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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in Modell vier von einem toten Hund stammten, verschwieg ich lieber. »Das Gebiß hat wirklich tadellos funktioniert. Er konnte eine Rinderkeule damit abnagen, Nüsse knacken oder Kernobst verzehren. Nur leider ist Onkel Sacro an dem Ding erstickt.«
    Helena machte ein todunglückliches Gesicht.
    »Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen«, riet Onkel Junius gutmütig. »Sacro hätte das gern als Forschungsrisiko in Kauf genommen. Aus Versehen das eigene Gebiß zu schlucken war genau der Tod, den sich das alte Schlitzohr gewünscht hätte.«
    Und Onkel Sacros Zähne lächelten so sanft und freundlich vom Lararium herunter, als ob er sie noch immer im Mund trüge.
    Meine neue Freundin hätte ihm bestimmt gefallen. Ich wünschte mir, er wäre noch am Leben und ich könnte sie ihm vorstellen. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich im Hinausgehen sah, wie sie sein Gebiß feierlich mit einem Zipfel ihrer Stola abstaubte.
     
    Das Warenlager hatte wenig Interessantes zu bieten. Nur ein paar kaputte Korbsessel, eine Truhe mit eingedrücktem Deckel, einen verbeulten Eimer und einen Haufen Sägemehl.
    Ganz hinten standen dann noch vier riesige, rechteckige, roh behauene Steinblöcke wie eine Gruppe finsterer Zyklopengrabsteine.
    »Was soll das denn sein, Junius?«
    Mein Onkel zuckte nur die Schultern. Ein Leben voll Wirrungen und Intrigen hatte ihn Fragen gegenüber mißtrauisch gemacht. Er lebte in der ständigen Furcht, ein verschollener Erbe könnte plötzlich auftauchen und Anspruch auf sein Land erheben, der Fluch einer Hexe würde seine Bemühungen um die knackige Nachbarsfrau vereiteln oder ihm eine zehn Jahre währende Fehde mit dem Wagenschmied anhängen. »Die muß wohl Festus hiergelassen haben«, brummelte er nervös.
    »Hat er nicht gesagt, wozu die Dinger gut sind?«
    »Ich war damals nicht auf dem Hof.«
    »Ach, mal wieder hinter einem Weiberrock her, was?«
    Er warf mir einen giftigen Blick zu. »Fabius, der Mistkerl, müßte Bescheid wissen.«
    Wenn Fabius informiert war, dann auch Tante Phoebe. Nachdenklich ging ich zum Haus zurück.
    Großtante Phoebe erzählte Helena gerade die Geschichte von dem verrückten Reiter, von dem sich später herausstellte, daß es wahrscheinlich der Kaiser Nero gewesen war. Er war aus Rom geflüchtet, um Selbstmord zu begehen (in Tante Phoebes Darstellung eine reine Nebensache), und in so halsbrecherischem Galopp an der Handelsgärtnerei vorbeigeprescht, daß er Phoebes halbe Hühnerschar tottrampelte. Was die Steinblöcke sollten, wußte sie auch nicht, aber daß Festus sie während seines vielzitierten letzten Urlaubs hergebracht hatte, konnte sie immerhin bestätigen. Weiter erzählte sie mir, daß vor ein paar Monaten zwei Männer, sehr wahrscheinlich Censorinus und Laurentius, auf den Hof gekommen waren und eine Menge Fragen gestellt hatten.
    »Sie wollten vor allem wissen, ob Festus irgendwas bei uns untergestellt hätte.«
    »Haben sie nach den Steinblöcken drüben im Lager gefragt?«
    »Nein, sie taten sehr geheimnisvoll.«
    »Habt ihr sie ihnen gezeigt?«
    »Natürlich nicht! Du kennst doch Fabius …« Und ob. Ihn einen argwöhnischen, fiesen Kerl zu nennen wäre noch schmeichelhaft gewesen. »Er hat sie statt dessen in die alte Scheune geführt, die mit Ackergerät und Gerümpel vollgestopft ist, und dann nur noch den Dorftrottel markiert.«
    »Und wie ging’s dann weiter?«
    »Na, es blieb wie gewöhnlich an mir hängen.« Großtante Phoebe stellte sich gern als charakterstarke Frau dar.
    »Wie bist du sie losgeworden?«
    »Erst hab ich ihnen Sacros Zähne auf dem Lararium gezeigt und gesagt, das wäre alles, was von dem letzten ungebetenen Gast übriggeblieben wäre – dann hab ich die Hunde auf sie gehetzt.«
     
    Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in den Süden fort. Ich erzählte Papa von den sonderbaren Steinblöcken, und wir dachten lange schweigend über dieses Rätsel nach. Aber mir schwante allmählich etwas, und ich spürte, daß auch er einen Verdacht hatte.
    Geminus hatte herausgefunden, daß Censorinus und ein weiterer Soldat tatsächlich in der Mansio genächtigt hatten.
    »Schnee von gestern!« Helena und ich erzählten ihm, was wir von Tante Phoebe erfahren hatten.
    »Da hab ich also ganz umsonst meine Zeit verschwendet!« Papa stöhnte. »Und noch dazu in einer lausigen Kaschemme. Ihr beide seid dagegen vermutlich nach Strich und Faden verwöhnt worden, was?«
    »Erraten!« rief ich. »Wenn man zum hundertsten Mal Tante Phoebes

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