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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hühnergeschichte und Junius’ ewige Klagen über seinen Bruder aushält, dann ist eine Übernachtung auf dem Hof der reinste Luxus.« Papa wußte Bescheid.
    »Ich nehme an, Junius hat ein Auge auf dein Mädchen geworfen?« Das war seine Retourkutsche. Helena hob die elegant geschwungenen Brauen.
    »Lust dazu hatte er wohl, und ich wollte ihn beinahe schon beiseite nehmen und ihm ins Gewissen reden. Aber wer Junius kennt, weiß, daß Verbote ihn erst recht reizen.«
    Papa nickte zustimmend. »Genauso sinnvoll, wie dem ehrlichen alten Hausvater in einer atellanischen Posse zuzurufen: ›Vorsicht! Hinter dir!‹, wenn sich das Gespenst an ihn heranschleicht … Und wo war der schmalzlockige Fabius?«
    »Mal wieder mit seinem alten Problem auf Achse.«
    »So? Ich kann mir nie merken, was für ein Problem der Unglücksmensch hat.«
    »Ich auch nicht, aber ich glaube, es ist entweder die Spielleidenschaft oder sein Furunkel. Einmal ist er weggelaufen, um Gladiator zu werden, aber das war nur eine vorübergehende Verirrung, und in Wirklichkeit wollte er sich damals bloß vor der Lupinenernte drücken.«
    »Phoebe hat nach Ihnen gefragt, Didius Geminus«, warf Helena ein, und ihr ernster Ton verriet mir, daß sie unseren Austausch über den Familientratsch frivol und tadelnswert fand.
    »Ich kann mir schon denken, was sie wirklich gesagt hat«, knurrte Papa an mich gewandt. »›Wie geht’s denn dem nichtsnutzigen Lackaffen, der dich gezeugt hat?‹« Er wußte, wie die Familie über ihn dachte.
    Er hatte es immer gewußt. Die beharrliche Verachtung, mit der Mutters kauzige Anverwandte ihn straften, war vermutlich eine der Heimsuchungen, die ihm seine Ehe auf Dauer verleidet hatten.

XLIX
    Capua.
    Capua, die Krone Mittelitaliens (und Heimat besonders gewiefter Flöhe).
    Capua, die prächtigste und blühendste Stadt der reichen Campania (falls man den Capuanern Glauben schenkt) oder womöglich sogar ganz Italiens (wenn man auf einen jener Tölpel reinfällt, die noch nie bis Rom gekommen sind).
    Auf keinen Fall sollte man die Besichtigung des prächtigen Amphitheaters versäumen, das sich mit seinen achtzig majestätischen Bögen, alle von marmornen Gottheiten gekrönt, über stolze vier Stockwerke erhebt. Andererseits wurde es nach der Niederwerfung des Spartakus erbaut – also, politisch gesehen, kein Grund, ins Schwärmen zu geraten. Und während man dieses großartige Bauwerk betrachtet, tut man gut daran, den Rat zu beherzigen, auch im Rücken Augen zu haben, und unter allen Umständen seine Börse festzuhalten. Die Bewohner Capuas leben nämlich von den Touristen, und sie fragen nicht jedesmal nach, ehe sie ihren Unterhalt einfordern. Eins darf man nie vergessen: Die Capuaner sind so wohlhabend, weil wir so dumm sind. Was dein ist, kann in Capua im Handumdrehen ihres werden.
    Als Capua Hannibal Tore und Herzen öffnete, hat es mit seinem sagenhaften Luxus die Soldaten des großen Feldherrn angeblich so sehr demoralisiert, daß er danach keine einzige Schlacht mehr gewinnen konnte. Wir drei Nachgeborenen hätten unser Quantum an demoralisierendem Luxus schon verkraftet, aber leider haben sich die Verhältnisse inzwischen gründlich geändert.
    Wir erreichten Capua an einem regnerischen Montagabend, gerade um die Zeit, als sämtliche Lokale zumachten. Eines unserer Kutschpferde fing an zu lahmen, als wir aufs Forum fuhren. Ein unheilvolles Omen, das die Befürchtung nahelegte, wir würden der Stadt vielleicht nicht mit der gewünschten Geschwindigkeit den Rücken kehren können, wenn uns hier das Pflaster zu heiß wurde. Meinem Vater, der doch extra mitgekommen war, um uns mit seiner Ortskenntnis vor Unbill zu schützen, wurde binnen zwei Minuten die Börse gestohlen. Zum Glück lag unsere Hauptkasse unter dem Kutschboden versteckt und wurde von Helenas hübschen Füßen bewacht.
    »Ich bin eben aus der Übung«, brummte Papa.
    »Schon gut, mach dir nichts draus! Ich suche mir immer die falschen Reisegefährten aus und bin es mittlerweile gewöhnt, daß ich zum Schluß lauter Nieten am Gängelband führen muß.«
    »Besten Dank!« rief Helena scharf.
    »Du warst doch gar nicht gemeint!«
    »Ach, mein Held!«
    Nach zehn Tagen im Elend, die eigentlich nur als harmlose Woche mit einigen Unbequemlichkeiten veranschlagt waren, standen wir alle kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
    In der üblichen Hast, die bei Einbruch der Dunkelheit einsetzt und einen blind macht für etwaige Nachteile, suchte ich uns ein Quartier. Die

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