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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gestützt und äugte dumpf in die Runde, wie jeder Sohn, der seinen Vater bei einem Zug durch die Gemeinde begleitet. »Festus war mit den beiden befreundet.«
    »Ich kenne sie auch! Erzähl weiter!« drängte mein Vater.
    »Es geht um einen verschwundenen Bildhauer, der früher mit diesen Malern zusammengewohnt hat …«
    »Und wie heißt der?« wollte Papa wissen.
    Der Kellner wurde langsam nervös. Er spürte, daß ihm gleich ein Verdienst durch die Lappen gehen würde.
    »Orontes Mediolanus.«
    »Der ist doch gar nicht verschwunden! Das müßte ich sonst wissen, weil ich diesen faulen Hund nämlich für Kopien und Restaurationsarbeiten beschäftige. Mindestens bis zum letzten Sommer hat Orontes bei diesen Nichtstuern auf dem Caelius gewohnt. Die zwei haben deinen Wein gesoffen und dich gelinkt!«
    Jetzt konnte der Kellner seinen Verdienst abschreiben.
     
    Wir machten uns auf die Socken, um Manlius und Varga zu suchen.
    Fast der ganze Nachmittag ging für diese Jagd drauf. Mein Vater schleppte mich zu Horden schlafmütziger Freskenmaler nebst üppiger Modelle; wir klapperten die übelsten Pensionen ab, stiegen endlose Treppen zu eiskalten Ateliers und wackligen Dachkammern hinauf und inspizierten halb ausgemalte Villen. Wir durchstreiften ganz Rom. Sogar in der Suite des Palastes versuchten wir unser Glück. Domitian Caesar ließ sie gerade ockergelb streichen, damit sie elegant genug wäre für Domitia Longina, das appetitliche Luder, das er dem Ehemann weggeschnappt und hier als seine Frau untergebracht hatte.
    »Unvergleichlich!« raunte mein Vater mir zu. In Wahrheit gab es noch jede Menge Vergleichbares, denn die Flavier hatten keinen sonderlich originellen Geschmack. Zudem dilettierte Domitian in diesem Stadium nur mit allen möglichen Ideen; ehe er seinen großen Plan von einem neuen Palatin ins Werk setzen konnte, würde er den Tod von Vater und Bruder abwarten müssen. Ich sagte rundheraus, was ich von seiner klischeehaften Innenausstattung hielt. Natürlich kroch Papa sofort vor den internen Kenntnissen eines kaiserlichen Agenten zu Kreuze. »Recht hast du!« rief er. »Und wenn man’s genau bedenkt, ist ja selbst Ehebruch mit einer Königin der Schickeria heutzutage längst nicht mehr originell. Schließlich haben sowohl Augustus als auch dieser widerliche kleine Caligula sich ihre Gattin von einem anderen geklaut.«
    »Das wär nichts für mich. Als ich mir eine Senatorentochter schnappte, hab ich mir doch wenigstens eine ausgesucht, die vorsorglich schon geschieden war, ehe ich ihr Avancen machte.«
    »Sieht dir ähnlich!« Er lächelte süffisant. »Dich hätte es ja auch viel zu sehr geniert, in aller Öffentlichkeit als Ehebrecher kritisiert zu werden …«
    Endlich nannte uns jemand die Adresse, wo unsere Opfer derzeit arbeiteten. Den Weg dorthin legten wir schweigend zurück. Diesmal hatten wir keinen Plan. Ich war wütend, hielt es jedoch nicht für nötig, mich darüber auszulassen. Und danach, wie Papa sich fühlte, erkundigte ich mich auch nicht, sollte es aber bald erfahren.
    Das fragliche Haus wurde komplett renoviert. Über dem Eingang erhob sich ein gefährlich wackliges Gerüst, und alte Ziegel flogen von oben in einen schlecht plazierten Korb. Offenbar war der Polier dieser Baustelle ein verpennter Schlamper. Mühsam bahnten wir uns zwischen einem Gewirr von Böcken und Leitern hindurch einen Weg und stolperten gleich hinter der Tür über eine Werkzeugtasche. Papa hob sie geistesgegenwärtig auf, und als der Wächter von dem Damespiel aufblickte, das zwischen den staubigen Steinen eines halbfertigen Mosaikbodens aufgebaut war, rief ich kaltblütig: »Haben Sie Titus irgendwo gesehen?« Er hob träge den Arm, und schon eilten wir vorbei, zum Schein der Richtung folgend, die er uns wies.
    Einen Zimmermann mit Namen Titus findet man auf jeder Baustelle. Wir bemühten ihn noch mehrmals, um uns weiter durchzuschwindeln. Sogar bei einem feisten Umstandskrämer in eleganter Toga, wahrscheinlich dem Hausbesitzer persönlich, kamen wir damit durch. Er runzelte bloß mißbilligend die Stirn, als wir uns an ihm vorbei über einen Flur mogelten. Was Wunder! Sein Anwesen war schließlich seit Monaten in den Händen von Rüpeln und Flegeln. Er beklagte sich schon lange nicht mehr, wenn sie ihn beiseite schubsten, auf sein Akanthusbeet pinkelten oder in ihren dreckigen Tuniken auf seinem liebsten Lesesofa Mittagsschlaf hielten.
    »’tschuldigung, Chef!« raunzte mein Vater. Wenn er es drauf

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