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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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Haupthauses wiesen an mehreren Stellen lange Risse auf, die sich vom Hauptriss in viele kleine Nebenarme verzweigten. Dadurch fehlte an den verschiedensten Stellen der weiße Verputz und gab den Blick auf den dunkler wirkenden Untergrund frei.
    Zu Beginn seiner Suche haderte Reiter mit sich selbst. Er wusste nicht, worauf er achten sollte. Seine anfängliche Euphorie verpuffte augenblicklich. Was wäre, wenn der mutmaßliche Täter seinen Forschungen in einem Institut nachginge, wie er auch? Eine völlig aussichtslose Ausgangssituation, die ihm aller Chancen berauben würde. Kurzzeitig fühlte er sich, als hätte er von den Lottozahlen geträumt und säße nun ohne Erinnerungsvermögen vor dem Lottoschein.
    Die weiß lackierte Haustür mit ihren verdreckten Milchglasfenstern ließ keinen Einblick in das Innere des Hauseinganges zu. Davor lag ein verwitterter Fußabstreifer, dem die meisten seiner Borsten fehlten. Wohl zehn Meter links davon öffnete sich das Scheunentor. Es bot im Vergleich zum Rest des Anwesens einen immer noch recht ansehnlichen Eindruck. Dahinter nichts als gähnende Leere.
    Nach einiger Zeit löste sich Reiter aus seiner Starre. Durchschnitt das Band seiner Hilflosigkeit.
    Er zwang seine Gedanken, das Bild eines Einzelgängers zu formen. Eines genialen Kopfes, der im Untergrund forschte, gefangen in seinem Wahnsinn. Diese Vorstellung trieb ihn an. Schärfte seine Sinne.
    Bernard Croireau.
    Im selben Augenblick, als die Buchstaben in seinem Gehirn zu einem Namen zerflossen, öffneten sich verschollen geglaubte Kanäle.
    Die Alarmglocken schrillten.
    Croireau.
    Reiter hatte sich nach seiner Entdeckung sofort auf den Weg gemacht. Zuerst wollte er gleich wieder umkehren, nachdem er den heruntergekommenen Hof gesehen hatte. Aber dann blieb er doch. Eine innere Stimme zwang ihn dazu. Nun beobachtete er das Anwesen schon seit geraumer Zeit mit seinem Fernglas. Es lag genauso verlassen und heruntergekommen vor ihm, wie bei seiner Ankunft.
    Nichts rührte sich.
    Kein Laut drang nach außen.
    Während der Fahrt hierher spielte er die verschiedensten Möglichkeiten durch, wie er weiter vorgehen sollte, wenn er erst einmal am Zielort eingetroffen wäre.
    Er scheiterte kläglich – er hatte keinen blassen Schimmer.
    Keinen Plan.
    Verdammt, ich bin kein Polizist! Ich bin Wissenschaftler!
    Wütend auf sich selbst legte er das Fernglas zur Seite,
    löste sich aus seiner Deckung.
    Ich hätte Frenzel informieren sollen!
    Schritt für Schritt schlich er an das Gebäude heran. Blickte sich um.
    Beschleunigte sein Tempo.
    Er erreichte die Haustür.
    Die herrschende Stille legte sich über Reiter, lullte ihn allmählich ein – der Schlafentzug der vergangenen Nacht verdrängte das Adrenalin.
    Beide
Augen tränten. Zuckten.
    Verschwommen las er den Namen am Klingelknopf.
    Croireau.
    Er hielt kurz inne. Konzentrierte sich, versuchte, seinen Anfall unter Kontrolle zu bringen.
    Croire heißt glauben. L´eau - das Wasser. Croireau. Hier muss es sein. Ich bin mir ganz sicher.
    Getrieben von einer Welle aus Zuversicht umklammerten seine Finger die Türklinke, drückten sie nach unten.
    Die Tür öffnete sich.
    Während Reiter seinen Fuß in das Innere setzte, durchzuckte ein dumpfer Schmerz seinen Schädel. Noch ehe sein Körper auf dem Boden aufschlug, hatte er schon das Bewusstsein verloren.

33. Kapitel
     
    Das Licht der Neonröhren blendete ihn. Mit jedem neuen Strahl verspürte er einen intensiven und schneidenden Schmerz, der sich in alle Winkel seines Gehirns ätzte. Reiter versuchte, seine Augen zu reiben, um das Brennen zu mildern, konnte sich aber nicht rühren. Erst nachdem er sich an das grelle Licht gewöhnt hatte, verdichteten sich die schemenhaften Umrisse der Umgebung zu klaren Linien, wurden die Schatten zu festen Körpern und er kehrte endgültig in die reale Welt zurück. Jetzt erkannte er den Grund für seine Bewegungslosigkeit: er war an Armen und Beinen an die Wand gekettet.
    Wieso musste ich auch alleine hierher kommen? Wieso habe ich Frenzel nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt? Wieso war ich nur so ein gottverdammter Idiot?
    Die Erkenntnis, in einem fremden Raum von einem fremden Menschen, den er laut Frenzels Aussage für den Mörder an mindestens zwei Menschen hielt, festgehalten zu werden, brach über ihn herein.
    Reiter sah sich um. Allem Anschein nach handelte es sich um einen zum Hightechlabor umfunktionierten Kellerraum, der in früheren Zeiten sicher einen vorzüglichen Weinkeller

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