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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Pension lag gleich am Marktplatz, so daß man am nächsten Morgen mit gehörigem Lärm und Spektakel rechnen mußte, ganz zu schweigen von den Katzen, die des Nachts auf den Abfällen miauen würden, und den Damen vom horizontalen Gewerbe, die bestimmt nach Einbruch der Dunkelheit in den leeren Ständen ihre Kunden betreuten. Auch die Flöhe lagen mit grinsenden Gesichtern auf der Lauer, obwohl sie zumindest den Anstand hatten, fürs erste unsichtbar zu bleiben. Die Damen der Nacht waren indes schon zugange: Sie standen in einer Reihe unter den Markisen und beobachteten uns stumm beim Ausladen.
    Zweifellos hielten sie Ausschau nach Geldkassetten, die ihre Luden uns rauben konnten, während wir den Schlaf der Gerechten schliefen.
    Helena wickelte unser Geld in einen Mantel und trug es wie ein schläfriges Kind auf der Schulter in die Pension.
    »Marcus, das gefällt mir gar nicht …«
    »Keine Angst, ich bin doch da und werde auf dich aufpassen.« Komischerweise beruhigte sie das nicht. »Paß auf: Vater und ich werden folgende Botschaft an der Basilika anschlagen: Jeder, der Helena Justina notzüchtigt, beraubt oder entführt, bekommt es mit den schrecklichen Didius-Jungs zu tun!«
    »Klingt großartig«, sagte sie. »Ich hoffe bloß, euer Ruhm ist schon bis hierher gedrungen.«
    »Zweifelsohne!« versicherte Papa, großspurig wie immer.
     
    Es wurde eine ungemütliche Nacht, doch als wir zu Bett gingen, ohne etwas Eßbares aufgetrieben zu haben, waren wir zum Glück auf das Schlimmste gefaßt.
    Am nächsten Tag zogen wir in eine andere Pension um, was abermals einem betrügerischen Wirt die Taschen füllte und ein weiteres Rudel Flöhe glücklich machte.
    Papa und ich machten uns daran, die Ateliers abzuklappern. Alle behaupteten, nie von Orontes gehört zu haben. Offenbar lauter Lügner. Capua bildet sich zwar eine ganze Menge ein, doch so groß ist die Stadt, ehrlich gesagt, nicht. Orontes muß wochenlang herumgelaufen sein und seine Zunftgenossen zum Schweigen verpflichtet haben, für den Fall, daß irgend jemand ihn bis hierher verfolgen sollte.
    Nach zwei Tagen hatten wir unsere Lektion gelernt und stellten das Fragen ein.
    Wir zogen noch einmal um und verhielten uns von nun an unauffällig, während Vater und ich, in Torbögen und Hauseingängen verborgen, das Forum observierten.
    Mitten im Winter, wenn es keine Festlichkeiten und Vergnügungen gibt, auf dem Forum einer fremden Stadt rumzulungern kann deprimierend sein.
    Bei unserer Rückkehr in das derzeitige Quartier empfing uns Helena mit der freudigen Botschaft, daß es hier keine Flöhe gäbe. Dafür hatte sie aber eindeutig Wanzen entdeckt, und ein Stallknecht hatte sich zu ihr ins Zimmer drängen wollen, sobald wir sie allein gelassen hatten.
    Er versuchte es spätabends, als Papa und ich mit im Zimmer saßen, noch einmal. Hinterher debattierten wir stundenlang darüber, ob der Kerl wußte, daß wir zu dritt waren, und sich womöglich eine ausgewachsene Orgie erhofft hatte. Eines stand jedenfalls fest: Er würde nicht wiederkommen. Papa und ich hatten ihm unmißverständlich klargemacht, daß wir keine Annäherungsversuche duldeten.
    Trotzdem wechselten wir am nächsten Tag noch einmal das Quartier, nur um ganz sicherzugehen.
     
    Endlich hatten wir Glück.
    Unsere neue Unterkunft befand sich über einer Caupona. Da ich immer für ein Risiko zu haben bin, schickte man mich hinunter, um etwas zu essen zu holen: drei Teller grüne Bohnen in Senfsauce, dazu eine Schale Fischklößchen, etwas Brot, kroß gebratenes Schweinefleisch für Helena, Oliven, Wein und heißes Wasser, Honig … kurz gesagt, die übliche komplizierte Liste, mit der einen Freunde losschicken, um »einen kleinen Imbiß« zu besorgen. Ich wankte unter einem enormen Tablett, so schwer, daß ich es kaum tragen, geschweige denn die Tür zur Treppe aufmachen konnte, ohne alles mögliche zu verschütten.
    Ein Mädchen war so nett und hielt mir die Tür auf.
    Ich brachte das Tablett rauf, strahlte meine Liebste an, stopfte mir ein paar Bissen zwischen die Zähne und griff nach meinem Mantel. Helena und mein Vater sahen mir verwundert zu, fielen aber dann heißhungrig über das Essen her und ließen mich gewähren. Ich rannte wieder nach unten.
    Sie war ein hinreißendes Geschöpf, mit einem Körper, den zu befummeln jeder Mann meilenweit gelaufen wäre, und einem Gang, der verriet, daß sie genau wußte, was sie zu bieten hatte. Ihr Gesicht war nicht mehr taufrisch, hatte aber mit den

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