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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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an die Gurgel springen und das zu Recht. Aber zugeben konnte er es auch nicht. Was würde Cameron von ihm denken, wenn er zugab, eine hilflose Frau schlagen zu wollen? Wie tief war er eigentlich gesunken, dass er überhaupt auf diesen Gedanken gekommen war?
    „Ist es so offensichtlich?“, fragte Dominic leise, weil er nicht wusste, was er sonst hätte sagen können.
    „Dass du panische Angst hast, dich danebenzubenehmen? Natürlich, du Blödmann.“ Cameron schnaubte und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. „Hältst du mich wirklich für so unsensibel, dass du denkst, ich merke das nicht?“
    „Genau das ist das Problem, du bemerkst einfach zuviel!“, schoss Dominic genauso wütend zurück und danach starrten sie sich erstmal verdutzt an. Dominic, weil er nicht glauben wollte, was er da eben offen zugegeben hatte, und Cameron, weil er damit eindeutig nicht gerechnet hatte.
    „Du schämst dich dafür, oder?“, fragte der nach einer Weile und sprach damit aus, was er niemals von selbst aus gekonnt hätte.
    „Würdest du dich denn nicht schämen?“, gab Dominic die Frage an Cameron zurück und wich dessen Blick aus. „Ich denke darüber nach, eine Frau zu schlagen, die geisteskrank ist. Hast du eine Ahnung, wie erbärmlich das ist? Wie erbärmlich ich bin, weil ich mir wünsche, das tun zu können?“
    „Du bist nicht erbärmlich, du bist menschlich“, hielt Cameron dagegen, was Dominic mit dem Kopf schütteln ließ, aber Cameron war noch nicht fertig mit ihm. „Du warst gerade erst zwei Jahre alt, als du zusehen musstest, wie sie deinen Vater tötete. Dieses Bild wirst du genauso wenig aus deinem Kopf bekommen, wie ich das Bild von Madleen. Wieso hältst du dich für erbärmlich? Weil du Gefühle zeigst? Er war dein Vater. Er hat dein Leben gerettet und sie hat ihn dir weggenommen. Egal, wie krank deine Mutter ist, du hast jedes verdammte Recht dazu, wütend auf sie zu sein, und du hast verflucht noch mal auch jedes Recht, sie dafür zu hassen oder dir zu wünschen, sie zu schlagen.“

- 14. Kapitel -

    Sehr geehrter Mister Felcon,
    ich schreibe Ihnen heute in der Hoffnung, dass dieser Brief Sie vielleicht doch noch davon überzeugen kann herzukommen. Ich weiß nicht, ob Sie diese Zeilen lesen werden, aber da Ihre Adoptiveltern bislang keinen der unzähligen Briefe ihrer Mutter zurückgeschickt haben, halte ich an meiner Hoffnung fest.
    Es ist jetzt beinahe zwanzig Jahre her, dass Sie Ihren Vater auf eine Art und Weise verloren haben, die kein Kind erleben sollte. Ich möchte keine alten Wunden aufreißen, obwohl mir klar ist, dass ich es mit diesem Brief tun werde, aber ich muss Ihnen schreiben. Ihre Mutter verliert mit jedem Tag mehr die Hoffnung und dasselbe gilt leider auch für ihren Verstand. Die Schizophrenie schreitet voran und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie sich vermutlich nicht mehr an Sie erinnern kann. Unsere Medizin, so modern sie auch bereits sein mag, kann keine Wunder vollbringen, und das Krankheitsbild Ihrer Mutter ist leider irreversibel. Unheilbar, um es verständlicher auszudrücken. Ob sie es will oder nicht, es wird der Morgen kommen, an dem sie ihre Augen aufschlagen und vergessen haben wird, wer sie ist. Genauso wie sie sich nicht mehr an ihren einzigen Sohn erinnern wird. Ihre Mutter wird dann nur noch ein Schatten ihrer selbst sein.
    Ich verlange nichts von Ihnen, Mister Felcon, aber ich bitte Sie um diesen einen Gefallen. Besuchen Sie Ihre Mutter, denn Sie sind alles, was ihr geblieben ist. Ihnen allein gilt ihr erster Gedanke am Morgen und der letzte am Abend. Ihnen allein gilt ihre ganze Liebe und ihr Stolz. Erfüllen Sie Ihrer Mutter ihren einzigen noch verbliebenen Wunsch. Geben Sie ihr die Gelegenheit, ihren Sohn zu sehen, solange sie noch weiß, wer Sie sind.
    Mit freundlichen Grüßen
    Patrick Anderson

    „Wollen wir noch warten?“
    Eine gute Frage. Dominic wusste es nicht. Der Gedanke ins Bett zu gehen, obwohl David und Adrian noch nicht zurück waren, gefiel ihm nicht. Besonders, weil die Beiden jetzt seit fast drei Stunden verschwunden waren. Es war gleich zehn Uhr abends und langsam aber sicher fing er an, sich Sorgen zu machen. Andererseits war es auch schwachsinnig, wenn sie sich anzogen, um die Zwei zu suchen. Weder Cameron noch er kannten sich in der Gegend aus. Adrian und David konnten sonst wo sein und ihre Handys lagen drüben im Wohnzimmer. Außerdem hatte Adrian vorhin zu ihm gesagt, dass sie nicht warten sollten, was für Dominic

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