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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ackerbaumethoden aufs abenteuerlichste zu modernisieren. Also mach dich auf einiges gefaßt! Seit meinem letzten Besuch hat es in diesem Tollhaus mit Sicherheit mindestens einen Mordskrach gegeben, den einen oder anderen Ehebruch, einen toten Ochsen, der vom Nachbarn vergiftet wurde, und einen lebensgefährlichen Unfall. Wenn Onkel Fabius mal was weniger Aufregendes zustößt als die Entdeckung, daß er einen unehelichen Sohn von einer Frau mit schwachem Herzen hat, die ihm mit dem Gericht droht, ist das für ihn ein verlorener Tag.«
    »Ist es nicht ziemlich lästig, auf einem Hof, der doch viel Arbeit macht, dauernd solche Turbulenzen zu haben?«
    »Tja, auf dem Lande geht’s halt hoch her!« warnte ich.
    »Verstehe! Menschen, die tagein, tagaus mit dem prallen Leben konfrontiert sind, entwickeln entsprechend stürmische Gefühle.«
    »Mach dich nicht lustig, Weib! Ich hab meine halbe Kindheit auf diesem Hof verbracht. Wann immer daheim der Haussegen schief hing, wurden wir hierher zur Erholung geschickt.«
    »Nach dem, was du mir gerade erzählt hast, war es dafür aber ganz und gar nicht der richtige Ort!«
    »Ach, weißt du, die Bauern regeln Probleme genauso selbstverständlich, wie sie Salat zupfen … Aber nun laß mich weitererzählen, sonst sind wir da, bevor ich mit allem durch bin. Also, inmitten all dieser Zwistigkeiten werkelt Großtante Phoebe an ihrem Herd wie ein Fels in der Brandung. Und ihre Polenta (die selbst einer Seuche Einhalt gebieten würde) hält die ganze Bande zusammen.«
    »Ist sie die Schwester deines Großvaters?«
    »Nein, sie ist seine zweite Frau, ohne je mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Meine Großmutter ist früh gestorben …«
    »Die viele Aufregung hat sie ins Grab gebracht«, mutmaßte Helena.
    »Sei nicht immer so romantisch! Nein, was Großmutter aufgezehrt hat, waren die vielen Schwangerschaften … Phoebe kam ursprünglich als Sklavin ins Haus, doch dann war sie viele Jahre Großpapas Trost und Stütze. So was kommt auf dem Lande immer wieder vor. Solange ich denken kann, haben die beiden Tisch und Bett geteilt, nicht zu vergessen die schwere Arbeit, für die meine Onkel wegen ihres schillernden Gesellschaftslebens keine Zeit hatten. Großpapa hat Phoebe freigelassen, und er wollte sie auch immer heiraten, nur ist er nie dazu gekommen …«
    »Solange sie miteinander glücklich waren, kann ich daran nichts Unrechtes finden«, sagte Helena ernst.
    »Ich auch nicht«, erwiderte ich, mich wie ein Mann von Welt jeder Kritik enthaltend. »Es ist nur leider so, daß die arme Phoebe sich deswegen furchtbar schämt. Du wirst sehen, wie schüchtern sie ist.«
    Helena hielt all meine Geschichten für witzige Übertreibungen, bis wir auf dem Hof ankamen.
    Großtante Phoebe saß würdevoll neben dem Herd und spann. Sie war ein zierliches Persönchen mit runden Apfelbäckchen, die aussah, als ob jeder Windhauch sie umpusten könnte. In Wirklichkeit hatte sie mehr Kraft als drei ausgewachsene Männer zusammen. Und das war ein Glück, denn während die Onkel sich ausgiebig ihrem Privatleben widmeten, mußte sie den Kohl ernten und den Komposthaufen wenden. In letzter Zeit trat sie allerdings ein bißchen kürzer. Phoebe war immerhin an die Achtzig und hatte unlängst verlauten lassen, es sei nun unter ihrer Würde, den Kühen beim Kalben Geburtshilfe zu leisten.
    Sie nahm regen Anteil an unserer Familie, was vermutlich daher rührte, daß sie den meisten von uns durch Kinderkrankheiten und Pubertät geholfen hatte. Daß Festus ihr Liebling war, versteht sich von selbst.
    Aus dunklen Gründen, über die uns niemand aufklären mochte, weilte Onkel Fabius auswärts.
    »Wieder derselbe Ärger?« Ich zwinkerte Phoebe fröhlich zu.
    »Er lernt es nie«, meinte sie kopfschüttelnd.
    Onkel Junius war zwar zu Hause, aber er verbrachte seine Zeit damit, sich über Fabius’ Abwesenheit zu beklagen. Zumindest seine knapp bemessene Freizeit. In der Hauptsache war er nämlich mit einer total erfolglosen Karpfenzucht beschäftigt und damit, eine gewisse Armilla zu verführen, die Frau eines benachbarten und ungleich wohlhabenderen Gutsbesitzers.
    »Sie hält ihn zum Narren, was?« fragte ich, um Helena zu zeigen, wie man die komplizierten Chiffren unserer Familiengespräche entschlüsselt.
    »Wie hast du das bloß erraten?« kicherte Phoebe und biß den Faden ab.
    »War ja nicht das erste Mal.«
    »Du sagst es!«
    Ursprünglich hatte es noch einen dritten Bruder gegeben, den wir aber nicht

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