Poseidons Gold
ihn hinters Licht zu führen. »Wir hatten mit einem früheren Projekt großes Glück, und haben mit dem Gewinn den Phidias-Kauf finanziert. Wäre Festus’ Rechnung aufgegangen, dann hätte sich unser Einsatz verdoppelt. Ich bin nach Rom gekommen, um rauszufinden, was aus dem Geschäft geworden ist. Wenn Festus’ Coup geglückt ist, müßte auch für uns ein gewaltiger Profit rausspringen. Hat’s dagegen nicht geklappt, dann stehen wir wieder bei Null. Ein echter Spieler steckt so was achselzuckend weg und fängt wieder von vorn an.«
Jetzt sah ich mich doch gezwungen einzugreifen. »Sehr hübsch, wie Sie den gelassenen Philosophen herauskehren! Wenn das Ihre Einstellung ist, wieso hat Censorinus mir dann so wüst zugesetzt?«
»Weil für ihn viel mehr auf dem Spiel stand.«
»Wieso?«
Laurentius schlug verlegen die Augen nieder. »Als Censorinus dem Syndikat beitrat, gehörte er nicht richtig zu uns, er war bloß ein Optio.«
Martinus warf seinem Vorgesetzten einen ratlosen Blick zu. Im Gegensatz zu uns war der Junge nicht in der Armee gewesen und kannte sich daher mit deren kompliziertem Beförderungssystem nicht aus. »Ein Optio«, erklärte Petronius, »ist ein Soldat, der zwar zur Beförderung zum Centurio vorgeschlagen ist, aber noch warten muß, bis ein entsprechender Posten frei wird. Das kann lange dauern. Bis dahin wird er einem Hauptmann als Stellvertreter zugeteilt – ungefähr so wie du mir.« Bei diesem Nachsatz war Petros Stimme unversehens scharf geworden. Ich wußte, daß er Martinus seit langem in Verdacht hatte, ihm seinen Posten streitig machen zu wollen. Freilich glaubte er nicht, daß Martinus gut genug wäre, um ihn ausstechen zu können.
»Ich erzähle wohl besser die ganze Geschichte«, sagte Laurentius. Falls er die Spannung zwischen Petro und Martinus mitbekommen hatte, so kannte er derlei Reibereien aus eigener Erfahrung.
»Für ein wenig Aufklärung wären wir Ihnen sehr dankbar«, erwiderte ich betont freundlich.
»Ein paar Kameraden brachten das Geld für eine Investition zusammen – wie, ist hier wohl nicht von Belang …« Ich vermied es, Petronius anzuschauen. Dieser Zusatz war mit Sicherheit eine Anspielung auf den Griff in die Legionskasse.
»Das kommt nicht ins Protokoll«, ordnete Petronius an, und Martinus legte verlegen den Stilus beiseite.
»Unsere Investition war ein voller Erfolg …«
»Und ich hoffe, Sie haben das Kapital zurückerstattet.« Absichtlich stieß ich ihn darauf, daß ich erraten hatte, woher die Summe stammte.
Laurentius blieb gelassen. »Immer mit der Ruhe!« Er lächelte. »Ja, wir haben das Geld zurückgelegt! Censorinus war zu der Zeit übrigens noch nicht Mitglied unseres Syndikats. Mit diesem ersten Projekt machten wir etwa eine Viertelmillion Gewinn, den sich zehn Leute teilen mußten. Wir waren zufrieden und betrachteten Festus schon damals als Helden. Zum Geldausgeben war in der Wüste keine Gelegenheit, also finanzierten wir mit unserem Gewinn einfach das nächste Geschäft. Wenn es diesmal schiefginge, wollten wir das als Rache der Parzen verbuchen, und keiner erlitt eigentlich einen Verlust. Kam der Handel aber zustande, dann konnten wir alle in Pension gehen.«
»Und bei diesem Geschäft haben Sie Censorinus mitmachen lassen?«
»Ja. Wir hatten zwar nie über unseren Volltreffer gesprochen, aber wenn jemand so ein Mordsglück hat, spricht sich das herum. Censorinus stand schon auf der Beförderungsliste, suchte deshalb Anschluß an unsere Gruppe. Irgendwie hat er dann wohl Wind davon bekommen, daß wir eine vielversprechende Investition planten. Jedenfalls sprach er uns darauf an und bat darum, mitmachen zu dürfen.«
Petro horchte auf. »Sie haben also nur Ihren Gewinn aufs Spiel gesetzt – er dagegen mußte seine Ersparnisse hergeben?«
»So wird’s wohl gewesen sein.« Diesmal stockte Laurentius verlegen. »Natürlich haben wir erwartet, daß er genauso viel beisteuert wie wir.« In Anbetracht der Tatsache, daß der Grundstock ihrer Einlage ein illegales Darlehen aus der Pensionskasse war, eine schreiende Ungerechtigkeit. Die Bande hatte einen Betrug erfolgreich durchgezogen – und dachte schon im nächsten Augenblick nicht mehr daran, daß sie ihr Glück einzig dem Schicksal verdankte. »Jetzt ist mir klar, daß Censorinus sein ganzes Geld eingesetzt und sich obendrein noch was geborgt hat. Aber seinerzeit haben wir uns nicht drum gekümmert, wo er die Kröten hernahm.« Petro und ich konnten uns gut vorstellen, wie
Weitere Kostenlose Bücher