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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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das Türschloss entriegelt wird. Nach einem letzten Kontrollblick in den Spiegel trete ich auf den Flur. Es ist niemand zu sehen.
    „Hallo?“, rufe ich halblaut. Als Antwort öffnen sich die anderen Türen. Zögernd treten meine Mitschülerinnen heraus.
    „Was geschieht jetzt?“, fragt Marleen.
    „Ist Debra zurück?“, wende ich mich an ein Mädchen namens Suzanne. Sie teilt sich das Zimmer mit Debra.
    „Nein“, antwortet Suzanne und bricht gleich in Tränen aus. Dabei wird sie von Debra wie eine Dienerin behandelt. Sie muss putzen und sogar Debras Hausaufgaben erledigen. „Sie ist bestimmt tot. Oder?“
    Alle sehen in meine Richtung, als wüsste ich eine Antwort.
    „Gehen wir den Speisesaal“, schlage ich vor.
    Unser Jahrgang besteht aus zwanzig Schülerinnen. Jetzt sind wir nur noch neunzehn. Der Speisesaal ist riesengroß. Selbst wenn die anderen Klassen anwesend sind, füllen wir ihn noch nicht einmal zur Hälfte aus.
    Mrs. Hong, die Chefköchin, steht mit einer Küchenhilfe hinter der Essensausgabe. Beide machten einen bedrückten Eindruck.
    „Bedient euch erst einmal“, begrüßt uns die Köchin. „Ihr müsst hungrig sein.“
    Ich nehme mir ein Tablett und stelle mich als Erste am Ausgabetresen an. Mrs. Hong reicht mir eine Schale mit Frühstücksbrei. Er ist von grauer Farbe und heute zur Abwechslung mal nicht ganz so zähflüssig wie sonst. Die Grundlage des Breis besteht, wie fast alle Nahrung, aus Supreme . Einer pflanzlichen, mit allen lebenswichtigen Nährstoffen angereicherten Substanz.
    Die Köchin stellt mir noch ein Glas mit einer weißen Flüssigkeit aufs Tablett.
    „Was ist das?“, frage ich.
    „Milch.“ Mrs. Hong deutet auf ein Plakat, das hinter ihr an der Wand hängt. Gestern war es noch nicht da. Es ist viel zu groß, um es übersehen zu haben. Bürgermeister Sato steht neben einer Kuh und hat eine Hand auf ihren mächtigen Schädel gelegt. Trinkt mehr Milch! verkündet ein Slogan über Bürgermeister und Tier. Ich wusste gar nicht, dass es in Porterville Kühe gibt.
    Marleen und Suzanne folgen mir an einen der Tische.
    Marleen riecht an der Milch und verzieht das Gesicht. „Muffig“, lautet ihr Kommentar.
    Etwas, für das der Bürgermeister wirbt, kann nicht schlecht sein. Entschlossen setze ich das Glas an den Mund. Eine glasige Fettschicht hat sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit abgesetzt. Ich nehme einen kleinen Schluck. Der Geschmack ist nicht überwältigend. Ölig. Mit einem nussigen Nachgeschmack.
    Wir haben gerade erst ein paar Löffel vom Frühstücksbrei, der heute süßer als sonst schmeckt, probiert, als zwei ältere Frauen in den Speisesaal kommen.
    Es sind Mrs. Culbone, die Direktorin und eine hochrangige Vertreterin der Instanz für Innere Sicherheit, die ich nie zuvor gesehen habe. Die Frau in der weißen Uniform wirkt neben der stämmigen und kleinwüchsigen Mrs. Culbone wie eine Riesin. Ihr graues Haar ist raspelkurz. Auf der Stirn prangt eine Narbe. Sie führt vom Haaransatz bis zur linken Augenbraue.
    „Das ist Commander Ekeroth. Sie wird euch über den überaus tragischen Unfall informieren, der sich vor einigen Stunden zugetragen hat.“
    „Unfall?“, flüstert Suzanne.
    Mrs. Culbone hat sie gehört. Suzanne erntet von ihr einen strafenden Blick. Insgeheim muss ich meiner Mitschülerin zustimmen. Wie ein Unfall hat sich das nicht angehört. Mrs. Perot hat geschrien und geschrien ...
    Bis sie mit einem Mal ganz still war.
    „Ein in der Tat bedauerlicher Zwischenfall“, beginnt Commander Ekeroth. Ihr hagerer Körper ist ganz starr. Nur die Lippen bewegen sich. „Der Steinhaufen, an dem eure Mitschülerin Debra ihre Arbeit versah, war instabil. Das Herunterfallen kleinerer Brocken muss sie erschreckt haben. Als Mrs. Perot daraufhin nach dem Rechten sehen wollte, löste sich ein schwerer Felsen, der ihr tödliche Verletzungen zufügte.“ Ekeroth macht eine Pause und studiert unsere Gesichter. Niemand riskiert auch nur den Anschein eines Zweifels.
    Ekeroth ist so ganz anders als die jungen Frauen von der IFIS, die uns bisher besucht haben. Sie hat nichts von deren ansteckenden Elan und Enthusiasmus.
    Ich weiß nicht, was ich von Commander Ekeroths knappem Bericht halten soll. Er muss der Wahrheit entsprechen, denn alle Instanzen dienen den Bürgern und würden niemals Lügen verbreiten. Allein für diesen geringsten Gedanken des Zweifels verdiene ich eine Maßregelung.
    Mrs. Culbone ergreift das Wort. „Vorübergehend finden keine Aktivitäten

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