür wird aufgerissen. Sofort wird das Heulen lauter. Es ist eine Warnung. Der Ton stammt von Sirenen. Ich kenne ihn von den Alarmübungen aus der Schule.
Auf dem Flur brüllen Menschen durcheinander. Glas zersplittert.
Eine Gestalt betritt den Raum. Es ist Commander Ekeroth. Die Narbe zeichnet sich auf ihrer Stirn ab.
„Komm mit!“, ruft sie mir zu. „Porterville wird angegriffen!“
Ich versuche mich aufzurichten, bin aber immer noch völlig benommen. Die IFIS-Offizierin greift unter meine Achseln und versucht, mir aufzuhelfen.
Der Hund steht so nah vor mir, dass ich sein Hecheln trotz der heulenden Sirenen hören
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