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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Geschäftsmethoden, die einen kleinen Handwerker, der zu stolz zum Feilschen ist, in arge Bedrängnis bringen können. »Und das Geld wurde in eurer Bruchbude abgeliefert!«
    »Wir haben’s geklaut!« log Varga dreist.
    »Dann hättet ihr das Schwein von seinem Siegelring fälschen müssen – und wer von euch beiden hat dann seine Arbeit gemacht?«
    »Ach, hau doch ab, Geminus!«
    »Tja, wenn der Kerl so darüber denkt …« Papa rappelte sich auf. »Marcus, die Sache fängt an, mich zu langweilen.« Damit kramte er in dem Beutel an seinem Gürtel und brachte schließlich ein langes Messer zum Vorschein.

XLV
    »Nicht doch, Papa«, widersprach ich matt. »Das wird ihn zu Tode erschrecken. Du weißt doch, wie feige diese Maler sind.«
    »Keine Angst, ich tu ihm nicht übermäßig weh!« Papa zwinkerte mir zu, ließ die Muskeln spielen und schwang das Messer, ein robustes Kücheninstrument, mit dem er normalerweise vermutlich sein Mittagessen in mundgerechte Happen schnitt. »Aber wenn der Kerl schon nicht das Maul aufmacht, dann wollen wir doch wenigstens unsren Spaß haben …« Seine Augen flackerten gefährlich; er war aufgekratzt wie ein Kind auf dem Gänsemarkt.
    Im nächsten Moment riß mein Vater den Arm zurück und warf das Messer. Es bohrte sich federnd ins Türholz, und zwar genau zwischen den Beinen des Malers, die wir gespreizt festgebunden hatten – aber so weit gespreizt nun auch wieder nicht.
    »Geminus!« quiekte Varga, der mit Recht um seine Männlichkeit bangte.
    »Autsch! Das hätte ins Auge gehen können …« Verblüfft und natürlich herausgefordert von Papas Zielsicherheit, rappelte auch ich mich auf und zog den Dolch aus meinem Stiefel.
    Papa inspizierte seinen Wurf aus der Nähe. »Da hätte ich den armen Tropf doch um ein Haar kastriert … Bin womöglich doch kein so guter Messerwerfer.«
    »Wer weiß«, grinste ich, »vielleicht bin ich noch schlechter als du!« Damit ging ich in Wurfstellung.
    Varga schrie um Hilfe.
    »Halt die Klappe, Varga«, empfahl Papa ihm gutmütig. »Warte mal, Marcus. Wenn der Kerl so rumzetert, macht es keinen Spaß. Aber das haben wir gleich …« In der Werkzeugtasche, die mein Vater sich draußen unter den Nagel gerissen hatte, fand sich nach einigem Suchen ein Lappen. Der stank zwar bestialisch und war mit einer nicht identifizierbaren Masse verkrustet, aber Geminus sagte nur ungerührt: »Wahrscheinlich giftig, das Zeug. Na, egal – ich werde ihn damit knebeln, und dann kannst du ungestört dein Ziel anpeilen …«
    »Manlius weiß Bescheid«, schluchzte der Freskenmaler mit letzter Kraft. »Orontes ist sein Freund. Manlius weiß, wo er ist!«
    Wir dankten ihm höflich, doch dann knebelte Papa ihn trotzdem mit dem öligen Lumpen, und wir ließen ihn auch fürs erste an der Tür hängen.
    »Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein, dich nicht noch mal so leichtfertig mit den Didius-Jungs anzulegen!«
     
    Manlius fanden wir hoch oben auf einem Gerüst im weißen Saal, wo er eben den Fries malte.
    »Nein, du brauchst nicht extra runterzukommen, mein Junge! Wir kommen rauf …«
    Ehe der Maler wußte, wie ihm geschah, hatten Papa und ich uns seiner Leiter bemächtigt. Ich griff nach seiner Hand und strahlte ihn freundschaftlich an.
    »Nicht doch!« rügte Papa barsch. »Wir haben schon zuviel Zeit damit verschwendet, dem anderen schönzutun. Also mach bei ihm nicht denselben Fehler, sondern versuch’s gleich mit der Stiefelkur!«
    Soviel zu der Mär, ein Auktionator wäre ein zivilisierter, kunstsinniger Mensch. Ich zuckte entschuldigend die Schultern, überwältigte den Maler mit Bravour und zwang ihn in die Knie.
    Hier brauchte ich nicht lange nach einem Strick zu suchen, denn Manlius hatte genug Seile für einen Flaschenzug dabei, mit dem er Farbe und Werkzeug auf seine Arbeitsplattform raufhievte. Mein Vater wickelte bereits das Tau von der oberen Rolle ab und stieß den Eimer, der daran hing, in die Tiefe. Dann säbelte er den Strick durch, und wir fesselten Manlius’ Hände mit dem kurzen Ende. Anschließend knotete Papa ihm das längere Stück um die Füße. Als der Maler gut verschnürt war, stemmten wir ihn, ohne uns abzusprechen, gleichzeitig in die Höhe und rollten ihn über den Rand des Gerüsts.
    Der Schrei, den Manlius im freien Fall ausstieß, verstummte, als wir ihn mit einem kräftigen Ruck am Seil in der Schwebe hielten. Sobald der Ärmste sich an diese neue Lage gewöhnt hatte, stöhnte er nur noch ganz leise.
    »Wo ist Orontes?«
    Er

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