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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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Ausführungen ihres Mannes immer sehr angetan ist.
    Am Tag der Vernunft wendet sie sich in einer Ansprache ausschließlich an die Frauen und Mädchen der Stadt. Die Rede wird auch in unserer Schule übertragen. Zentrales Thema ist natürlich die Reinheit und Kostbarkeit der weiblichen Seele. Mrs. Dare-Sato beendet die Ansprache immer mit einem gutmütigen Scherz, dessen Pointe besagt, dass die Männer ohne uns eigentlich verloren wären.
    Ich frage mich, ob sie sich große Sorgen um den Verbleib ihres Enkels Jonathan macht. Wenn dem so ist, lässt sie es sich nicht anmerken.
    Der Bauwagen am Rand der Rasenfläche ist festlich geschmückt und offensichtlich in Rekordzeit neu gestrichen worden. In einem hellen Violett. Ein Kranz aus weißen Blüten hängt über der Eingangstür.
    Ich beobachte, wie Mrs. Culbone die Frau des Bürgermeisters zu dem Bauwagen geleitet. Mrs. Dare-Sato betritt den Wagen und schließt die Tür hinter sich. Unsere Direktorin läuft zum Rednerpult. Angesichts ihrer kurzen Beine und des Körpergewichts entwickelt sie dabei eine erstaunliche Geschwindigkeit.
    Sie räuspert sich mehrere Male. „Mrs. Dare-Sato möchte mit einigen von uns Einzelgespräche führen. Sie legt großen Wert darauf, offen und ehrlich ihr gegenüber zu sein. Alles dient nur der kontinuierlichen Verbesserung unserer Lebensumstände.“ Mrs. Culbone entfaltet einen Zettel. „Ich rufe zuerst Mrs. Antall auf.“
    Mrs. Antall unterrichtet ausschließlich die unteren Jahrgänge. Ich habe sie als sanfte und etwas langweilige Person in Erinnerung. Sie geht zum Bauwagen, sieht sich noch einmal um und macht dabei den Eindruck, als sei sie über ihre Auswahl gar nicht glücklich.
    Nach nur fünf Minuten kehrt sie zurück und strahlt. Offensichtlich ist das Gespräch sehr erfreulich verlaufen.
    „Tori Brenner“, liest die Direktorin von ihrem Zettel ab. Alle schauen mich an. Marleen bekommt wie die meisten Mädchen den Mund gar nicht mehr zu. Suzanne, die neben mir mit einem Glas Milch in der Hand steht, sagt: „Du warst schon immer die Beste.“ Ich weiß nicht, ob sie das ernst meint.
    Ich atme tief ein und muss mich darauf konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen. So aufgeregt bin ich. Mrs. Gratschow nickt mir aufmunternd zu. Ich lege die Hand auf die Klinke. Der Blütenkranz strömt einen süßlichen Duft aus, der sich mit dem schwachen Geruch der frischen Farbe des Bauwagens vermischt.
    Ich bin bereit. Das hoffe ich zumindest.
    Auch das Innere des Bauwagens strahlt nun violett. Die Werkzeuge sind verschwunden. Auf dem Boden liegt ein weicher Teppich mit Blumenmuster. Die Sessel sind noch vorhanden und sehen aus wie neu.
    Mrs. Dare-Sato sitzt in einem der Sessel, den rechten Fuß auf einem Schemel. In der linken Hand hält sie ein winziges Glas, das wie ein Blütenkelch geformt ist. Es ist zur Hälfte mit einer goldbraunen Flüssigkeit gefüllt. Die Frau des Bürgermeisters nippt daran und bedeutet mir, in dem freien Sessel Platz zu nehmen.
    Hinter ihr steht Commander Ekeroth. Ich habe die Offizierin der IFIS vorher gar nicht bemerkt. Sollte sie sich während der ganzen Zeit im Bauwagen aufgehalten haben?
    Mrs. Dare-Sato hat den Hut abgelegt. Ihre lockigen Haare sind von einem Rot, das ich so nie zuvor bei einem Menschen gesehen habe.
    Sie erhebt sich halb aus dem Sessel, streckt ihren Arm aus und presst kurz ihre rechte Handfläche gegen meine Stirn. Ich wage mich nicht zu rühren.
    „Du fühlst dich ein wenig erhitzt an“, sagt sie ohne ein Lächeln und nimmt wieder ihre ursprüngliche Sitzhaltung an.
    „Das muss die Aufregung sein.“ Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Ich schaue auf ihre mit Ringen besetzten Finger. Diese Hände mit den dürren Fingern, ausgeprägten Adern und braunen Flecken sehen aus, als würden sie zu einer wesentlich älteren Frau gehören.
    „Du kennst meinen Enkel Jonathan?“
    Ihre Frage überrascht mich so sehr, dass ich zusammenzucke. „Nein.“
    „Aber du hast von ihm gehört?“
    Mein Zögern dauert zwei Sekunden. „Ja.“
    Mrs. Dare-Sato leert das Glas. Commander Ekeroth schenkt ihr sofort nach. Das Gesicht der Offizierin ist eine ausdruckslose Maske.
    „Gut.“ Mrs. Dare-Satos Finger trommeln auf der hölzernen Sessellehne. Die Ringe erzeugen dabei ein monotones Geräusch, das mich augenblicklich nervös macht.
    „Du lügst mich wenigstens nicht an“, fährt sie fort. „Selbstverständlich weiß ich, dass du eine Informantin bist. Das ist eine überaus lobenswerte

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