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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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befreit von weiblicher Gegenwart, sprudelte mein Schwager auch schon los. »Hört mal, ich muß euch was erzählen. Also, ich hab so einen Dusel gehabt …«
    »Na, beim Rennen gewonnen, Gaius?« flötete Papa. »Erzähl’s bloß nicht deiner Alten, sonst knöpft Junia dir die Kröten ab, bevor du bis drei zählen kannst.«
    »Olympus! Marcus, dein Vater ist ja ein noch schlimmerer Schwarzseher als du … Nein, ich hab was gefunden, wonach ihr so eifrig sucht.«
    »Etwa eine Spur von der Hypericon?«
    »Nein, das nicht. Ich bin inzwischen sicher, daß sie wirklich untergegangen ist.«
    »Ja, führt ihr denn keine Liste über verschollene Schiffe?« fragte Papa.
    »Wozu?« Gaius Baebius maß ihn mit spöttischem Blick. »Seetang und Schlick kann der Staat nicht besteuern.«
    »Schade«, gab Papa zurück. »Ich hätte zu gern Gewißheit darüber, daß die Perle von Perga wirklich auf dem Grund des Meeres liegt.«
    »Also, Gaius, was hast du denn nun entdeckt?« erkundigte ich mich so geduldig, wie es mir als Puffer zwischen diesen zwei Streithähnen nur möglich war.
    »Festus!«
    Mir wurde ganz schrecklich blümerant. Noch war ich nicht soweit, daß ich mit irgendeinem aus der Familie über dieses Thema hätte reden können. Sogar Papa war auf einmal auffallend schweigsam.
    Gaius Baebius merkte, daß es mir den Appetit verschlagen hatte, und er grapschte gierig nach meiner Schüssel.
    »Raus mit der Sprache!« drängte mein Vater, der sich nicht anmerken lassen wollte, wie sehr ihm der Schreck in die Glieder gefahren war. »Was ist mit Festus?« Sein Blick war auf einen zweiten Löffel gefallen, mit dem er Gaius Baebius nun beherzt die Reste meiner Mahlzeit streitig machte.
    »Ich fand …« Gaius hatte den Mund so voll, daß er nicht weiterreden konnte. Wir warteten, bis er mit der schwerfälligen Gründlichkeit, die sein ganzes Leben bestimmte, zu Ende gekaut hatte. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt gegeben, hielt mich aber, um mir den schmerzlichen Vorwurf zu ersparen, mit dem er garantiert auf meinen Angriff reagiert hätte, wenn auch äußerst mühsam, zurück. »Ich fand«, wiederholte er pedantisch, nachdem wir elend lange gewartet hatten, »also ich fand die Quittung über die Verbrauchssteuer, die Festus bezahlt hat, als er an Land ging.«
    »Wann? Bei seinem letzten Urlaub?«
    »Genau!«
    Papas Brauen, die im Gegensatz zu seinem dichten Haar noch kohlschwarz waren, schossen in die Höhe. Dann linste er geringschätzig an seiner langen und ach so geraden Didius-Nase runter und sagte: »Festus ist damals mit einem Versorgungsschiff heimgekommen, und zwar auf einer Trage!«
    »Ja, ja, er kam auf einer Trage, aber von der ist er verdammt schnell wieder runtergehopst!« Gaius Baebius riskierte einen leicht kritischen Ton. Alle Männer meiner Schwestern hatten meinen Bruder schief angesehen; seither hielten sie es mit mir genauso. Nicht auszudenken, wie Gaius Baebius sich aufführen würde, falls er je erfuhr, daß Festus den Heldentod gesucht hatte, um ein paar rabiaten Gläubigern zu entkommen – ganz zu schweigen von dem unschönen Aperçu, daß diese Gläubiger, ohne daß Festus es geahnt hätte, selbst kriminelle Betrüger waren.
     
    Leuten wie meinen Schwagern diese deprimierende Geschichte eingestehen zu müssen war das Problem, vor dem mir fast am meisten graute.
    »Also hat Festus es trotz seiner Verwundung geschafft, was mit heimzubringen, wofür er Zoll zahlen mußte?« Ich redete schon genauso pedantisch wie Gaius, aber das war anscheinend das einzige Mittel, etwas Vernünftiges aus ihm rauszulocken.
    »Du hast’s erfaßt!« triumphierte Gaius. »Du bist gar nicht so dumm!« Der Mann war unerträglich.
    Geminus bewahrte mich davor, doch noch die Beherrschung zu verlieren. »Nun mach schon, Gaius! Spann uns nicht so auf die Folter. Was hat Festus denn nun importiert?«
    »Ballast«, sagte Gaius Baebius, und hoch zufrieden über unsere schafsdummen Gesichter lehnte er sich zurück.
    »So was dürfte doch kaum steuerpflichtig sein«, bemerkte ich, als ich mich halbwegs wieder gefangen hatte.
    »Ist es auch nicht. Die Steuer deckte einen kleinen Schuldposten.«
    »Hört sich ganz so an, als hätte Festus jemanden im Zollamt dafür bezahlt, daß der ihm seine Fracht als wertlos deklarierte.«
    »Das ist Beamtenbeleidigung!« rief Gaius.
    »Aber auch die einzig logische Erklärung«, versetzte Papa gleichmütig.
     
    Mein Vater kann mitunter eine Arroganz an den Tag legen, die einem ziemlich auf den

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