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Portugiesische Eröffnung

Portugiesische Eröffnung

Titel: Portugiesische Eröffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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geschrieben? Wie viele Versionen ein und desselben Gebets? Konnte ich überhaupt ermessen, was es bedeutete, dass sie jede einzelne Entscheidung nur für mich getroffen hatte? Sie hatte von Beginn an etwas gewusst, das uns verborgen war. Vielleicht, welchen Preis der Krieg von den Menschen forderte.
    Die Stadt war so ruhig, dass ich schon glaubte, nichts würde passieren. Dann schlug die erste Tomahawk-Rakete ein, und der Bildschirm explodierte in einem fluoreszierenden Licht. Die Explosion hallte durch ganz Bagdad, nach dem donnernden Einschlag wurde es einen Augenblick lang zutiefst still. Dann erhob sich in der Ferne das klagende, kraftlose Geheul der Sirenen.

Anmerkungen der Autorin zur Bombardierung der amerikanischen Botschaft in Beirut
    Am 18. April 1983 explodierte um ein Uhr mittags vor der amerikanischen Botschaft in Beirut ein mit neunhundert Kilo Sprengstoff beladener Lastwagen und tötete dreiundsechzig Menschen. Unter den Opfern waren siebzehn Amerikaner, darunter mit acht Toten das gesamte Nahost-Personal der Central Intelligence Agency. In den Jahren vor dem Anschlag hatten palästinensische und muslimische Extremisten eine wachsende Anzahl von Angriffen auf westliche und israelische Einrichtungen verübt, doch der Bombenanschlag in Beirut wurde weithin als Wendepunkt der amerikanischen Nahostpolitik betrachtet. Mit Ausnahme der Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran vier Jahre zuvor, die im Zusammenhang mit der islamischen Revolution im Iran stand, war dieser Anschlag der erste unmittelbare und blutige Angriff islamischer Terroristen, der sich gegen die amerikanische Militärpräsenz im Nahen Osten richtete.
    Man kann nur verstehen, weshalb die Vereinigten Staaten dort so unwillkommen waren, wenn man die Geschichte des Libanon und seiner Umgebung kennt und etwas über die amerikanische und westliche Rolle in der Nahostpolitik weiß. Obwohl der Libanon in unterschiedlicher Form bereits seit dem neunten Jahrhundert vor Christus existiert, wurde der moderne Staat erst 1920 gegründet. Damals sprach man das Gebiet den Franzosen als Teil eines Mandatssystems zu, in dem die ehemaligen türkischen und deutschen Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches organisiert wurden. Im Grunde wurde fast der gesamte Nahe Osten, wie wir ihn heute kennen, durch diese Mandate geformt.
    1946 griffen die USA zum ersten Mal unmittelbar in die libanesische Politik ein. Während des Zweiten Weltkriegs hatte man den Libanon zum Freistaat erklärt, um ihn vor der Kontrolle durch das Vichy-Regime zu schützen. Doch als der Libanon nach dem Krieg die volle Unabhängigkeit verlangte, weigerten sich die Franzosen, worauf die Vereinigten Staaten, Großbritannien und verschiedene arabische Regierungen einschritten und die libanesische Forderung unterstützten. Zu dieser Zeit wurde auch das libanesische System der politischen Teilhabe an der Macht eingeführt. Da sich die bedrängte nationalistische Regierung der Gefahren aus vorkolonialer Zeit bewusst war und den Libanon auf jeden Fall unversehrt erhalten wollte, war sie bereit, die Macht auf die religiösen Gruppen zu verteilen, und zwar auf Grundlage der Volkszählung von 1932. Ein gutgemeinter Plan, der ungewollt den Weg für Streitigkeiten und Bürgerkrieg bereitete.
    Das erste Hindernis trat auf, als das britische Mandat in Palästina nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt wurde und es 1948 zum arabisch-israelischen Krieg kam. Der daraus folgende Zustrom von mehreren hunderttausend palästinensischen Flüchtlingen in den Libanon stellte eine schwere Belastung für das heikle politische Gleichgewicht dar. 1956 wuchsen die Spannungen weiter, als der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser den Suezkanal verstaatlichte und die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Israel zum militärischen Einschreiten herausforderte. Während die libanesischen Muslime von der Regierung verlangten, die neugeschaffene Vereinigte Arabische Republik zu unterstützen, kämpften die Christen um die Allianz mit dem Westen. Als sich das Land 1958 am Rande eines Bürgerkriegs befand, schickten die Vereinigten Staaten Einheiten der Marines in den Libanon, um die Regierung von Präsident Camille Chamoun zu unterstützen, wodurch sie sich fest mit den christlichen Streitkräften verbündeten.
    Diese Allianz wurde auf eine harte Probe gestellt, als die religiösen Rivalitäten fast zwei Jahrzehnte später im Bürgerkrieg gipfelten. Während der

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