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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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er mir sagen wollte: Er hatte den Centurio sympathisch gefunden. Das wiederum bedeutete, daß er vermutlich auch mir gefallen würde – obwohl seine so mühelos bewiesene Unschuld mir die wesentlich härtere Aufgabe stellte, meine eigene zu beweisen. Prompt fing ich wieder an schwarzzusehen – der Verdächtige unterm Damoklesschwert.
    Ich stützte das Kinn in die Hand und starrte auf den schmutzigen Tisch. Zwirn, der Kater, sprang herauf, machte aber einen Bogen um meinen Platz, als ob dieses fettverschmierte Fleckchen so eklig sei, daß es selbst die Toleranzgrenze dieses Tieres überschritt. Petro streichelte Zwirn geistesabwesend und winkte Epimandos, uns noch einen Wein zu bringen.
    »Wird sich schon alles finden, Falco.«
    Aber so eine billige Floskel konnte mich nicht trösten.
     
    Wir tranken schweigend, als Laurentius erschien.
    Sobald er sich draußen an die Theke lehnte, wußte ich, was Petro meinte. Auf dem Schlachtfeld mochte der Centurio durchaus schon getötet haben, aber ein kaltblütiger Mörder war dieser Mann nie und nimmer. Laurentius war um die Fünfzig – ein ruhiger, vernünftiger Mensch mit unauffälligen, intelligenten Gesichtszügen und starken, guten Händen, die offenbar an praktische Arbeit gewöhnt waren. Seine Uniform war sauber, auch wenn die Bronzeknöpfe nicht übermäßig poliert waren. Seine Gesten waren ruhig und überlegt.
    Er sah sich nach uns um, dann bestellte er etwas zu trinken – genau in dieser Reihenfolge. Danach kam er zu uns an den Tisch und brachte höflicherweise seinen Krug gleich mit.
    Als er und Petronius einander begrüßt hatten, setzte er sich, musterte mich so, daß ich es merken mußte, und sagte dann: »Sie sind bestimmt ein Verwandter von Didius Festus?« Jedem, der meinen Bruder gekannt hatte, fiel die Ähnlichkeit auf.
    Petronius übernahm die Vorstellung, sagte jedoch nicht, warum ich dabei war.
    »Ich hab Ihre Geschichte überprüft«, erklärte Petro dem Centurio. »Ihr Alibi für die Mordnacht ist durchaus glaubwürdig.« Der Centurio nickte. Er akzeptierte, daß Petronius seine Pflicht tun mußte und das korrekt erledigt hatte. »Ich hab Ihnen den Tornister Ihres Freundes mitgebracht. Ist nichts drin, was wir als Beweismittel brauchen. Ihre eidesstattliche Erklärung habe ich bereits – wenn Sie also zurück zu Ihrer Einheit wollen, habe ich nichts dagegen. Nur ein paar Fragen würde ich Ihnen noch gern stellen«, setzte Petro unvermittelt hinzu, als der Centurio sich schon zum Gehen wandte. Laurentius setzte sich wieder hin.
    Er schaute mich an, und ich sagte: »Censorinus hat bei meiner Mutter gewohnt.« Wieder nahm er die Auskunft mit einem leichten Nicken zur Kenntnis, und ich ergänzte leise: »Bevor er sich hier in der Caupona einquartiert hat.«
    Laurentius sah sich rasch in der Kneipe um. Falls Erschrecken in seinem Blick lag, so schien es – mir nur zu verständlich – ein Schock, der einzig der Umgebung galt. »Ist es hier passiert?«
    Petronius, der ihn unverwandt ansah, nickte ernst. Als der Centurio begriff, was gespielt wurde, erwiderte er seinen Blick mit kühler, ja fast zorniger Miene. »Ich bin noch nie in diesem Lokal gewesen.«
    Wir glaubten ihm.
    Laurentius, der die Prüfung bestanden hatte, schaute sich weiter aufmerksam um. Er war einfach ein Mann, dessen Freund in dieser Kneipe ums Leben gekommen war und der sich natürlicherweise für den Tatort interessierte. »Was für ein Ort zum Sterben …« Sein Blick fiel auf Epimandos, der schon die ganze Zeit im Hinterzimmer herumwieselte. »Hat der Kellner ihn gefunden?«
    »Nein, die Eigentümerin«, antwortete Petro. »Eine gewisse Flora. Sie ging in sein Zimmer, um ihm die Rechnung zu bringen.«
    »Flora?« Dieses Detail der Geschichte hörte ich heute zum ersten Mal. »Ich dachte immer, diese ›Flora‹ gibt’s gar nicht!«
    Petronius sagte nichts dazu, aber mir war so, als hätte er mich ganz komisch angeschaut.
    Laurentius wirkte jetzt sichtlich erregt. »Dieser Urlaub stand von Anfang an unter einem schlechten Stern – ich wünschte, wir wären gar nicht erst hergekommen!«
    »Ist wohl ’n sehr langer Urlaub, wie?« fragte Petronius höflich.
    »Nicht direkt. Ich habe um meine Versetzung gebeten. Die Fünfzehnte ist nach Pannonia zurückbeordert worden, und in dieser langweiligen Provinz will ich nicht versauern.«
    »Und glauben Sie, es klappt mit einer neuen Legion?«
    »Das denke ich doch. Schließlich habe ich mich freiwillig für Britannien gemeldet.«
    Petro

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