Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
kann.
So schnell ist er noch nie wieder aufgetaucht.
„Verdammtes Biest!“, brüllt Commander Ekeroth. „Mit diesem Unsinn ist jetzt Schluss!“
Sie lässt mich fallen und richtet eine Pistole auf den Hund.
„Nein!“, rufe ich. „Bitte nicht!“
Folge 6
„Vor den Toren“
Simon X. Rost
Prolog
„Verstört irrlichtert Martin Preys Blick in der Crenlynn-Kammer umher, streift die erschütterte Madam Secretary und ihren kreidebleichen Mann Randolph, den blondmähnigen Football-Fan, dessen Zahnpasta-Lächeln einer Grimasse des Schreckens gewichen ist, meinen Leibwächter Clark, der jetzt mitten in der Bewegung erstarrt und vom bluttriefenden Attentäter ablässt, und richtet sich schließlich auf mich. Seine bebende Stimme ist von Angst und Fassungslosigkeit verzerrt.
‚Ich verstehe nicht. Wo … wo sind wir?’
Törichter Narr. Nicht das Wo ist es, das alle bis ins Mark erschüttert, sondern das Wann …
Auch meine Selbstbeherrschung erlischt wie eine Kerze im Sturmwind, als mir die brachiale Tragweite der vier digitalen Ziffern auf der Datums-Anzeige bewusst wird.“
1 5 8 4
Angus Hudson
Bürgermeister von Porterville
-1-
Jahr 0034
Er wird sterben.
Der Mann, der einmal mein Freund war, wird in wenigen Minuten in tausend kleine Teile zerfetzt werden. Ich habe ein Päckchen für ihn. Exodyn steht auf diesem Päckchen. Es liegt auf der Kloschüssel vor mir. Zwei ineinander verschlungene Dreiecke bilden das Logo der Firma BenedictDynamics , das Sprengstoffe für den Bergbau und Abrissunternehmen herstellt.
Exodyn ist ein Plastiksprengstoff, was schlicht bedeutet, dass er formbar ist und wie eine Stange aus Knetmasse wirkt. Meine Finger zittern, als ich die Zünddrähte in das weiße Material mit der Konsistenz einer Spachtelmasse stecke, so wie es Morris Clayburne mir erklärt hat. Morris ist ein Bau- und Abrissunternehmer, der auf unserer Seite steht und das Zeug besorgt hat. Alter Bestand. Verschlossen in einem Stahlschrank, zu dem nur Morris den Schlüssel hat.
Die Drähte sind kurz und führen zum Zünder, der mit einem handelsüblichen Küchenwecker verbunden ist, wie man ihn zum Eierkochen benutzt. Ich umwickle das Päckchen mit Klebeband und hoffe, dass niemand die Toilette betritt. Ich bin schon zu lange hier drin. Man wird mich vermissen.
Mach schneller, verdammt!
Ich habe die Handgriffe drei dutzend Mal geübt, bis ich sie im Schlaf beherrschte. Ich darf keinen Fehler machen. Es darf einfach nicht schiefgehen. Die Musik des kleinen Orchesters dringt selbst durch die Toilettentür zu mir. Sato wird jeden Moment auf die Bühne treten. Er wird von besseren Zeiten reden, einer rosigen Zukunft ohne Mangel, und dann wird er einen kleinen Scherz machen, und die Menge, die gekommen ist, um der Eröffnung des Bedarfscenters beizuwohnen, wird lachen und ihren Bürgermeister beklatschen.
Und dann wird er explodieren.
Aber noch ist er nicht auf der Bühne. Er wartet noch auf seine Rede, die ich in meiner Aktentasche habe.
Die Aktentasche war ein Geschenk von Rhonda, meiner Frau. Ich hoffe, sie verzeiht mir. Ich drehe den Zeiger der Eieruhr auf drei Minuten und stecke das tickende Päckchen zurück in meine Aktentasche, als jemand die Toilette betritt.
„Mister Prey? Sind Sie hier?“
Ich drücke die Spülung, das Wasser rauscht in die Schüssel und dann öffne ich die Tür. Neonröhren tauchen den grün gekachelten Raum in ein diffuses Licht, und die Urinalsteine verströmen einen stechend süßlichen Geruch. Ich stecke mir das Hemd zurück in die Hose, als ich zum Waschbecken trete, und bedenke Treyvon, den hünenhaften Mitarbeiter der IFIS, der sich um Satos Personenschutz kümmert, mit einem dünnen Lächeln.
„Treyvon. Hatten Sie Sehnsucht nach mir?“
Treyvon verzieht keine Miene. „Der Bürgermeister wartet und wir haben uns Sorgen gemacht, Mr. Prey, Sir. Ist Ihnen nicht wohl?“
„Alles in Ordnung, Treyvon. Muss am Fisch gestern Abend gelegen haben. Aber jetzt geht’s mir besser.“
Treyvon nickt, aber täusche ich mich, oder bleibt der Schatten eines Zweifels in seinem Gesicht zurück? Ahnt er etwas? Misstraut er mir? Hört er das Ticken der Eieruhr? Ich gebe mir Mühe, laut zu sein, wasche mir die Hände, und greife dann nach meiner Aktentasche. Sie kommt mir ungewöhnlich schwer vor, als ich sie hochnehme. Zu schwer. Treyvon hält mir die Tür auf.
„Wie geht’s Jamal und Teisha, Treyvon? Alle gesund?“, frage ich ihn.
Auf Treyvons Gesicht erscheint der Anflug
Weitere Kostenlose Bücher