Portland Head Light
matten Licht, das die Straßenlaternen von draußen hineinwarfen und lachte in sich hinein, als Cameron besitzergreifend einen Arm über ihn legte. Sein Wirbelwind war schon eine Marke für sich, aber das war genau das, was ihn so an Cameron anzog. Und er schätzte, dass es dasselbe war, dass Cameron zu ihm hinzog und David zu Adrian. David. Dominic vergrub sein Gesicht kurz in Camerons Haar, um dann aus dem Fenster zu blicken. Viel zu sehen gab es nicht, abgesehen von den Schneeflocken, die mittlerweile ganz gemächlich vom Himmel fielen.
David war nicht mehr sauer auf ihn. Niemand war mehr wütend. Sie hatten die ganze Sache während des Essens, zu dem David pünktlich nach unten gekommen war, geklärt und sich ausgesprochen. Allesamt. Danach hatten sie gemeinsam die Küche aufgeräumt, waren noch kurz mit Minero draußen gewesen und danach in ihre Betten verschwunden. Das war auch schon wieder einige Zeit her, aber irgendwie wollte sich der Schlaf bei ihm nicht einstellen. Dominic sah auf die Uhr, die auf dem Nachttisch stand. Kurz nach drei Uhr morgens. Wenn er nicht Gefahr laufen wollte, spätestens bei der Rückfahrt am Steuer einzuschlafen, sollte er...
„Deinen Anruf in L.A. wird er dir irgendwann heimzahlen.“
Dominic lachte leise. Oh ja, das würde David mit Sicherheit tun. „Ich weiß. Mich hätte nicht mal verwundert, wenn er ihm von morgen erzählt hätte. Es wäre eine passende Retourkutsche gewesen.“ Statt einer Antwort, zuckte Cameron zusammen, als hätte er ihn bei etwas ertappt. „Was ist los?“, fragte Dominic ahnungsvoll.
„Ich habe etwas für dich.“ Cameron löste sich von ihm, schaltete die Nachttischlampe ein und sah ihn verunsichert an. „Und ich hoffe, du erwürgst mich deswegen nicht.“
Dominic warf seinem Wirbelwind einen verblüfften Blick zu und setzte sich auf. „Wieso sollte ich dich erwürgen wollen?“
Cameron öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder und seufzte, bevor er wortlos aus dem Bett stieg, zu seiner Reisetasche hinüberging und einen Beutel herausholte, in dem etwas eckiges war, mit dem er wieder zu ihm kam. „Mach ihn auf“, bat er leise und reichte ihm den Beutel.
Dominic runzelte die Stirn und zog die Schnur auf, um den Inhalt auf die Bettdecke zu schütteln. Als er erkannte, was sein blonder Wirbelwind für ihn mitgenommen hatte, erstarrte er. „Wieso hast du das getan?“
„Weil du sie lesen musst, bevor du zu ihr fährst.“
„Muss ich nicht“, wehrte Dominic kopfschüttelnd ab, aber Cameron ließ sich nicht beirren.
„Doch, du musst. So wie ich mich mit Madleen beschäftigen muss, damit ich irgendwann wieder ruhig schlafen kann, musst du dich mit diesen Briefen auseinandersetzen. Und ganz tief in dir drin, weißt du das auch.“ Cameron setzte sich ihm gegenüber und deutete auf die Briefe, die nun zwischen ihnen lagen. „Wie willst du nachher zu ihr fahren, wenn du überhaupt nicht weißt, was aus ihr geworden ist? Diese Briefe erzählen dir zumindest einen Teil der Geschichte und in meinen Augen ist das auch der Wichtigste, weil sie ihn nur für dich aufgeschrieben hat, Dom. Für ihren Sohn. Das Einzige, was ihr noch geblieben ist.“
Dominic ließ den Brief sinken, den seine leibliche Mutter ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag geschrieben hatte, und starrte aus dem Fenster. Es war hell geworden und vor einer Weile hatten David und Adrian ins Zimmer gesehen. Später hatte Minero für einige Zeit neben ihm auf dem Bett gelegen, Cameron war kurz duschen gegangen und David hatte ihm Frühstück gebracht. Dann waren die Beiden samt Minero verschwunden und seither war Adrian bei ihm. Der Anwalt saß am Kopfende vom Bett und schwieg. Dominic wandte seinen Blick vom Fenster weg zu Adrian hin, der ihn abwartend ansah.
„Ich war in New York City, als sie mir diesen Brief geschrieben hat“, murmelte Dominic und wusste nicht, warum er Adrian überhaupt davon erzählte. „Mein achtzehnter Geburtstag... Ich habe ihn nicht gefeiert.“
Wo war er an dem Tag eigentlich gewesen? Unterwegs mit Tom, der von seinem Geburtstag nichts gewusst hatte. Achtzehn Jahre und es war ihm völlig egal gewesen. Nicht einmal auf die Anrufe von Devin und seinen Eltern hatte er an dem Tag reagiert. Er hatte sie erst eine Woche später angerufen und dabei leider vergessen, dass Tom an diesem Abend bei ihm gewesen war. So hatte der natürlich auch mitbekommen, was Dominic ihm verschwiegen hatte und das Ende des Abends war der erste ernsthafte
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