Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
eines Lächelns. „Jamal ist ein echter Wildfang und Teishas Aufsässigkeit beschert meiner Frau und mir graue Haare, aber was soll ich sagen, Sir? Wir lieben sie trotzdem.“
„Sicher tun Sie das, Treyvon“, nicke ich lächelnd und hoffe gleichzeitig, dass Treyvon weit genug entfernt von Sato sein wird, wenn der Sprengsatz in meiner Tasche explodiert. Er wird allein auf der Bühne stehen, und Morris hat mir versichert, dass er den Sprengstoff genau bemessen hat und dass niemand außer Sato verletzt werden wird.
Wir laufen durch einen kahlen Gang, an dessen Wänden für Sonderangebote geworben wird, zurück in die Haupthalle des Bedarfscenters. Früher war es die Bibliothek, in der mein Vater gearbeitet hat. Sie haben das Gebäude zu einem Supermarkt umfunktioniert. In den endlosen Regalreihen, in denen einst das Wissen dieser Welt stand, sind jetzt Seife und Konservendosen, Fleischersatz und Mehl gestapelt. Die Menge johlt bereits, Sato ist ans Rednerpult auf der kleinen, improvisierten Bühne getreten. Er reckt die Arme und badet im Applaus der Menge. Sein Blick geht zu mir und er wirkt erleichtert, als er mich sieht. Er wartet auf seine Rede.
Sato wartet nicht gerne.
Ich werde die drei Treppenstufen zur Bühne hochgehen, Sato die Rede aus meiner Aktentasche geben und die Tasche mit dem Sprengsatz einfach neben ihm stehenlassen. Ich schätze mal, mir bleiben noch zwei Minuten, bis der Sprengsatz detoniert. Und das Leid und Elend in dieser Stadt ein Ende hat.
In den Stuhlreihen hinter der Bühne entdecke ich Charlotte, meine Sekretärin. Sie weiß, was ich vorhabe. Ich fange ihren Blick auf. Sie nickt mir zu. Entschlossen. Mit einem grimmigen Lächeln.
„Tu es!“, sagen ihre Augen.
Und ich tue es.
- 2 -
Drei Tage vorher.
Die Laken sind kühl auf unserer Haut. Ich streiche über die Stelle zwischen ihrem Hals und der Schulter, die so unglaublich weich ist, und ihr langes Haar fließt durch meine Finger. Ihre nackte Brust liegt an meiner, ihre Hand fährt über meine Hüfte. Wir sind beide verschwitzt. Ich spüre ihre Lippen auf der Wange und der Stirn. Als sie ihre Fingernägel über meinen Rücken gleiten lässt, durchfährt es mich heiß und kalt, und ich packe ihren Hals, ziehe sie an mich, unsere Lippen finden sich wieder, werden gierig, wollen mehr. Und ich weiß, dass wir uns gleich noch mal lieben werden, als sie plötzlich ihre Augen aufreißt.
„Sie spielt nicht mehr!“, flüstert sie.
Und dann bemerke ich es auch und schrecke herum. Ich höre Emily über den Parkettboden tapsen. Draußen, vor dem Schlafzimmer. Rasch springe ich auf, schlüpfe nackt, wie ich bin, in die Hose und ziehe das T-Shirt darüber, als sich die Klinke bereits bewegt. Zögernd, schwerfällig wird sie nach unten gedrückt, aber da bin ich schon an der Tür. Emily lächelt mich verschämt an und ich muss ganz automatisch zurücklächeln, wenn ich das Strahlen im Gesicht meiner Tochter sehe. Wie schön sie ist. Wie unschuldig.
„Papa Tavier“, sagt sie und zieht an meinem Hosenbein.
Ich gehe in die Knie, streiche ihr über den Kopf. „Ja. Ich komme mit zum Klavier, Schatz. Aber zuerst musst du mir noch etwas vorspielen, in Ordnung?“
Emily nickt, dann dreht sie um und wackelt langsam wieder zum Klavier. Sie klettert für ihre zwei Jahre sehr behände auf die kleine schwarze Bank und beginnt, auf die Tasten zu drücken. Das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie die Töne hört, ist unbeschreiblich. Emily liebt das Klavier. Stundenlang kann sie sich ganz allein damit beschäftigen. Und das nutzen wir aus. Wenn Emily Klavier spielt, sind wir ungestört. Meistens.
Ich höre Schritte hinter mir. Sie ist aufgestanden, hat das Laken wie eine Tunika um ihren nackten Körper geschlungen. Ich drehe mich zu ihr um. Sie sieht nicht sehr glücklich aus. „Wir können das nicht mehr machen“, sagt sie. „Sie spricht immer mehr. Sie ist nicht dumm. Auch wenn sie nicht weiß, was wir machen, wird sie es deiner Frau erzählen.“
Ich nicke und nehme Charlotte in den Arm, drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Charlotte ist meine Sekretärin. „Engste Mitarbeiterin“ hat manchmal einen seltsamen Beigeschmack, wenn man nackt aneinandergeschmiegt im Bett liegt. Die Sache zwischen uns geht schon fast ein Jahr. Es war absehbar. Rhonda, meine Frau, und ich haben uns nach Emilys Geburt immer weiter voneinander entfernt. Wer schuld war? Beide, schätze ich.
Ich habe Rhondas Signale der Unzufriedenheit zu lange überhört, weil ich
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