Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Kellner und einem seiner Männer, einem gewissen Martinus, der sich aber bei meinem Erscheinen diskret zurückzog. Ein zweites Gedeck, das mein liebenswürdiger Freund bereits bestellt hatte, wurde im Nu aufgetragen, und Epimandos bediente uns mit einer Zuvorkommenheit, die vermutlich Ausdruck seines Respekts vor Petronius war.
    Neben Petro lag sauber zusammengefaltet sein dicker brauner Mantel, und darunter entdeckte ich den Tornister des ermordeten Soldaten. Als höflicher Mensch übersah ich das makabre Bündel fürs erste, und Epimandos, der die Sachen wohl auch wiedererkannt hatte, machte um den Platz, auf dem sie lagen, einen so großen Bogen, als hätte der Wachhauptmann einen Kessel Giftschlangen in die Taverne eingeschmuggelt.
    Petronius selbst war, wie immer, die Ruhe in Person. »Na, Falco, du siehst ja so bedrückt aus. Soll ich Epimandos’ Suppe die Schuld daran geben?«
    »Schuld daran ist Festus«, gestand ich. Darüber konnte Petro nur lachen.
    Petronius und ich kannten uns schon so lange, daß ich ihm auch das Schlimmste anvertrauen durfte, und er hörte mir, wie gewohnt, gelassen zu. Von Leuten mit künstlerischen Ambitionen hielt er nicht viel und war daher über Carus’ Betrug nicht sonderlich verblüfft. Und da er auch von Heldentaten nicht viel hielt, ließ ihn die Erkenntnis, daß das Ende meines Bruders vielleicht nicht so glorreich gewesen war, wie wir alle getan hatten, ebenfalls relativ kalt.
    »Na und? Wann wird ein Orden je dem richtigen Mann verliehen? Weißt du, ehe so ein Arsch, der mit dem Kriegsrat auf du und du steht, so was einheimst, da ist es mir schon lieber, einer wie dein Bruder schnappt sich das Lametta.«
    »Du hattest sowieso eine ziemlich schlechte Meinung von der Familie Didius, wie?«
    »Ach, ein paar von euch sind ganz brauchbar.« Petro lächelte leise.
    »Besten Dank! Das ist wirklich sehr schmeichelhaft.« Allmählich konnten wir die Förmlichkeiten beiseite lassen und uns dem Geschäft zuwenden. »Also? Was ist nun mit diesem Centurio?«
    Petronius streckte die langen Beine aus. »Du meinst Laurentius? Scheint ein ehrlicher Trottel zu sein, der sich zufällig mit ’nem Pechvogel angefreundet hat. Als er ins Wachlokal kam, erzählte er uns, er hätte eben erst vom Tod seines Kumpels erfahren. Und er wollte wissen, ob er sich um die Hinterlassenschaft des Toten kümmern darf.« Petro klopfte auf den Tornister neben sich.
    »Heißt das, du hast ihn auch hierher bestellt? Was versprichst du dir davon?«
    »Nicht viel – vielleicht, daß ihm am Tatort die Nerven durchgehen.« Petro grinste verstohlen. »Falls er’s war, könnt’s funktionieren … Wenn nicht, dann vergiften wir beide uns mal wieder für nichts und wieder nichts mit Epimandos’ Suppe!«
    »Du hältst ihn nicht für den Täter.« Das hatte ich aus seinem Ton geschlossen. »Was hat er dir denn erzählt?«
    »Daß sie beide auf Urlaub nach Rom kamen. Censorinus wollte bei der ›Familie eines Freundes‹ wohnen. Ich hab ihm übrigens bis jetzt noch nicht verraten, daß ich diese Familie kenne. Laurentius ist Römer und hat sich bei seiner Schwester einquartiert.«
    »Hast du das überprüft?«
    »Natürlich!«
    »Und wo war dieser Laurentius, als der Mord passiert ist?«
    »Mit Schwester nebst deren vier Kindern bei einer Tante in Lavinium. Für einen Monat.«
    »Und du hast dich auch in Lavinium umgehört?« fragte ich düster.
    »Hab ich dich schon mal im Stich gelassen? Glaub mir, ich hab mein Bestes getan, Falco! Aber vom Stadthauptmann abwärts bestätigt ganz Lavinium das Alibi. An dem entsprechenden Abend wurde eine Hochzeit gefeiert, und ich kann dem Centurio nicht mal unterstellen, daß er sich unbemerkt vom Fest weggeschlichen hätte und heimlich nach Rom zurückgekehrt wäre. Anscheinend hat er kräftig mitgefeiert und bis spät am nächsten Vormittag in der Küche seinen Rausch ausgeschlafen. Die ganze Hochzeitsgesellschaft sagt für ihn gut – mit Ausnahme des Bräutigams, der was anderes im Kopf hatte und nicht auf ihn geachtet hat. Nein, Laurentius war’s nicht«, erklärte Petro ruhig und pulte mit einem Fingernagel zwischen seinen Zähnen. »Außerdem, jetzt, wo ich mit ihm gesprochen habe, muß ich sagen: Er ist einfach nicht der Typ dafür.«
    »Wer ist schon der Typ für so was?«
    »Na ja, wenn du mich so fragst …« Petronius sah ohne weiteres ein, daß verbindliche Theorien genau wie instinktive Urteile nur dazu da sind, widerlegt zu werden. Aber ich verstand sehr wohl, was

Weitere Kostenlose Bücher