Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
erspart. Greybugs fressen zwar so gut wie alles, aber eben doch keine Steine.
Ich platziere die Schaufel neu und springe mit beiden Füßen auf die Oberkante des Schaufelblatts. Das Ergebnis ist enttäuschend. Ich wiege einfach zu wenig. Aber je tiefer wir kommen, desto einfacher wird es. Unter der steinharten Oberfläche ist die Erde lockerer. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass es uns bis zum Frühstück gelingt, den Graben zu vollenden. Es wird dann einzig und allein von Mrs. Perots Stimmung abhängen, ob wir weitermachen müssen oder nicht.
In diesem Moment taucht Mrs. Gratschow auf. Sie winkt uns kurz zu und verschwindet im Bauwagen. Ehe die Tür zuschlägt, hören wir Mrs. Perot laut lachen. Hoffentlich hält die gute Laune an. Mrs. Gratschow ist meine Lieblingslehrerin. Bei ihr bekomme ich die besten Noten.
Als ich mich nach meiner Trinkflasche bücke, wird mir mit einem Mal schwindelig. Einen Moment lang habe ich Angst, mich übergeben zu müssen, aber dann geht es mir wieder etwas besser. Ich nehme einen Schluck Wasser und frage mich, wie sich wohl Debra fühlt. Ihre Arbeit ist noch anstrengender. Bisher hat sie erst einen kleinen Haufen Steine zustande gebracht. Nach einer Mauer sieht das noch nicht aus. Jetzt nähert sie sich gerade wieder schwankend und ächzend. Der Felsbrocken ist so groß, dass sie ihn mit beiden Händen umklammern muss.
Ich habe beinahe Mitleid mit ihr. Obwohl sie sich immer aufspielen muss. Sie prahlt mit ihrem Großvater, der angeblich eine ganz, ganz wichtige Position in der Instanz für Energieversorgung hat. Das nutzt ihr heute aber auch nichts. Ich bin mir sicher, dass die Herabsetzung durch Mrs. Perot für Debra weitaus schmerzhafter ist als die harte Arbeit.
Debra, die Angeberin, leidet schwer. Ich erzähle doch auch nicht ständig herum, dass mein Großvater für den Bürgermeister arbeitet.
Sie lässt den Stein zu Boden fallen, starrt kurz in unsere Richtung, und ich frage mich, ob das Tränen oder Schweißtropfen auf ihrem Gesicht sind.
„Miststück“, höre ich eine Stimme neben mir sagen. „Das tut ihr mal ganz gut.“
Die Bemerkung stammt von Marleen. Ich nahm immer an, dass sie Debras Freundin ist.
Es ist nicht klug, bei der Arbeit Atem zu vergeuden, aber ich spreche Marleen trotzdem an. „Tut sie dir denn nicht leid?“
Marleen spuckt aus. Das bleibt ihre einzige Reaktion. Ich konzentriere mich wieder aufs Graben und frage mich, wann es endlich hell wird.
Jemand kreischt mit einer hellen Stimme. Es sind zuerst nur schrille und unartikulierte Laute. Dann folgt: „Weg! Weg!“
Alle hören auf zu schaufeln und blicken zu dem Geröllhaufen jenseits des Lichts. Da, wo Debra schuftet.
„Hilfe!“, kreischt sie jetzt und kommt aus der Dunkelheit auf uns zugerannt. Auf halber Strecke stolpert Debra und rafft sich sofort wieder auf.
Die Tür des Bauwagens öffnet sich. Mrs. Perots Umrisse zeichnen sich im Eingang ab.
Debra ändert ihren Kurs. Jetzt läuft sie in Richtung Bauwagen.
„Was soll das?“, ruft Mrs. Perot. Sie hört sich nicht besorgt an.
Debra ist zwar außer Atem und völlig verängstigt, aber sie scheint unverletzt. Sie bleibt vor dem Bauwagen stehen und schnappt nach Luft.
„Was soll das?“, wiederholt Mrs. Perot und klingt dabei nun eher wütend. Vermutlich nimmt sie an, dass Debra irgendeine Schau abzieht, um sich zu drücken. Das würde zu ihr passen.
„Da war was“, keucht Debra und wirft einen panischen Blick über die Schulter. Doch da ist nichts, was ihr gefolgt sein könnte. Der Haufen ist in der Schwärze nur undeutlich auszumachen. Kein Geräusch, keine Bewegung kommt von dort.
In der Ferne zuckt ein weißblauer Blitz über den Schutzschirm. Solche Entladungen kommen in letzter Zeit immer häufiger vor.
„Habe ich was von Pause gesagt?“, schnauzt uns Mrs. Perot an. Alle beginnen sofort wieder mit der Arbeit, lassen dabei aber Debra und die Lehrerin nicht aus den Augen.
Mrs. Perot redet so laut mit Debra, dass ich jedes Wort verstehen kann. Bei Debras stockenden Antworten muss ich hingegen ganz genau hinhören. Aber das habe ich ja lange genug bei Mr. Landino üben können.
„Es war lebendig“, sagt Debra. „Es hat sich an mich herangeschlichen.“
„Was soll das denn gewesen sein?“, kontert Mrs. Perot. „Ein Monster-Greybug, häh?“
Debra schüttelt den Kopf und schluchzt. „Es hat so zischende Geräusche gemacht und kam dabei immer näher.“
„Und du hast es nicht erkennen können?“
Debra hört mit
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